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Parken unter dem Mond

Die partielle Mondfinsternis am 16. August 2008 in Dreieich-Götzenhain

Erlebnisbericht


Die zweite von Deutschland aus sichtbare Mondfinsternis des Jahres 2008 sollte mit Mondaufgang am 16. August bequem an einem Samstag Abend beginnen und kurz nach Ende der ersten Nachthälfte enden. Ähnlich wie am 16. September 1997 gab es Hoffnung, bei gutem Wetter und entsprechendem Vordergrund Aufnahmen des verfinsterten Mondes über einer heimischen Landschaft beobachten und fotografieren zu können.

Das Wetter tagsüber war gut, sommerlich warm, ein paar Schönwetter-Wolken, vielleicht etwas dunstig. Aber der Mond sollte ja bei Aufgang noch deutlich in der Halbschattenphase sein, d.h. kein Problem, wenn er erst bei etwas mehr Graden über dem Horizont sichtbar werden sollte. Kurzfristig entschloss ich, im Nordwesten von Götzenhain oder Nordosten von Dreieichenhain zu beobachten, um den Mond hinter höher gelegenen Feldern und Bäumen aufgehen zu sehen. Zusammen mit Uwe Müller ging es gegen 20:30 los. Wir fanden schließlich eine Stelle auf einem Hügel im Feld wenige 10 Meter entfernt von dem Ort, wo ich im September 2004 Sonnenuntergänge fotografiert hatte, aber nun mit Blick auf den Mondaufgangspunkt direkt hinter dem „Höchsten" in Götzenhain. Dort wo ich den Mond erwartete sah ich ihn dann auch schon schwach noch hinter Wolken scheinen. Auf der Höhe parkten eine Menge Autos.

Parken unter dem Mond

Parken unter dem Mond

Autos parken unter dem aufgehenden Mond "Im Höchsten" in Dreieich-Götzenhain. Der Mond befindet sich bereits (nicht erkennbar auf der Aufnahme) im Halbschatten der Erde. Aufgenommen am 16. August 2008 um 20:55 MESZ mit einer Canon EOS450D Digitalkamera fokal durch einen Scopos 66/400 APO mit 0,8x Bildfeldebner.

Die Autos parkten dort wegen eines Konzerts im Maislabyrith von Götzenhain, das in ca. 1 Kilometer Entfernung vom Beobachtungsort nahe der neuen Straßenbrücke stattfand. Deutlich waren exotische Klänge zu hören. Diese hörten auf, als der Mond gerade hinter einer Wolkenbank stand, und begannen wieder, als der Mond wieder sichtbar wurde. Ob das Zufall war oder mit der Mondfinsternis zusammenhing war uns nicht bekannt. Von der Verfinsterung selbst war noch nichts zu erkennen, aber der Mond gab ein schönes rotes Licht am noch abendblauen Himmel ab.

Mond im Halbschatten

Mond im Halbschatten

21:09 MESZ - Der Mond steigt höher über den Horizont und weiter in den Halbschatten. Die Abschattung ist links unten bereits gut erkennbar. Aufgenommen am 16. August 2008 um 21:09 MESZ mit einer Canon EOS450D Digitalkamera fokal durch einen Scopos 66/400 APO mit 0,8x Bildfeldebner, 1/8s belichtet bei ISO400.

Der Mond stieg höher, wurde heller, nun gingen die Farbtöne in orange und gelb über. Der Halbschatten wurde am linken unteren Rand des Mondes sichtbar. Ich ging etwa 100 bis 200 Meter weiter nach Nordosten, um noch andere Vordergrundblicke zu erhalten. Der Mond stand über dem Wohngebiet „Im Höchsten", Jupiter etwa im Süden auch bereits sichtbar. Der Mond durchwanderte zwei Kondensstreifen und nahm weiter an Helligkeit zu. Es war nicht mehr möglich, die Mondfinsternis zusammen mit der Landschaft aufzunehmen, dafür war die Landschaft schon zu dunkel und der Mond bereits zu hell, also keine Blicke wie am 16. September 1997. Ich versuchte dann eine Aufnahmereihe mit einem Apfelbaum bei verschiedenen Belichtungszeiten. Damit wäre es später vielleicht möglich, mittels einer Kompositaufnahme die unterschiedlichen Helligkeiten zu vereinen.

Mond über Götzenhain

Mond über Götzenhain

Der Mond steht über den Häusern im Norden von Dreieich-Götzenhain, aufgenommen am 16.08.2008 um 21:23 MESZ mit einer Canon EOS450D.

Mond und Jupiter

Mond und Jupiter über Dreieich-Götzenhain

aufgenommen am 16.08.2008 um 21:24 MESZ in Dreieich-Götzenhain mit einer Canon EOS450D

Der Mond kurz vor dem Eintritt in den Kernschatten

21:33 MESZ - Der Mond 2 Minuten vor dem Eintritt in den Kernschatten

aufgenommen in Dreieich-Götzenhain mit einer Canon EOS450D und einem Walimex 650-1300mm Supertele-Zoom bei 650mm.

