Zambesi Corona
Die totale Sonnenfinsternis am 21. Juni 2001 im Mavuradonha Eclipse Camp (nahe Muzarabani), Simbabwe
Erlebnisbericht
Spätestens mit dem Erlebnis der Regenfinsternis am 11. August 1999 in Weil der Stadt bei Stuttgart fiel mein Entschluss, die nächste totale Sonnenfinsternis am 21. Juni 2001 zu besuchen. Nach frühzeitigen Recherchen über das Internet habe ich mich im Laufe des Jahres 2000 zu einer Reise nach Simbabwe entschlossen, die über die Website "astronomie.de" und einen Reiseveranstalter aus Zweibrücken angeboten wurde.
Bereits eine Woche vor der Finsternis traf die Gruppe am Flughafen von Johannesburg zusammen, an die hundert Personen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Den ersten Eindruck von Simbabwe bekamen wir am neuen internationalen Terminal des Flughafens von Harare, der Hauptstadt des südafrikanischen Landes: Hochmodern und ästhetisch ansprechend, ein tiefblauer Himmel, mit einigen Wolken verziert, über dem Tower des Flughafens, der schon den freundlichen, sonnigen und stilvollen afrikanischen Flair des Landes vermittelte.
Die verbleibenden sechs Tage bis zur Finsternis bescherten uns eine wunderschöne, hochinteressante und eindrucksreiche Reise durch das Land. Neben den altertümlichen Sakralruinen von Great Zimbabwe besuchten wir die Städte Harare und Bulawayo und schließlich die regenschäumenden Victoriafälle im nordwestlichsten Zipfel des Landes. Zwei Safari-Touren mit Jeeps durch den Hwange-Nationalpark zeigten uns die Tiere des Landes, deren Erscheinen ähnlich eines astronomischen Ereignisses auf der Bühne der Natur unsere ganze Aufmerksamkeit und Spannung erweckte. Doch anders als die bevorstehende Sonnenfinsternis ist das Auftreten der Tiere unbestimmt, und daher um einen Spannungseffekt reicher, besonders dann, wenn man sie sieht, die vier Strauße, deren Köpfe fast so hoch ragten, um eine kleine Eclipse vor der tiefstehenden Sonne zu geben, oder der große Elefant, der sich nur wenige Meter vor dem Wagen schnaubend aufbaute und um uns herumtrabte, da wir ihm offensichtlich den Weg versperrt hatten, und schließlich der Löwe, der auf der morgendlichen Suche nach einer Partnerin sich umdrehte, um uns seine fletschenden Zähne zu zeigen.
Elefanten an einer Wasserstelle |
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Elefant |
Strauß |
Löwe |
Tiere im Hwange National Park (18. Juni 2001)
Am Tag vor der Finsternis begaben wir uns in die Totalitätszone im Norden des Landes. Eigens für unsere Gruppe wurde ein Zeltlager errichtet, das am Fuße der Mavuradonhaberge am Rande des Zambesitals nahe des Ortes Muzarabani gelegen, für die zwei folgenden Tage und Nächte unsere kleine mobile Stadt darstellen sollte. Die strahlenden Sterne des Südhimmels mit den schönsten Gebieten der Milchstraße lernten wir schon vorher kennen. Durch die Kerzenlaternen, die vor den Schlafzelten aufgebaut waren und unsere kleine Hauptstraße markierten, ergab sich eine ungewöhnlich romantische Perspektive, die der leicht ansteigende Hang mit seinen kargen Büschen, den Zelten und im Hintergrund die zart bewaldeten Mavuradohnaberge unter den Sternen des südlichen Himmels darbot.
Mars und das Zentrum der Milchstraße über dem Busch von Great Zimbabwe (16. Juni 2001) |
Das Kreuz des Südens |
Mavuradonha Eclipse Camp bei Nacht (21. Juni 2001) |
Afrikanische Nacht (alle Bilder aufgenommen ohne Nachführung)
Donnerstag, der 21. Juni 2001: nun war der Tag der Sonnenfinsternis gekommen, und noch vor Sonnenaufgang wurden die Beobachtungsplätze in Augenschein genommen. Kurz bevor die Sonne aufging, erreichte ich als einer der ersten der Gruppe den Ort, an dem neben mir ein Großteil der Reiseteilnehmer die totale Sonnenfinsternis erleben sollte.
