China Eclipse - Schönheit über der Wüste
Die totale Sonnenfinsternis am 01. August 2008 in der Wüste Gobi
Erlebnisbericht
Eclipse Live 2008: Nicht nur die totale Mondfinsternis, sondern auch die totale Sonnenfinsternis des Jahres 2008 sollte Gegenstand einer Liveübertragung im Internet werden. Nach den Lastproblemen auf dem Server von AstroNation während der Mond-Totalität am 21. Februar 2008 wurde von uns (www.astronative.com) ein Konzept für eine Server-Infrastruktur erarbeitet, deren Leistungsfähigkeit das zu erwartende Interesse bewältigen und auch bei Hochlast beste Verfügbarkeit gewährleisten sollte. Leider verbunden mit einem Kostenpunkt, den wir allein nicht stemmen konnten. Die Suche nach Sponsoren mit Hilfe unseres Partners eclipse-city gestaltete sich schwierig, jedoch nicht von vornherein aussichtslos.
Ursprünglich planten wir die Übertragung aus dem eclipse city Camp in der Wüste Gobi in China. Im Frühsommer veranlasste uns die Anspannung der politischen Situation im Vorfeld der olympischen Spiele in China, den geplanten Standort der Übertragung in das am Ob See bei Novosibirsk geplante eclipse city Camp zu verlegen. Ein Direktflug von Deutschland nach Novosibirsk war geplant, der auch den Transport der Ausrüstung im Vergleich zu einer Anreise in die Wüste Gobi stark vereinfacht hätte. Mitte Juni wurde jedoch der Flug mangels ausreichender Buchungszahlen storniert. Somit blieb nur noch die chinesische Variante. Es fiel der Entschluss, im eclipse city Camp in der Wüste Gobi statt einer Liveübertragung eine WebCam Aufzeichnung zu machen. Diese steht seit Anfang August 2008 auf AstroNation bereit.
Eclipse Live 2008 Projekt-Logo Eclipse LIVE 2008 - Unter diesem Motto standen die Liveübertragungen auf AstroNation. |
Darüber hinaus übernahm ich für eclipse city die Organisation und Koordination einer Sonnenfinsternis-Konferenz und der zugehörigen Bilder-Ausstellung in Jiayuguan (China). Zum ersten Mal sollte der „First International Total Solar Eclipse Summit" (InterSoles 1) stattfinden: Eine spannende Aufgabe, in einem fremden Land ein Event zu einem hochinteressanten Thema ins Leben zu rufen. Bereits Wochen vor der Reise begannen die Vorbereitungen, am Nachmittag des 25. Juli flog ich von Frankfurt über Shanghai und Xian nach Jiayuguan im Norden von China.
Nach ca. 21 Stunden – der Flug ging durch die Nacht ohne die Dämmerung am Nordhimmel zu verlieren - kam ich am Nachmittag des 26. Juli in Jiayuguan bei sonnigem Wetter auf dem einsamen Wüstenflughafen an. Beim Landeanflug überflogen wir die chinesische Mauer, deren westlichste Teile sich in der Gegend befinden.
Mondaufgang über Nordrussland aufgenommen am 25.07.2008 um 19:13 MESZ auf dem Flug von Frankfurt nach Shanghai. Aufgrund der hohen nördlichen Breite scheint die Sonne während der Polarnacht fast parallel zum Horizont flach auf den zunehmenden Halbmond. |
Aufgang der Plejaden über Sibirien aufgenommen am 25.07.2008 um 20:42 MESZ auf dem Flug von Frankfurt nach Shanghai aus 35000 ft Höhe. Das Bild entstand in der Gegend von Novosibirsk in Sibirien, Russland. |
Sonnenaufgang über China aufgenommen am 25.07.2008 um 23:17 MESZ auf dem Flug von Frankfurt nach Shanghai über China |
Landeanflug über die Chinesische Mauer aufgenommen am 26.07.2008 beim Landeanflug auf den Flughafen von Jiayuguan, China. |
Die folgenden Tage waren durch wenig Schlaf, viel Arbeit, den Umgang mit vielen Änderungen im Vorfeld der Konferenz und der Sonnenfinsternis, ein gutes eclipse city Team, fremdes Essen und interessante Begegnungen mit den Menschen vor Ort und durch unerwartet schlechtes Wetter gekennzeichnet. Das sind viele Aspekte in einem kurzen Satz, kennzeichnend für die „komprimierte" Form der umfangreichen Erlebnisse in Jiayuguan.
