German  English

Total im Halbschatten

Die totale Halbschattenfinsternis am 14./15. März 2006 in Dreieich-Götzenhain

Erlebnisbericht


Nach einem sonnigen Tag zog am Abend von Südosten leichte Cirrusbewölkung auf, die sich jedoch, anders als es der Wetterbericht im Radio vermuten ließ rechtzeitig vor der Halbschatten-Mondfinsternis so weit auflöste, dass eine ungestörte Beobachtung der totalen Halbschattenfinsternis des Mondes in der Nacht vom 14. auf den 15. März 2006 in Dreieich möglich war.

Ich dachte an die totale Mondfinsternis vom 09. Januar 2001 in Köln , als die Cirrusbewölkung so dicht wurde, dass auf den total verfinsterten Mond nur ein stark eingetrübter Blick möglich war.

Doch diesmal kam es anders und vom Beobachtungsort im Norden von Dreieich-Götzenhain herrschten sehr gute Beobachtungsbedingungen. Erstmals setzte ich zur Eclipse-Fotografie eine Digitalkamera (Jenoptik) ein, fotografierte direkt durch das 30mm Okular des Skywatcher-Refraktors (D=70mm, f=700mm), jedoch war die Abschattung am Okular recht beachtlich, so dass eine Aufnahme, die den Beleuchtungsverlauf des Mondes genau wiedergibt mit dieser Methode nicht sichergestellt ist. Spontane Kontrolle zeigte jedoch, das auf diese Art und Weise doch gerade noch brauchbare und vor allem schnelle Ergebnisse erzielt werden können.

Nach 22 Uhr MEZ begab ich mich auf die noch im Bau befindliche Dachterrasse, um sie erstmals zu astronomischen Zwecken zu nutzen. Die astronomische Einweihung gelang:

Der nach der Reise zur ringförmigen Sonnenfinsternis in Spanien nicht mehr geleerte Teleskopkoffer wurde nun ausgepackt und die Beobachtung begann. Waren bereits gegen 23 Uhr erste Anzeichen des Halbschattens erkennbar? Es schien als sah der Mond an seinem südöstlichen Rand doch etwas anders als sonst aus, oder war es noch Täuschung?

Halbschattenfinsternis

Teleskope im Halbschattenmondschein

Die noch im Bau befindliche Dachterrasse dient erstmals astronomischen Zwecken: Der halbschattenverfinsterte Mond scheint über den Teleskopen in Dreieich-Götzenhain.

Gegen 23:30 war es klar, die Lichtabschwächung ist mit bloßem Auge erkennbar, deutlich im Teleskop und Feldstecher sichtbar.

0:00 Uhr - Mitternacht: Es ist ganz klar, dass der Mond jetzt nicht mehr voll scheint.

Im Südosten ist ein Licht zu erkennen, das ruhig strahlt und unbeweglich ist. So hell ist doch kein Stern? Ich sehe genauer hin, es ist keines der zahlreichen Flugzeuge die aus dieser Richtung bei nördlichen und östlichen Winden den Frankfurter Flughafen anfliegen, es ist Jupiter im Sternbild Waage, der zwischen den leichten Cirrusschleiern steht.

Um das Maximum der Finsternis um 0:37 fehlt deutlich ein Teil des Mondes in seiner Südwestecke. Man könnte es auch für den Kernschatten halten, doch laut Eclipsevorhersage bleibt noch ein kleiner Abstand zwischen Mondrand und Kernschatten übrig. Es ist eine matte Abschattung in Mondbereichen außerhalb der Maria, ca. 10-20 Minuten vor und nach dem Maximum. Der Mond wirkt im Bereich der Abschattung ungewöhnlich gleichmäßig.

Halbschattenfinsternis

0:37 MEZ - Totale Halbschattenfinsternis

Der Mond befindet sich vollständig im Halbschatten der Erde. Aufgenommen in Dreieich-Götzenhain mit einer JenoptikJD5.0z3 Digitalkamera, durch 30mm Okular an einem 70/700 Skywatcher Refraktor.

Halbschattenfinsternis

Totale Halbschattenfinsternis

Aufgenommen in Dreieich-Götzenhain mit einer Canon EOS500N und 2xTele-Konverter hinter einem Revue-Refraktor (D=60mm, f=910mm) auf Fuji200 Negativfilm.

Einige Flugzeuge starten von Nordosten kommend rechts und links am Mond vorbei, aber keines fliegt über ihn hinweg. Bis gegen 2:00 ist eine Abschattung erkennbar, gegen 2:10 kaum noch wahrnehmbar, wieder im Bereich der Täuschung. Jetzt ist wieder Vollmond.

Ich stelle meine Ausrüstung in das noch unfertige Dachgeschoss und packe sie am nächsten Morgen im Hellen wieder ein.

Stephan Heinsius, am 15.03.2006.

Letzte Aktualisierung dieser Seite: 05. Juni 2006.
 

Impressum | Keimeno CMS