Sanft erhob sich die Sonne etwa einen halben Grad über dem Horizont über die Dunstschichten des Zambesitals. Der rote Feuerball stieg schnell empor, um uns orange, dann gelb gleißend an unserem Platz die ersten Schatten des Tages zu zeigen.
Zartblauer Himmel über dem Tal schmückte die Sicht den Abhang in die Ebene des Tals hinunter. Ich postierte mich mit meiner Beobachtungsausrüstung etwa zwanzig Meter östlich der etwas höher gelegenen Position der meisten anderen Teilnehmer. So würde ich diese unterhalb der verfinsterten Sonne am Nachmittag als Kulisse in meine Weitwinkelaufnahme integrieren können.
Meine Beobachtungsinstrumente, bestehend im wesentlichen aus einem Revue Refraktor (D=60mm, f=910mm) auf einem Eschenholzstativ, dahinter mit 2-fach Telekonverter meine Canon EOS500N-Kamera auf einem separaten Stativ, nur durch eine stabile Pappröhre locker verbunden, so dass die Schwingungen des hochklappenden Spiegels das Objektiv nicht erreichen sollten, und die Aufnahmen so weitgehend vor Verwacklungen geschützt sein sollten. Meine Sony-Videokamera DCR-VX700E (Mini-DV), ebenfalls mit einem 2-fach Telekonverter versehen, montierte ich für die geplante Totalitätsaufnahme auf einem separaten Stativ. Darüber hinaus kam ein 8x30 Feldstecher zur Beobachtung und eine Olympus OM1 Kamera mit Olympus 35mm Weitwinkelobjektiv zum Einsatz.
Nachdem der Aufbau der Instrumente am Vormittag abgeschlossen war, und ich gegen 13 Uhr noch einmal zum Essen unten im großen Gemeinschaftszelt war, begann es nun gegen halb zwei langsam spannend zu werden.
Und schon waren die zwanzig Minuten bis zum ersten Kontakt vergangen, da musste ich zum ersten Mal von meinem geplanten Aufnahme- und Beobachtungsprogramm abweichen: 13:48 - erster Kontakt, der Mond beginnt sich vor die Sonne zu schieben, und ich konnte meine Videokamera nicht auf das Stativ montieren, da die dafür notwendige Befestigungsschiene nicht mehr greifbar war! Minuten zuvor hatte ich die Videokamera noch benutzt, um Aufnahmen von den anderen Beobachtern zu machen, die ihre Geräte inzwischen in voller Pracht aufgebaut hatten.
Die Freihandaufnahme bei 860mm äquivalenter Kleinbildbrennweite konnte nicht ganz ruhig geschehen, doch noch während der Aufnahme wurde durch Zurufen eines Beobachters der Beginn der Sonnenfinsternis bestätigt. Auch nach ein paar Minuten hatte ich das fehlende Teil zur Montage der Videokamera noch nicht gefunden. Mein Gedanke, es konnte dann nur noch im Camp sein, ließ mich während der ersten partiellen Phase zu den Zelten herunter laufen. Ich nahm eine der vielen Sofi-Brillen, die ich noch von 1999 übrig hatte mit und beobachtete auf dem Weg hin und wieder den Mond, der sich nun von unten links deutlich vor die Sonne geschoben hatte: Es ist wieder Sonnenfinsternis! Der eigentliche Zweck der Brille ist wieder möglich!