Täglich gab ich die Wettersituation auf einem Thread bei AstroNation bekannt. Am 29. Juli zeigte sich drei Tage vor der Sonnenfinsternis die Mondsichel am Morgenhimmel über Jiayuguan, noch am gleichen Tag zog aber Regen auf. Am Nachmittag ging es zum ersten Mal zum eclipse city Camp, um per Video und Fotos den Aufbau des Camps festzuhalten. Ca. 2-3 Stunden ging es mit dem Kleinbus von Jiayuguan in Richtung Nordosten, mit Zwischenstation in der Stadt Jinta, in die Wüste Gobi. Auch dort nur Regen!
Nach einer Weile Fahrt auf einer Wüstenstraße kamen wir zum neu errichteten eclipse city Tor, ca. 1-2 Kilometer vor dem Camp gelegen. Einige Aufnahmen vom Tor im Regen, und dann ging es weiter ins Camp. Hinter einem flachen Hügel gelegen, waren die Zelte bereits aufgebaut, Elektrizität wurde gerade installiert. Meine Videokamera kam im Regen zum Einsatz, Erinnerungen an die totale Sonnenfinsternis von 1999 wurden wach. Doch wie gut, dass nicht heute, sondern erst in 3 Tagen der Tag der Sonnenfinsternis war, lieber jetzt der Regen als zur Sonnenfinsternis. Ich schützte die Kamera mit einer Plastiktüte und machte Aufnahmen trotz des Regens. Ich nutzte die Gelegenheit, bereits jetzt nach einem schönen Beobachtungsort für die Sonnenfinsternis zu suchen (und fand gute Plätze auf einer kleinen Hügelkette im Westen des Camps). Ich konnte einige Aktivitäten des Camp-Aufbaus filmen, doch im Regen eingeschränkter als es für die Wüste zu erwarten gewesen wäre. Dann ging die Fahrt wieder zurück, am späten Abend gab es ein Essen mit dem Management von eclipse city und Eclipse-Reisen.de im Freien, in einer offenen Markthalle in Laufreichweite zu meinem Hotel in Jiayuguan.
Regen in der Wüste Gobi Am 29. Juli 2008 regnet es während des Aufbaus des eclipse city Camps in der Wüste Gobi. Das Bild zeigt den Blick von einer Hügelkette im Westen des Camps in Richtung der Sonnenfinsternis am 01.08.2008. |
31.07.2008 – Der Tag vor der Sonnenfinsternis, der Tag von InterSoles 1. Am Vormittag bauten wir die InterSoles 1 Bilderausstellung „Eclipsewalk" auf dem Xiong Guan Platz in Jiayuguan auf, denn die Bilder sollten auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, das Wetter war gut genug – die Sonne schien durch hohe Wolken. An einem Werktag Vormittag war der Andrang aber wie erwartet nicht sonderlich groß. Am Mittag ging es zurück, denn die Bilder wurden nun im Großen Multimedia-Konferenzsaal im Jiugang Hotel, wo die InterSoles 1 Konferenz stattfand, an der Rückwand unter der Fahnengalerie installiert. Die Bilder fanden großes Interesse der anwesenden Besucher, insbesondere der Pressevertreter und Fotografen. Einige der besten Astrofotografen der Welt hatten sich mit Bildbeiträgen beteiligt. Um 14 Uhr begann die Konferenz mit einleitenden Worten der lokalen Repräsentanten von Jiayuguan und der Provonz Gansu. 6 Redner aus China, Deutschland, Frankreich und USA präsentierten ihre Themen rund um Sonnenfinsternis und Astronomie.
