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Halbschatten über dem Dreieichwald

Die Halbschatten-Mondfinsternis am 20. November 2002 in Dreieich-Dreieichenhain

Erlebnisbericht


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Im November 2002 standen 2 Himmelsereignisse in zwei aufeinander folgenden Nächten an. In der Nacht zum 19.11. der Leonidenschauer, der nach den Vorhersagen für viele Jahre das letzte Mal spektakulär ausfallen sollte, sowie in der Nacht zum 20.11. eine Halbschatten-Mondfinsternis, die zwar relativ tief ausfallen sollte, aber eben als Halbschatten-Eklipse weniger auffällig sein würde als die zuletzt am 09.01.2001 beobachtete totale Mondfinsternis.

Am Beobachtungsort im Süden von Dreieich-Dreieichenhain zeigte sich in der Nacht zum 19.11. der in der Nähe des Radianten der Leoniden stehende Jupiter ab 2:30 bis etwa 2:45. Ein ca. 5-10 Grad schmales und ca. 20 Grad breites Wolkenloch erlaubte diesen Blick, völlig unerwartet, nachdem am Abend zuvor die Bedingungen mit sich zuziehendem Himmel schlecht aussahen. Während der angegebenen Zeit konnte ich aber trotz Radiantennähe keine einzige Leonide sichten.

Im Westen stand der Mond hinter hohen Wolkenstreifen. Im Nordosten, der Richtung aus der die Wolken heranzogen, schien es besser zu werden. Die Situation verschlechterte sich jedoch zusehends. Der Wolkenzug drehte auf Ost und vor dem Mond war zu erkennen, dass die Wolken dabei dichter wurden. Im Westen oberhalb des Flughafens hielten sich kleinere wolkenfreie Bereiche, jedoch durch den flachen Blickwinkel bedingt nur wenige Grad groß. Auch sie wurden kleiner. Die Wolkensicht reichte bis etwa 20 Grad Höhe, darunter war wegen Dunkelheit und Dunst nichts zu erkennen.

Es zog sich dann derart zu, dass zum erwarteten Höhepunkt der Leoniden zwischen 4:30 Uhr und 5:00 Uhr nicht einmal mehr der Mond zu sehen war.

Am folgenden Abend sah es am Himmel noch genau so aus, also weiter wenig Chancen, das zweite Himmelschauspiel, die Halbschatten-Finsternis des Mondes am 20.11. beobachten zu können.

Die Überraschung folgte in der zweiten Nachthälfte. Um 02:30 stand der verfinsterte Mond nur durch dünne Flächenwolken begleitet im bequemen ca. 45-Grad-Winkel am westlichen Himmel. Ganz deutlich auf den ersten Blick mit dem bloßen Auge zu erkennen: Der Norden des Mondes ist sanft abgeschattet. Der Blick durch mein Skywatcher (700mm f10) Teleskop zeigte die Verfinsterung deutlich, geschmückt durch vorbeiziehende Flächenwolken, die zu keinem Zeitpunkt dicht genug waren, um den Mond vollständig zu verdecken.

Die Fokalfotografie durch meinen Revue-Refraktor (910mm, f16) war durch die vorbeiziehenden Wolken nur erschwert möglich, denn die Belichtungszeiten änderten sich ständig. Gegen 3 Uhr war es dann fast ganz wolkenlos, und es gelangen mir ein paar Aufnahmen mit zusätzlichem Telekonverter (1820mm).

Halbschatten-Mondfinsternis

Der Mond im Halbschatten bei 910mm

Maximum der Finsternis um 02:47 Uhr aufgenommen mit einer Canon EOS500N fokal durch einen Revue-Refraktor (f=910mm, D=60mm), 1/250 Sekunde belichtet auf Fuji400 Negativfilm.

Halbschatten-Mondfinsternis

Der Mond im Halbschatten bei 1820mm

Um 03:02 Uhr aufgenommen mit einer Canon EOS500N fokal durch ein Revue-Refraktor (f=910mm, D=60mm) mit Canon 2xTeleConverter, 1/15 Sekunde belichtet auf Fuji400 Negativfilm.

Mond und Wolken

Typische Wolkensituation um den Mond herum

Um 03:23 Uhr aufgenommen mit einer Canon EOS500N mit Canon Telezoom 75-300mm bei ca. 115mm und f4,5, 1/4 Sekunde belichtet auf Fuji400 Negativfilm.

Das zarte Mondlicht warf sommerliche Schatten auf meinen Beobachtungsort und seine Umgebung. Von meinem Balkon aus Richtung Westen der direkte Blick zum Mond, die weißen Wände der Häuser im milden Mondlicht erstrahlend. Der Blick nach Süden geht zum nahen Dreieichwald, über dem der Halbschatten des Mondes den Anmut der Verfinsterung ahnen lässt. Ruhe. Jedes einzelne Geräusch das übrig blieb war auszumachen. In der Ferne ein paar Autos auf der Landstraße Richtung Offenthal, der Ruf der Eulen und Käutzchen aus dem nahen Wald und Feld. Für ein paar Minuten das Grollen eines zig Kilometer entfernt nach Südosten startenden Flugzeugs, das über dem Wald in die Ferne entschwindet. Auch mal ein paar heulende Hunde vom südlich gelegenen Tierheim gaben der Mondlichtstimmung der milden Novembernacht ihr märchenhaftes Empfunden-Werden.

Mondlicht über dem Wald von Dreieich

Mondlicht über dem Wald von Dreieich

Um 03:31 Uhr aufgenommen mit einer Canon EOS500N und 24-85mm Canon Zoom bei 24mm, 15 Sekunden belichtet bei f4,0 auf Fuji400 Negativfilm.

Teleskope im Mondlicht

Teleskope im Mondlicht

Um 03:34 Uhr aufgenommen mit einer Canon EOS500N und 24-85mm Canon Zoom bei 24mm, 8 Sekunden belichtet bei f4,0 auf Fuji400 Negativfilm.

Der Halbschatten entschwand unmerklich und der Vollmond strahlte so stark, dass der Blick durch das Teleskop regelrecht blendete. Kurz vor 4 Uhr beendete ich für mich zufrieden die erfolgreiche Beobachtungs- und Waldmondstimmungsnacht.

Nun sollte es nur noch einen halben Mondumlauf dauern, bis es wieder zum ganz großen Ereignis kommt, am 04. Dezember 2002 zur totalen Sonnenfinsternis im Krüger-Nationalpark in Südafrika.

Stephan Heinsius.Dreieich, 25. November 2002 (Text geschrieben) und 14. Dezember 2002 (Bilder hinzugefügt).


Gestaltung und Inhalt: Stephan Heinsius, D-63303 Dreieich, ©SH 2002 - all rights reserved


 

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