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Kaltfront trifft die Finsternis

Die partielle Mondfinsternis am 07. September 2006 in Dreieich-Götzenhain

Erlebnisbericht


Ein schöner warmer sommerlicher Tag mit Sonnenschein und wenig Wolken sollte am 07. September 2006 mit einer partiellen Mondfinsternis zu Ende gehen. Eine von Nordwesten herrannahende Kaltfront machte jedoch das Beobachtungsglück zum Spannungselement für die abendliche Finsternis. Würde die Kaltfront das Rhein-Main-Gebiet erst am Ende der Mondfinsternis erreichen, oder sollte man doch lieber in südöstliche Richtung ausweichen?

Gegen 16 Uhr schien das Wetter zu halten. Es war zwar recht dunstig, nur ca. 15 km Sicht, dann würde der Mond erst mehrere Grad über dem Horizont sichtbar werden. Die sich an Odenwald und Spessart heranziehenden Gewitterwolken sollten mit Sonnenuntergang genug zusammensinken, um zumindest einen großen Teil der Mondfinsternis sichtbar werden zu lassen.

Es hieß also besser zu Hause zu bleiben, zumal die Satellitenbilder bei astrowetter.com zeigten, dass sich auch südlich von Würzburg Gewitterwolken bildeten.

Kurz vor 17 Uhr ziehen von Westen her Wolken auf. Es ist inzwischen sehr windig geworden. Verwacklungsfreie Eclipse-Bilder ohne Windschutz würden so kaum möglich sein. Etwa eine halbe Stunde später verringern sich bei fallender Sonnenhöhe die Wolken. Im Osten ist es weiter recht wolkenarm. Es sieht gut aus für die Beobachtung der Mondfinsternis.

Doch durch den Wind und die tiefen Wolken ist das Wetter sehr schnell in der Lage sich zu ändern. Tiefe Wolken ziehen in südöstliche, mittelhohe in nordöstliche Richtung. Nach dem Durchzug eines breiten Bandes tiefer Wolken gegen 19 Uhr klart es im Westen wieder auf und die Sonne bietet einige schöne Fotochancen.

Gegen 20 Uhr wird klar: Die Kaltfront zieht durch. Die Luft ist klarer geworden, die Sicht beträgt nun etwa 50 km. Aber anscheinend werden die Wolken durch den starken Wind zerrissen: Tiefe Wolkenbänke mischen sich mit klarem Himmel dazwischen. Im Osten, wo der Mond nun bereits aufgegangen ist, ist aber noch alles dicht. Die Hoffnung richtet sich auf wolkenfreie Gebiete, die von Nordwesten über den Taunus heranziehen.

Wolken im Osten

20:14 MESZ - Die Kaltfront zieht durch

Wolken im Osten versperren den Blick auf den aufgehenden verfinsterten Mond. Aufgenommen in Dreieich-Götzenhain mit einer JenoptikJD5.0z3 Digitalkamera, automatisch belichtet.

Inzwischen ist das bei einem Pizza-Service bestelle Essen gekommen und die Wolkenpause wird für das Abendessen genutzt.

Wir nähern uns 21 Uhr, die Finsternis hat ihr Maximum um 20:51 MESZ erreicht. Die Wolkenbänke der Kaltfront stauen sich am Spessart, ziehen aber trotzdem langsam ab, und der Mond steigt dahinter unermüdlich empor. Meine beiden Mitbeobachter Uwe Müller und Harald Petrich und ich lauern hinter unseren Beobachtungsinstrumenten. Der Schimmer des Mondlichts verdichtet sich immer mehr an der Oberkante der Wolkenbank.

Da kommt er! Mit dem verdunkelten Teil zuerst. Für kurze Zeit ist das rotbräunliche Licht des Kernschattengebietes gut erkennbar, bevor der Mond sich ganz durch die Wolken durcharbeitet und diesen Teil durch Blendung wieder unauffälliger werden lässt.

Partielle Mondfinsternis

21:05 MESZ - Die partielle Mondfinsternis wird sichtbar!

Der Mond arbeitet sich etwa eine viertel Stunde nach maximaler Verfinsterung aus der Wolkenfront heraus! Die obere Rundung der Mondscheibe liegt im Schatten der Erde. Aufgenommen in Dreieich-Götzenhain mit einer einer Canon EOS500N und Canon 75-300mm-Telezoom bei f5,6 6 Sekunden belichtet auf Fuji200 Negativfilm.