Agenda von InterSoles 1:
14:00-14:30 Summit Opening Speech (Mr. Ma Guangming, the mayor of Jiayuguan, Mr. Wan Zegang, the assistant secretary of Jiayuguan, Mr. Huang Zhouhui, the director of Gansu Tourism Bureau, Mr. Federico Avellán Borgmeyer, Eclipse City Ltd. )
14:30-15:00 Discovering the World with Eclipse City (Federico Avellan Borgmeyer)
15:00-15:30 Solar Storms Are Coming--On Solar Activities and Their Influence to Space Environment (Yan Yihuan)
15:30-16:00 Web-based Solar Eclipse Mapping (Xavier Jubier)
16:00-16:20 Break / Astronomy Video
16:20-16:50 The Cosmic Shadow / Eclipses of the Sun, the Moon and Stars (Stephan Heinsius)
16:50-17:20 Observations of Solar Eclipses in Ancient China (Sun Xiaochun)
17:20-17:50 Astronomy around the World: One People, One Sky (Mike Simmons)
17:50-18:20 Q&A Session
18:20-18:30 Closing speech (Federico Avellan Borgmeyer)
Ausstellung "eclipsewalk" am 31.07.2008 auf dem Xiong Guan Platz, Jiayuguan (China) |
First International Total Solar Eclipse Summit Moderatorinnen der Konferenz am 31.07.2008 im Jiugang Hotel, Jiayuguan, China |
Votrag von Stephan Heinsius am 31.07.2008 auf dem First International Total Solar Eclipse Summit, Thema: "The Cosmic Shadow / Eclipses of the Sun, the Moon and Stars". |
01.08.2008: e-day - Tag der Sonnenfinsternis. Inzwischen vom Jiayuguan Hotel (in der Stadt) in das Jiayuguan International Hotel (am Rand der Stadt) umgezogen, sah ich kurz nach Sonnenaufgang, dass die hinter dem Haus tief stehende Sonne rötlich und klar auf die schneebedeckten Berge schien. Klare Luft, blauer Himmel, nur einige wenige sommerliche Wölkchen: beste Aussichten für das Erlebnis der totalen Sonnenfinsternis am frühen Abend.
Jiayuguan International Hotel Beste Wetterbedingungen am Vormittag des 01.08.2008 über Jiayuguan und dem Jiayuguan International Hotel. |
Am Vormittag nutze ich die freie Zeit, um mir einen benachbarten Park anzusehen, dort war ein Aussichtsturm in Delfinform im Bau. Am Mittag ging es dann mit dem eclipse city Management Bus in das Wüstencamp. Durch die erste von 3 Kontrollen gelangten wir problemlos. Die 2. und 3. Kontrolle am Camp verursachten Verzögerungen, wir wurden nicht aus dem Bus gelassen, da die Anzahl gemeldeter Insassen größer war als die tatsächliche – einige Leute waren bereits in einem anderen Bus vorausgefahren und waren schon im Camp. Schließlich konnten wir aussteigen, ich machte Aufnahmen und begab mich mit meinem 20kg-Koffer durch das eclipse city Camp hindurch auf einen der Hügel im Westen des Camps.
Straße in die Wüste Gobi Auf dem Weg in das eclipse city Camp in der Wüste Gobi sind bereits auf der linken Seite die Hügelketten erkennbar, die später als Vordergund für die Sonnenfinsternis dienen. |
Tor zum eclipse city Camp Auf dem Weg in das eclipse city Camp ging es weit vor dem Camp durch das eclipse city Tor. |
Auf den Gipfeln der Hügel waren Wasserstationen aufgebaut. Unterhalb des höchsten dieser Gipfel fand ich eine schöne Stelle mit Rundum-Blick. Die Sonne stand viel weiter rechts als ich dachte. Am 29. Juli konnte ich die Sonne nicht sehen. Auf dem Scouting Video, das ich bereits zu Hause von eclipse city bekommen hatte, war keine Tageszeit erkennbar, sodass ich die Richtung anhand der Schatten nur über eine angenommene Tageszeit schätzen konnte.
Vor mir nun das grandiose Wüstenpanorama mit einer markanten kleinen Hügelkette, direkt über den Hügeln würde die Sonne während der Totalität stehen! Nach Süden fiel das Gelände ab. In der Ferne müssten dort die Berge südlich von Jiayuguan zu sehen sein. Bei der Abfahrt in Jiayuguan hatten sich bereits am Mittag gewaltige Gewitterwolken über den Bergen gebildet, die vom Camp noch gut erkennbar waren, die Berge selbst meist darunter verborgen. Aus ca. 100 oder mehr Kilometern Entfernung aber ohnehin schwer zu erkennen. Auf jeden Fall hatte ich das Phänomen der leuchtenden Berge in meinem Aufnahme- und Beobachtungsprogramm vorgesehen.
Neben mir postierte sich die Reisegruppe von Sterne und Weltraum, denen ich am Morgen noch einen Tipp aus dem Internet weitergegeben hatte, nach dem während der Totalität mit Teleskop oder Feldstecher ggf. ein Komet neben der Sonne sichtbar werden könnte.