Mavuradonha Eclipse Camp |
Beobachtungsort oberhalb des Camps |
Mavuradonha, Simbabwe
14:09 - Fleckenbedeckung aufgenommen mit einer Canon EOS500N und 2xTele-Converter hinter einem Revue-Refraktor (D=60mm, f=910mm) 1/500s belichtet auf Fuji200 Negativfilm mit Baaderfolie (D=3.5) |
14:11 - Fleckenbedeckung (Bildausschnitt) aufgenommen mit einer Canon EOS500N und 2xTele-Converter hinter einem Revue-Refraktor (D=60mm, f=910mm) 1/500s belichtet auf Fuji200 Negativfilm mit Baaderfolie (D=3.5) |
"SoFi 2001" |
Erste partielle Phase - Es ist wieder Sonnenfinsternis!
Auch unten im Camp hatten sich einige Leute mit ihren Teleskopen postiert. Es war sehr ruhig, "nichts los" sozusagen, denn jeder war bei der Beobachtung. Ich fand die fehlende Schiene nicht, sie musste also doch oben am Beobachtungsort sein. Und dort fand ich sie dann auch schließlich, unter einer der Plastikplanen (Verpackungsmaterial), die ich ausgebreitet hatte, um eine sichere Unterlage für mich und meine Beobachtungsinstrumente zu haben. Die Beunruhigung durch den Gedanken, während der Totalität auf eine der Kameras verzichten zu müssen, konnte beiseite gelegt werden.
Nun wurde es sichtbar dunkler, keine Wolke am Himmel. Einige wenige Wölkchen, die sich am Vormittag in unserem Rücken an den Bergen gebildet hatten waren verschwunden. Die Sonnensichel warf ein scharfes gelbbraunes Licht auf den Berghang. Der Blick durch den Feldstecher zeigte die klar umrissene Sonnensichel. Eine große Gruppe von Sonnenflecken war gerade bedeckt worden. Der letzte große Fleck wirkte wie ein unscharfes Häufchen auf der Mondoberfläche.
Auch er war schnell verschwunden, und die schmäler werdende Sonnensichel gab Anlass zu einigen Licht- und Schattenspielen am einem großen weißen Tuch, das die Gruppe ausgebreitet hatte. Das mit dem Schriftzug "SoFi 2001" in Form von Löchern versehene Papier zeigte selbigen durch die Sonnensicheln, die diese Löcher projizierten. Man brauchte es nur richtig in die Hand zu nehmen, und den Rest erledigte der Blick in den Schatten! Auch die eigene Hand war nun ein Werkzeug, um in allen mögliche Variationen Sonnensicheln auf das weiße Tuch zu werfen und wieder verschwinden zu lassen.
Und die Sonnensicheln wurden schmaler. Immer mal wieder ging ich zu meinem Beobachtungsort zurück, um durch den Refraktor mit Telekonverter bei 1820mm Brennweite Fotos zu machen, und die Videokamera zu aktivieren. Die fotografische Baaderfolie (D=3,5) erlaubte kurze Belichtungszeiten, doch Vorsicht war geboten beim direkten Blick in den Sucher! Der Blick durch den Feldstecher mit Folie D=5,0 war dagegen gefahrlos, zumal ich beide Folien vor den Linsen mit jeweils zwei Gummibändern befestigt hatte. Die gebrauchte Folie von 1999 (die ungebrauchten Reste vor der Abreise zu Hause konnte ich nicht mehr finden) zeigte einige Reflexe, die jedoch noch akzeptabel waren.
Nun ging es direkt auf die Totalität zu: kurz nach drei, noch 10-15 Minuten. Beginn der "heißen Phase" meines Aufnahme- und Beobachtungsprogramms: Videokamera so einstellen, dass die Sonne am rechten oberen Bildrand sitzt, damit sie während der Totalität nicht aus dem Bildfeld wandert. Fokussierung: OK.
Die Folie vom Feldstecher hatte ich bereits entfernt, damit er während der Totalität griffbereit zur Beobachtung daliegen konnte.
Nun an das Teleskop: Wo ist die Sonne? Sie ist herausgewandert! Zuvor in der partiellen Phase hatte ich mich entschlossen, mit Telekonverter in die Totalität zu gehen, denn die Bildkorrekturen bei 1820mm, mit ihren jeweiligen Neufokussierungen liefen viel einfacher als angenommen.
