Mondfinsternis grenzwertig

Die Partielle Mondfinsternis am Abend des 28. Oktober 2023 in Dreieich

Ende Oktober 2023 herrscht regnerisches Wetter in Dreieich vor, keine guten Aussichten für die Beobachtung der partiellen Mondfinsternis am Abend des 28. Oktober 2023. Die Dauer der partiellen Phase von 21:35-22:52 MESZ sollte aber vielleicht doch ein paar Blicke auf den verfinsterten Mond ermöglichen, und auch in den tiefen Halbschattenphasen sollte eine Abschattung auf dem Mond erkennbar sein. Doch die Aussichten für den Abend sind schlecht. Eine doppelte sich zu Schauern verwirbelnde Regenfront soll von Südwesten hereinziehen: Im Umkreis von ca. 150 km ähnliche Bedingungen. Der Versuch eines kurzfristigen Ausweichens vor den Wolken wäre angesichts keiner erkennbaren Vorteile nicht sinnvoll. Also zu Hause bleiben und bereit sein.

Gegen 19 Uhr zeigen sich die Wolken teilweise dünn genug, dass der Mond hindurchscheinen könnte, doch auch Regentropfen gibt es immer mal wieder.

Wolkensituation in Dreieich-Götzenhain um 19:01 MESZ

20:02 MESZ, der Mond tritt in den Halbschatten ein, und bleibt hinter Wolken verborgen. Doch dann steht er plötzlich da, verschwommen durch eine höhere Wolkenschicht, ohne dass eine Abschattung mit dem bloßen Auge erkennbar wäre. Doch das währt nicht lange, dann ist er wieder weg.

Mondfinsternis während der ersten Halbschattenphase, verschwommen hinter hohen Wolken um 20:24 MESZ

Die Wettermodelle auf windy.com und wetteronline.de zeigen aber im Verlauf der Finsternis, zu Beginn der partiellen Phase, ein paar wenige Chancen auf Wolkenlöcher.

Und so kommt es auch. Am Ende der Halbschattenphase öffnet sich ein Wolkenloch, für einige Sekunden. Ein paar Fotos gemacht, schon ist es wieder zu. Doch die Fotos sind unscharf, der Fokus hatte sich verstellt. Ein zweites Wolkenloch folgt, diesmal stimmt der Fokus, ein paar scharfe Bilder kann ich machen. Es ist 21:34 MESZ, eine Minute vor Eintritt des Mondes in den Kernschatten der Erde.

Mondfinsternis am Ende der Halbschattenphase in Dreieich-Götzenhain um 21:34 MESZ

Leider geht es nicht so weiter, aber noch einmal gibt es eine Gelegenheit: Um 21:48 MESZ gibt es ein weiteres kleines Wolkenloch. Es ist dichter, aber es reicht, um mit einer Sekunde Belichtungszeit und mehr ein paar Bilder zu machen. Hierbei ist bei 500mm Brennweite durch die Erdrotation aber schon eine leichte Unschärfe am Mond zu bemerken. Die Wolken sind so dicht, dass die Streuung des Mondlichts und die Abschattung der Wolken sich in der Größenordnung befinden wie die kosmische Abschattung auf dem Mond, eine grenzwertige Beobachtung, am Rande der Nachweisbarkeit der Finsternis.

Mondfinsternis während der partiellen Phase in Dreieich-Götzenhain um 21:48 MESZ

Wolkensituation in Dreieich-Götzenhain um 22:27 MESZ

Dennoch freue ich mich, dass ich diese Finsternis noch als Erfolg empfinden kann. Im weiteren Verlauf gibt es immer wieder helle Stellen in den Wolken, aber diese reichen bis zum Ende der Finsternis nicht für weitere Bilder aus, der Mond zeigt sich nicht. Gegen 23:20 MESZ jedoch (während der zweiten Halbschattenphase, die um 0:26 MESZ endet) ist noch einmal für wenige Sekunden das Rund des Mondes durch hohe Wolken verschwommen zu erkennen, doch zu diesem Zeitpunkt hat der Kernschatten der Erde die Mondoberfläche bereits etwa eine halbe Stunde vorher verlassen. Es beginnt wieder zu regnen, ich bringe meine Canon EOS R5 mit 100-500mm Telezoom und 16mm Weitwinkelobjektiv rein und beginne mit der Bildbearbeitung und Schreiben dieses kurzen Berichtes.

Stephan Heinsius, 28./29.10.2023.