Ich baute einen Teil meiner Ausrüstung auf, ging dann durch das Camp und fing die Eclipse-Stimmung fotografisch und per Video ein. Überall bauten die Leute, die einzeln aber meist in Gruppen über das weite Land verteilt sich postiert hatten, ihre Ausrüstungen auf. Mehr und mehr Objektive richteten sich bereits der Sonne entgegen. Auf den Hügeln war teils heftiger Wind, der die blauen eclipse city Fahnen straff flattern ließ.
Eclipse City Camp (1) |
Eclipse City Camp (2) |
Himmel über der Wüste Gobi |
Bei Jörg Schoppmeyer war ein H-Alpha Teleskop aufgebaut. Aber er sagte, die große Protuberanz, von der die Sterne und Weltraum Gruppe geredet hatte, konnte er nicht bestätigen. Ich konnte nicht hindurch sehen – gerade bedeckte eine kleine Wolke die Sonne. Ich kann nicht länger warten, denn es wird Zeit, bald fängt die Sonnenfinsternis mit dem 1. Kontakt an. Ich gehe zurück zu meinem Beobachtungsort.
Alles bereit hinter dem Revue-Refraktor: Fokal durch eine locker hängende Pappröhre getrennt, auf einem separaten Stativ montiert meine neue Canon EOS450D Digital-Spiegelreflex-Kamera. Erste Aufnahmen noch vor dem ersten Kontakt, dann schiebt sich der eilende Mond immer weiter in die Sonne hinein, deutlich ist der Biss auf der rechten Seite zu erkennen. Ich packe eine noch unversehrte Sofi-Brille von 1999 aus und werfe einen Blick auf die partiell verfinsterte Sonne. Ich baue meine weiteren Instrumente auf. 4 Kameras kommen zum Einsatz: die Canon EOS450D hinter dem Revue-Refraktor, die Canon EOS500N Analogkamera mit Weitwinkel-Zoom-Objektiv (während der Totalität sind ca. 5 Sekunden für einen Objektivwechsel geplant, um auch digitale Aufnahmen der Korona über der Landschaft zu haben), die Sony DCR-VX700E Videokamera und die Philips SPC900NC Webcam am Dell Latitude6400 Laptop, den ich in meinem offenen Koffer platziert hatte.
Erste partielle Phase Aufgenommen am 01.08.2008 um 18:35 Ortszeit mit einer Canon EOS450D fokal hinter einem Revue-Refraktor, 1/1000 s belichtet bei ISO 200. Filter: Baader-Folie D=3,8. |
Beobachtung der ersten partiellen Phase Postiert auf kleinen Hügeln in der Wüste Gobi wird die schmaler werdende Sonnensichel während der ersten partiellen Phase beobachtet. |
Die erste partielle Phase schreitet voran, das Licht wird steifer. Ich merke auf einmal, dass die Sonne nicht mehr sticht. Sie ist aber so hell, dass nur durch die filtergeschützten Objektive von Teleskop und Videokamera die Sonnensichel erkennbar ist. Noch ca. 20 Minuten bis zur Totalität, die WebCam ist aktiviert, ich erkenne, dass die AstoNation AstroCam Software die Aufzeichnung von Einzelaufnahmen anzeigt. Ich versuche vorher noch am Bildschirm besser zu fokussieren, aber es gelingt nicht. Ca. 15 Minuten vor Totalität bereite ich die Videokamera vor und positioniere sie für die Einstellung zur Totalität. Wegen der alten schwach gewordenen Akkus – und ich hatte ja bereits einige Videoaufnahmen gemacht – schalte ich sie aber wieder ab, um sie in ca. 10 Minuten erst zu aktivieren, denn ich bin nicht sicher, ob der Akku die 15 Minuten plus die Zeit der Totalität durchhalten würde.