Doch jetzt, in den letzten Minuten vor der Totalität, war die Sonne nicht mehr zu sehen. In welcher Richtung versteckte sich die schmale Sichel?
15:13: Es ist soweit! Der Blick hinauf zeigte noch den gleißenden Schein. Filter runter vom Teleskop und von der Videokamera, und da war der Ring der Korona im Sucher schon zu sehen!
Zweiter Kontakt. Der Blick durch das Teleskop zeigte nun die ganze Wahrheit. Die Sonnensichel muss sich ganz in Bildrandnähe versteckt haben, denn die Korona klebte in der linken Bildhälfte, die Mondscheibe nun etwa zur Hälfte zu sehen.
Doch ein Foto machte ich nicht. Das Stativ der Kamera ließ sich auf die Schnelle nicht mehr in die Richtung bewegen, die ich benötigt hätte. (Nachtrag vom 14.07.2001: Nach Durchsicht meiner Bilder habe ich festgestellt, dass ich doch eines gemacht haben muss, schlecht fokussiert, aber mit der vollständigen inneren Korona beim zweiten Kontakt)
Also keine Zeit damit verlieren, und erst einmal die geplanten Weitwinkelaufnahmen machen: Mit der Olympus OM1 bei 35mm Brennweite das vorgesehene Bild der Korona über dem Hang mit den Büschen und der Beobachtungsgruppe. Doch das Bild wirkte so gelb, so vergilbt im Sucher. Ist es das denn wert? Auch das nächste Bild links, der Blick in das Tal wirkte nicht so recht überzeugend. Es war irgendwie zu hell, die Dämmerungsfarben so trüb im Vergleich zu Guadeloupe am 26. Februar 1998. Aber doch ein Bild gemacht, und dann wieder ein Bild weiter die Berge östlich von mir, und dann ungeplant noch einmal das Bild mit der Korona.
Korona und Jupiter |
Mondschatten über dem Zambesital |
Mavuradonhaberge im Mondschatten |
15:14 Uhr - Totale Sonnenfinsternis in Mavuradohna, Zimbabwe
Aufgenommen mit einer Olympus OM1 und Olympus 35mm-Objektiv, 1/8s belichtet bei f2.8 auf Fuji 400 Negativfilm
Ein Blick hinauf: Wie eine riesige Strahlenmacht seitlich über den Hang legt sich der Schattenkegel des Mondes aus den Lichtbändern der Korona heraus über uns und voll und ganz über das große flache Tal. Die Tiefe des Schattens scheint die Sonne ausgestochen, und nur die langen Arme ihrer Strahlen übrig gelassen zu haben.
Wie eine riesige Himmels-Blüte war diese Korona mit dem zweiten Kontakt hervorgebrochen. Links unter ihr am zarten blauen Himmel der Planet Jupiter, der ganz aus der Ferne, von der anderen Seite der Sonne herüberstrahlte.
Nun war Zeit.
Was nun? Wirklich auf die Fotos mit 1820mm Brennweite verzichten, und nur für die partielle Phase das dafür erforderliche Gewicht hergebracht haben? Nein, noch mal versuchen, das jetzt einzustellen.
Irgendwie gelang es mir, die Sonne, bzw. den verdeckenden Mond, einfach: dieses Beobachtungsobjekt, ganz ins Bild zu kriegen, doch die Fokussierung über Höhe und Position der Kamera dauerte. Ist es wirklich scharf? Hin, her, hoch, runter, und wieder zurück in die Schärfen-Mitte, nun bin ich schließlich doch einigermaßen zufrieden. Los! Weg mit den Bildern, eine Belichtungszeit nach der anderen durch! Aber es dauert länger: Es sind Einzelaufnahmen, nicht der Dreierpack, den ich mit plus minus einer Blende eingestellt haben wollte. Das hatte ich vergessen. Einfach weiter, weiter, weiter, möglichst viele Belichtungszeiten durchkriegen.