Dann ging es mit den Autos nach Hause. Auf der Dachterrasse gleich wieder die nächsten Bilder gemacht, dann den Laptop für die Liveübertragung auf AstroNation aufgebaut. Der Server war zwar belastet, aber nicht ausgefallen. Ich konnte mich einloggen und die Liveübertragung starten. Warum kurz darauf der Laptop mit schwarzem Bildschirm in den Schlafmodus ging, war mir nicht klar, sorgte für kurzen Ärger und einen Reboot.

Danach konnte ich mich trotz mehreren Versuchen nicht einloggen, also erst mal weiter Bilder machen. Ein neues 650 - 1300mm Supertelezoom kam zum Einsatz und lieferte scharfe Aufnahmen. Doch ab 0,5 Sekunden war bei 650mm bereits eine kleine Verschiebung durch der Erdrotation am Mond erkennbar. Die Auflösung bei Digitalbildern ist besser als bei Analogbildern, daher ist die maximale Belichtungszeit, die man ohne Nachführung verwenden kann, kürzer.

Mit dem Celestron C5 und dem Scopos 60/400 APO-Refraktor machte ich einige nachgeführte Aufnahmen. Auch die Sony DCR-VX700 Videokamera kam nun bei einer Mondfinsternis wieder zum Einsatz. Inzwischen war die maximale Phase erreicht, ein Bogen einer Mondsichel spannte sich nach unten geöffnet über den verfinsterten Bereich des Mondes. Dieser war deutlich in rötlich braunen Tönen erkennbar. Mit der EOS450D gelangen gute Teleskopaufnahmen problemlos, Spiegelvorauslösung aktiviert.

Partielle Mondfinsternis

21:56 MESZ - Mondfinsternis

aufgenommen in Dreieich-Götzenhain mit einer Canon EOS450D

Partielle Mondfinsternis

22:18 MESZ - Mondfinsternis

aufgenommen in Dreieich-Götzenhain mit einer Canon EOS450D

Partielle Mondfinsternis

22:51 MESZ - Mondfinsternis

aufgenommen in Dreieich-Götzenhain mit einer Canon EOS450D

Partielle Mondfinsternis

23:14 MESZ - Mondfinsternis

aufgenommen in Dreieich-Götzenhain mit einer Canon EOS450D fokal durch ein Celestron C5 Teleskop, 3s belichtet bei ISO 800

Die Sichel drehte sich weiter nach von Norden nach Nordosten, d.h. immer mehr nach Südwesten geöffnet. Sie wurde größer. Leichte Cirruswolken hatten sich über den Mond gelegt, das Streulicht war so stark, dass die Kernschattenbereiche nicht ganz klar durchkamen, wie ein Blick auf den verfinsterten Mond durch sehr dünne Seide. Bei kurzen Belichtungszeiten der beleuchteten Mondoberfläche wurde sie aber auf den Aufnahmen nicht mehr sichtbar.

Partielle Mondfinsternis

23:36 MESZ - Mondfinsternis

aufgenommen in Dreieich-Götzenhain mit einer Canon EOS450D

Partielle Mondfinsternis

23:52 MESZ - Mondfinsternis

aufgenommen in Dreieich-Götzenhain mit einer Canon EOS450D fokal durch ein Celestron C5 Teleskop, 1/4s belichtet bei ISO 200

Nach Ende der partiellen Phase um 0:44 MESZ gab es rechts, links und oberhalb des Mondes noch Ansätze eines Halos zu sehen. Die Helligkeit einer Vollmondnacht kam jetzt erst über die Landschaft von Dreieich. Noch vor Ende der Halbschattenphase beendete ich die Liveübertragung, wir packten die Sachen zusammen. Es war inzwischen kühl geworden, die Sommernacht hatte sich in Richtung Herbstnacht gewandelt, ein wenig Feuchtigkeit schlug sich schon auf den Dachfenstern nieder.

Vollmond

00:53 MESZ am 17. August 2008 - Der noch habschattenverfinsterte Mond über Dreieich-Götzenhain in Cirruswolken.

Ansatzweise ist ein Halo erkennbar. Aufgenommen in Dreieich-Götzenhain mit einer Canon EOS450D

Das war eine schöne Mondfinsternis mit farbenreichem Mondaufgang über Dreieich, die ich bei recht guten Beobachtungsbedingungen erleben und genießen konnte. So viel Eclipse-Erlebnisse in so kurzer Zeit wie im August 2008 wird es eine ganze Weile nun nicht mehr geben, frühestens Ende 2009 / Anfang 2010 ist wieder etwas Vergleichbares möglich, mit einer kleinen partiellen Mondfinsternis in Mitteleuropa und einer sehr langen ringförmigen Sonnenfinsternis in Afrika oder Südasien.

Stephan Heinsius, Dreieich, im August 2008.

Letzte Aktualisierung dieser Seite: 24. August 2008.
 

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