Die Sichel ist schmal geworden, ich justiere den Revue-Refraktor neu. Über den Hügeln rechts von mir wird es dunkel, der Mondschatten kommt! Als die Sichel eingestellt ist, ist sie ultraschmal und schon sehr kurz geworden, die geplante Fotoserie beginnt, 1/125s mit +-2 Bracketing bei 200 ASA fest. Das Raunen der Menschen wird lauter und lauter, Filter runter, weiter den Auslöser an beiden Kameras gedrückt: wie geplant auf separatem Stativ rechts neben mir und den Teleskopen die Analogkamera mit Weitwinkel, auf automatische Belichtung eingestellt. Ich muss am Revue-Refraktor neu justieren, die Sonne ist schon zu tief gewandert (ich hatte in meinen Überlegungen zu Hause fälschlicherweise mit einer um 10 Grad flacher als zu Hause bei 50 Grad Nord fallenden, statt mit einer 10 Grad steiler fallenden Sonne bei 40 Grad Nord am Beobachtungsort gerechnet). Ich sehe den zweiten Kontakt nicht, weil ich am justieren bin, aber ich kriege es mit: Der Schatten erhebt sich von rechts, die Dunkelheit kommt über uns, die Sonne erlischt - das Raunen der Umstehenden wandelt sich zu Freudenschreien.
Dann ist die verfinsterte Sonne im Sucher, meine Auslöseaktivitäten laufen wie geplant. Eine prachtvolle Korona steht direkt vor mir über der Hügelkette! Wie chinesische Glasnudeln gehen die Strahlen der Korona nach rechts und links von der Sonne weg. Ein zartes recht helles blau, gemischt mit Orangetönen umgibt den Himmel um die Hügelkette. Links oberhalb der Sonne stehen Merkur und Venus deutlich und unübersehbar. Ich sehe hin, staune und bewundere die schönste Sonnenfinsternis die ich bisher gesehen habe. Eine gigantische Kulisse auf der Bühne der Landschaft und des Himmels. Ich muss die Belichtung um 6 Stufen (3 Blenden) aufdrehen, und es geht weiter im Bracketing Modus. Dann gehe ich an die Analogkamera und zoome etwas hinein, nur die Hügelkette mit der Korona, dann mal nur die Korona mit Merkur, u.s.w..
Chromosphäre Wenige Sekunden nach dem 2. Kontakt erscheint am linken Mondrand die rötliche Chromosphäre. Aufgenommen am 01.08.2008 um 19:14 Ortszeit mit einer Canon EOS450D fokal hinter einem Revue-Refraktor, 1/125s belichtet bei ISO 200. |
Korona Die Korona, aufgenommen am 01.08.2008 um 19:15 Ortszeit mit einer Canon EOS450D fokal hinter einem Revue-Refraktor, 1/6s belichtet bei ISO 200. |
Große Protuberanz Eine große Protuberanz schwebt am rechten Sonnenrand, aufgenommen am 01.08.2008 mit einer Canon EOS450D fokal hinter einem Revue-Refraktor, 1/90 s belichtet bei ISO 200. |
Sonnenfinsternispanorama 2008 Die total verfinsterte Sonne und die Planeten Merkur und Venus am 01.08.2008 über der Wüste Gobi, aufgenommen mit einer Canon EOS500N und Canon Weitwinkel-Zoom 24-85mm bei 24mm, automatisch belichtet auf Fuji 200 Negativfilm. |
Totale Sonnenfinsternis über der Wüste Gobi Die total verfinsterte Sonne und die Planeten Merkur und Venus am 01.08.2008, aufgenommen mit einer Canon EOS500N und Canon Weitwinkel-Zoom 24-85mm bei ca. 40-50mm, automatisch belichtet auf Fuji 200 Negativfilm (Scan vom Negativ). Der Mondschatten hat sich genau über die Hügelkette in der Bildmitte gelegt. Am Horizont strahlt orange Licht aus Gebieten der partiellen Sonnenfinsternis herein, während am Beobachtungsort nahe der Zentrallinie die Korona ihre volle Pracht für 1 Minute und 50 Sekunden entfaltet. |
Totale Sonnenfinsternis über der Wüste Gobi Das gleiche Bild wie oben, jedoch als Scan vom 20x30 Abzug |
Korona und Merkur Die Korona um den Neumond und der Planet Merkur am 01.08.2008 aufgenommen mit eine Canon EOS500N und Canon Weitwinkel-Zoom 24-85mm bei 85mm, automatisch belichtet auf Fuji 200 Negativfilm. |
Wieder ans Teleskop und neu justiert, noch mal eine Aufnahmereihe. Jetzt reicht das, und nun der Objektivwechsel. Aber da kommt schon die Helligkeit von rechts, ich wechsle noch das Weitwinkelzoom auf die EOS450D und blicke zur Sonne: Wie ein heller Stern, ein starker Strahl knall orange am rechten Rand des Mondes, und schon überblendet er alles. Der Auslöser ist bereits wieder in Aktion, ich zoome noch hin und her und wechsele heftig die Stativpositionen. Mein Aufnahmeprogramm für die Digitalkamera mit Weitwinkel kommt zu spät, keine Zeit mehr für die leuchtenden Berge. Ich richte die Kamera zwar dorthin, aber es ist bereits wieder hell. Umdrehen und auslösen: Der abziehende Mondschatten, da verschwindet er über der Ebene hinter mir.