Das Licht der Sonne war nicht verloren. Es reichte aus, um auf dem Display der Kamera die Belichtungszeiten lesen zu können.
Korona 15:15:26 |
Große Protuberanz am östlichen Sonnenrand (Bildausschnitt) |
Innere Korona und Protuberanzen 15:15:47 |
Protuberanzen am westlichen Sonnenrand (Bildausschnitt) |
Totale Sonnenfinsternis im Teleskop bei 1820mm Brennweite
Aufgenommen mit einer Canon EOS500N und 2xTele-Converter hinter einem Revue-Refraktor (D=60mm, f=910mm) auf Fuji200 Negativfilm
Die Bilder durch den Revue-Refraktor wurden fokal aufgenommen, ohne dass Kamera und Teleskop fest miteinander verbunden waren. Lediglich eine locker eingesetzte Pappröhre schützte vor seitlichem Lichteinfall. Die Kamera war auf einem separaten Stativ montiert. Die Nachführung des Bildausschnitts und die Fokussierung mussten ständig durch Änderung der Position des Stativs neu vorgenommen werden. Wegen der Nähe des Beobachtungsortes zum Äquator (16° Süd) war der Großteil der scheinbaren Sonnenbewegung jedoch durch die Höhenverstellung am Stativ auszugleichen, welche bequem durch eine Kurbel vorgenommen werden konnte. Das Risiko der Fehlfokussierung ist bei dieser Aufnahmetechnik recht hoch, die Trennung von Kamera und Teleskop hat aber den großen Vorteil, dass die Vibrationen durch das Hochklappen des Spiegels der Kamera nicht zu einer Verwacklung der Aufnahme führen kann. |
Während der Einstellung konnte ich schon die dreieckige Protuberanz am rechten Sonnenrand sehen: ganz in rosa, gar nicht so purpurrot, wie ich dachte, aber konzentriert, das Bild scharf zu kriegen, und nicht in Bewunderung zu erstarren.
Und die Korona ist ja hier so riesig, nicht der schmale zarte Kranz, den ich in Guadeloupe gesehen hatte! In zahllosen Kanälen strahlte sie hinter dem Mond hervor, die Protuberanz ganz unscheinbar trotz 1820mm Brennweite. Das ganze Bild war mit ihren weißgelblichen Strahlen erfüllt. Es war ein ganz anderes Bild, als ich gedacht hatte, ein so helles Bild, hauptsächlich aus diesen Kanälen bestehend.
Was? Gleich wieder vorbei? Rechts unten wurde der koronale Hintergrund heller, immer heller, und da: Protuberanzen, so viele! Viele kleine Protuberanzen, wie Zacken kamen sie hinter dem unaufhörlich wegrasenden Mond hervor.
15:16:40 - Das erste neue Licht beim dritten Kontakt aufgenommen mit einer Canon EOS500N und 2xTele-Converter hinter einem Revue-Refraktor (D=60mm, f=910mm), 1/125s belichtet auf Fuji200 Negativfilm |
15:16:43 - Bailey's Beads mit Interferenzen aufgenommen mit einer Canon EOS500N und 2xTele-Converter hinter einem Revue-Refraktor (D=60mm, f=910mm), 1/250s belichtet auf Fuji200 Negativfilm |
Das neue Licht - Protuberanzen, Chromosphäre und Bailey's Beads
Und hinter ihnen die Chromosphäre! Und da kommen die ersten Sonnenstrahlen wieder. Mehrere Lichtpunkte wachsen hinter dem Rand hervor, und der direkte Blick bestätigt: Das war der dritte Kontakt. Die Korona wird überstrahlt. Vielleicht noch ein Hauch in der Videokamera zu erkennen? Nein, alles total überblendet! Die Belichtung runterkorrigiert, und ein letzter Blick auf den schmalen Ring der Korona wird durch das mächtige Gleißen der neuen Sonnensichel zu einem schnellen Ende gebracht.