Ich sehe durch meinen Skywatcher 70/700 Refraktor mit 30mm Okular den Mond glänzend knapp über der Oberkante der Wolkenbank stehen. Kreisrund ausgeschnitten liegt die obere Rundung der Mondscheibe im Schatten der Erde. Unhörbar zieht ein fernes Flugzeug von rechts nach links parallel zur Wolkenoberkante über den beleuchteten Bereich des Mondes vorüber und zieht einen dunklen kurzen Kondensstreif hinter sich her. Ein wunderschöner Anblick! Leider ist keine meiner Kameras bereit.

Partielle Mondfinsternis

21:08 MESZ - Partielle Mondfinsternis über Wolkenbank

Der Mond steht strahlend schön über der Wolkenbank. Aufgenommen in Dreieich-Götzenhain mit einer einer Canon EOS500N und Canon 75-300mm-Telezoom bei f5,6 0,7 Sekunden belichtet auf Fuji200 Negativfilm.

Partielle Mondfinsternis

21:08 MESZ - Partielle Mondfinsternis

Aufgenommen in Dreieich-Götzenhain mit einer JenoptikJD5.0z3 Digitalkamera, durch 30mm Okular an einem 70/700 Skywatcher Refraktor. Die Fokussierung wurde durch die Positionierung des Stativs vorgenommen, auf dem die Kamera separat montiert war.

Partielle Mondfinsternis

21:14 MESZ - Partielle Mondfinsternis

Aufgenommen in Dreieich-Götzenhain mit einer Canon EOS500N fokal durch ein Revue-Refraktor (f=910mm, D=60mm) 1/10 Sekunde belichtet auf Fuji200 Negativfilm. Die Fokussierung wurde durch die Positionierung des Stativs vorgenommen, auf dem die Kamera separat montiert war. Eine Pappröhre schützte vor störendem Lichteinfall.

Partielle Mondfinsternis

21:40 MESZ - Partielle Mondfinsternis

Der Erdschatten ist nach rechts gewandert. Aufgenommen in Dreieich-Götzenhain mit einer JenoptikJD5.0z3 Digitalkamera, durch 30mm Okular an einem 70/700 Skywatcher Refraktor. Die Fokussierung wurde durch die Positionierung des Stativs vorgenommen, auf dem die Kamera separat montiert war.

Im Verlauf der weiteren Finsternis bleibt der Mond an einem klaren Himmel gut sichtbar. Hin und wieder gesellen sich kleinere Wolken in seine Nähe und ab und zu wird er kurz verdeckt. Der Schatten bewegt sich nach oben rechts aus dem Mond heraus und so schnell ist die Zeit vergangen, dass der Austritt aus dem Kernschatten um 21:37 MESZ die partielle Mondfinsternis beendet.

Die folgende Halbschattenphase kann bis gegen 22:30 MESZ verfolgt werden, doch die Abdunklung wird immer blasser bis sie in einen Bereich gekommen ist, wo es nicht mehr klar ist, ob man sie noch sieht oder nur noch sehen will.

Halbschattenphase

22:18 MESZ - Halbschattenphase

Der Kernschatten hat den Mond verlassen. Während der Halbschattenphase zieren Wolken den Mond. Aufgenommen in Dreieich-Götzenhain mit einer JenoptikJD5.0z3 Digitalkamera, durch 30mm Okular an einem 70/700 Skywatcher Refraktor.

In der Zwischenzeit hat der Wind gedreht, sodass jetzt die südlich des im Norden von Dreieich-Götzenhain gelegenen Beobachtungsortes verlaufende Route von auf dem frankfurter Flughafen landenen Flugzeugen genutzt wird. Zweimal wird der Mond von Flügelspitzen gestreift, doch der einzige Durchflug geschieht zu einem Moment wo der Mond von kleinen Wolken abgeschwächt wurde.

Ein Bild mit Flugzeug vor dem Mond sollte an diesem Abend nicht gelingen, doch dafür gab es eine beeindruckende Mondfinsternis über der Wolkenbank der abziehenden Kaltfront. Ein glanzvolles Treffen am Abendhimmel über Dreieich-Götzenhain!

Stephan Heinsius, am 08.09.2006.

Letzte Aktualisierung dieser Seite: 09. September 2006.
 

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