Diamantring über der Wüste Gobi Wenige Sekunden nach Ende der totalen Verfinsternung brechen erste Sonnenstahlen hinter dem Mond hervor. Von rechts kommt in Sekundenschnelle das Tageslicht zurück, am Mondrand erscheint ein Stern, der schnell so hell wird, dass er alles überblendet. |
Abziehender Mondschatten über der Wüste Gobi In östlicher Richtung zieht nach Hereinbrechen des Tageslichts der Mondschatten über der Ebene der Wüste Gobi ab. |
Wie ich später auf der Rückfahrt im Bus feststellte, hatte ich die Digital-Kamera nicht wie geplant auf automatische Belichtung umgestellt, damit waren durch die noch eingestellte Bracketing-Funktion einige Bilder zu stark unterbelichtet, einige sogar überbelichtet. Und es waren viele verwackelt, denn ich bewegte das Stativ während der Aufnahmen, der Kabelauslöser war zeitweise permanent durchgedrückt. Gleich weiter in die zweite partielle Phase hinein, noch ein paar Sichelaufnahmen. Auf meiner Analogkamera waren noch einige Bilder. Ich sehe durch den Sucher des 85-24mm Weitwinkelzooms, und es gibt fast so etwas wie einen zweiten Diamantring und eine zweite Totalität. Eine kleine Wolke mit einer etwa mondgroßen Ausbuchtung wandert direkt so in die Sonne, dass beide Sichelspitzen zuletzt von der Wolke verdeckt werden, dann verschwindet die Sonnensichel für ein paar Minuten hinter der Wolke, die kleine Wolke wirkt tiefschwarz. Als die Sichel wieder am rechten unteren Rand der Wolke sich hervorarbeitet ist sie bereits deutlich dicker geworden. Inzwischen ist mein Teleobjektiv auf der Canon EOS450D im Einsatz, und die China Eclipse gibt ihre zweite Vorstellung. Viele bemerken gar nicht, dass jetzt die partielle Phase schöne, nur durch die Wolke gefilterte Aufnahmen der Sonnensichel ermöglicht. Zu hell für einen direkten Blick, aber dank Digitaltechnik kann ich ohne durch die Kamera zu sehen Aufnahmen machen, und die Kamera auch an ihnen richtig an der Sonne ausrichten.
"Dritter Diamantring" Die schmale Sonnensichel verschwindet etwa 15 Minuten nach Totalität genau hinter einer mongroßen Ausbuchtung einer kleinen Wolke. Nur die 2 Sichelspitzen sind am Rand der Wolke noch sichtbar.Aufgenommen mit eine Canon EOS500N und 24-85mm Weitwinkel-Zoom bei 85mm, automatisch belichtet auf Fuji200 Negativfilm. |
"Zweite Totalität" Eine kleine Wolke bedeckt die Sonnensichel komplett und scherzhaft ist von einer ""Zweite Totalität"die Rede. |
China Eclipse (1) Die Sonnensichel kommt hinter der Wolke hervor und ist bereits deutlich dicker geworden. Aufgenommen mit einer Canon EOS450D und Canon Tele-Zoom 75-300mm bei 300mm. |
China Eclipse (2) Die Sonnensichel wandert weiter in kleinen Wolken. Aufgenommen mit einer Canon EOS450D und Canon Tele-Zoom 75-300mm bei 300mm. |
Die weitere zweite partielle Phase verläuft unspektakulär, ich denke, vielleicht kommt noch mal eine schöne Wolke, die als Filter dient, aber es sind nur wenige Wolkenfetzen, die für die Filterung zu schwach sind. Ich mache noch Aufnahmen durch den Revue-Refraktor mit Filter. Die Sonne ist schon dunkler geworden, schließlich steht sie keine 10 Grad mehr über dem Horizont.
Zweite partielle Phase In östlicher Richtung zieht nach Hereinbrechen des Tageslichts der Mondschatten über der Ebene der Wüste Gobi ab. |
Der Mond verlässt die Sonne und da steht sie kurz vor Sonnenuntergang, aber noch wüstenartig hell über den Hügeln. Ich baue meine Ausrüstung zusammen, lasse aber noch die Canon EOS450D mit Teleobjektiv für Aufnahmen des Sonnenuntergangs bereit. An einer Felskante verschwindet sie dann. Noch ein Wechsel auf das Weitwinkel und ein paar Übersichtsaufnahmen. Mein Koffer ist wieder gepackt und ich schleppe ihn zurück etliche hundert Meter zum Bus. Es wird dunkel, der Erdschatten erhebt sich im Südosten, so gemächlich wie täglich, kein Vergleich zum Mondschatten, der noch vor etwa 1 ½ Stunden mit mehreren Tausend Stundenkilometern über uns lautlos hinwegraste.
Sonne über der Wüste Gobi 13 Minuten nach dem 4. Kontakt steht die Sonne nur noch wenige Grad über dem Horizont. |
Sonnenuntergang über der Wüste Gobi Um 20:25 Ortszeit geht die Sonne hinter einer Felskante über der Wüste Gobi unter. |
Am Bus sehe ich das Eclipse City Team stehen, wie sie fotografiert werden. Ich gehöre ja dazu, und eile, die letzten Meter angefeuert, mit dem Koffer gejoggt, und es gibt dann noch ein paar Bilder des Teams. Es ist schon so dunkel, dass der Blitz auslöst. Einsteigen in den Bus und es geht zurück nach Jiayuguan. Wir verlassen diesen Ort des fantastischen Geschehens, die Hügelkette wandert aus dem Blickfeld des gelb-orangenen Dämmerungshimmels. Ich bin voll bepackt mit Fototasche, Rücksack und 2 Kameras um den Hals. Ich betrachte meine Digitalaufnahmen der Sonnenfinsternis, und stelle fest, auch wenn ich mein Programm nicht so durchführen konnte wie geplant, sind mir doch sehr schöne Aufnahmen der Sonnenfinsternis durch das Teleskop gelungen.
Am Tag nach der Sonnenfinsternis konnte ich noch einige Besichtigungstouren der Eclipse City Gruppen mitmachen, so kam ich noch auf die Great Wall, die frisch restaurierte chinesische Mauer bei Jiayuguan. Dort traf ich u. a. Alexander Birkner, dessen automatisches Aufnahmeprogramm während der Sonnenfinsternis sehr gut funktionierte. Ich denke, ich werde für den 22. Juli 2009 auch mehr automatisieren, um mehr von der Sonnenfinsternis erleben zu können. Da diese Finsternis dann die längste des 21. Jahrhunderts sein wird, wird mehr Zeit zur Verfügung stehen, aber die Sonne wird auch höher am Himmel stehen. Ich werde mir für mein Aufnahmeprogramm etwas einfallen lassen.
Chinesische Mauer bei Jiayuguan Besuch der chinesischen Mauer bei Jiayuguan am 02. August 2008 |
Am Abend ging es mit dem Flugzeug nach Shanghai, viele Sonnenfinsternisreisende an Bord, und daher nicht ungewöhnlich, dass als der sich um ca. 1 Stunde verspätende Flieger Zeit erlaubte, während der Dämmerung nach der jungen Mondsichel Ausschau zu halten, dass die Fensterplätze in der Wartehalle am Flughafen waren knapp wurden. Venus wurde entdeckt, der südlicher stehende Mond aber nicht.
Am nächsten Tag war ich noch mit Stefan Krause und Angela Weidenbach von Eclipse-Reisen.de in der Gegend von Shanghai unterwegs, auf der Suche nach Beobachtungsorten für die Sonnenfinsternis am 22. Juli 2009. Wir fanden interessante Hotels, die an dieser Stelle noch nicht verraten werden, es gibt bereits Gerangel der Scouts und meine Standort-Entscheidung kann noch nicht getroffen werden.
Mit Ankunft am Frankfurter Flughafen am frühen Morgen des 4. August 2008 endet meine bisher erlebnisreichste und aufregendste Reise in ein weit entferntes und fremdes Land.
Stephan Heinsius, Dreieich, im August 2008.
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 22. November 2008.
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