Ist es schon vorbei? Ein direkter Blick in die Sonnenstrahlen mit dem bloßen Auge lässt den vorherigen Blick noch erahnen, doch es ist so blendend hell. Ich akzeptiere: es ist vorbei.
Es bleibt ein mulmiges Gefühl leichter Unzufriedenheit. Ich habe so lange für die Fokussierung gebraucht, und die Videoaufnahme ist überbelichtet. Nur zwei oder drei Sekunden mit dem bloßen Auge das phantastische Bild gesehen zu haben, das war viel zu kurz. Und keine Aufnahme bei 910mm.
Na ja, bei 910mm hätte diese Riesenkorona wahrscheinlich auch nicht mehr ins Bild gepasst. Das flaue Gefühl im Magen wirkte noch. Jetzt mal hören, wie es bei den anderen war. Und auch bei ihnen ging nicht alles wie geplant. Der ein oder andere hatte auch so seine Probleme mit dem Instrumentarium und seinen Prozeduren. Es ist doch einfach so überwältigend, dass es schwer fällt, alles in Ruhe wie geplant durchzuführen.
Jetzt gab es wieder Sonnensicheln, auch noch mal hin und wieder ein Foto. Die Videokamera lief nach Totalität noch eine Weile durch. Den Filter hatte ich nach dem letzten Blick auf die Korona wieder aufgesetzt gehabt.
15:16:52 Sonnensichel und Protuberanzen aufgenommen mit einer Canon EOS500N und 2xTele-Converter hinter einem Revue-Refraktor (D=60mm, f=910mm) 1/250s belichtet auf Fuji200 Negativfilm |
Sonnensichelprojektion mit 8x30 Feldstecher |
16:28 Einige Sekunden vor dem vierten Kontakt aufgenommen mit einer Canon EOS500N und 2xTele-Converter hinter einem Revue-Refraktor (D=60mm, f=910mm) 1/500s belichtet auf Fuji200 Negativfilm mit Baaderfolie (D=3.5) |
Die zweite partielle Phase
Mit dem unscheinbaren vierten Kontakt, verließ der Mond die Sonnenscheibe wieder. Die nun wieder volle Sonne schickte sich an, in etwa der nächsten Stunde unterzugehen.
Den Sonnenuntergang wollten aber die anderen wegen der folgenden Dunkelheit nicht mehr beobachten. Ich schloss mich an und baute ebenfalls meine Geräte ab. Ein Einheimischer von der "security" half mir die Sachen in das Camp zu tragen. Ich hatte ihm am Mittag zwei Sonnenfinsternisbrillen geschenkt.
Abends im Camp begannen wir unsere Videos gegenseitig zu überspielen. Meine Aufnahmen waren besser geworden als ich dachte. Sie waren gar nicht überblendet. Das war nur der Eindruck nach dem 3. Kontakt, da ich während der Totalität die Belichtungsautomatik ausgeschaltet hatte. Aber den tatsächlichen Eindruck der strahlenden Tiefe und Dynamik und Helligkeit der verfinsterten Sonne konnte diese Videoaufnahme nicht liefern, und keine, die ich bisher gesehen hatte.
Am Tag nach der Sonnenfinsternis wurde unser Lager abgebaut und wir verließen das Zambesital und die Mavuradonhaberge. Der Rückflug nach Hause ging dann wieder über Johannesburg, wo sich die Gruppe auflöste. Die letzten Verabschiedungen gab es am Flughafen in Frankfurt, bevor mich ein Taxi wieder nach Hause fuhr.
Jetzt war auch hier zu Hause genau so ein schönes Wetter wie in Zimbabwe, und die Sonnenuntergänge verleiteten mich, noch ein paar Bilder mit der 1820mm-Optik zu machen, sozusagen als Übungen für die nächste Sonnenfinsternis, denn etwas Schöneres fällt mir zur Zeit schwer sich vorzustellen.
Stephan Heinsius, geschrieben vom 23.06.2001 bis 29.06.2001.
Bilder eingefügt am 13.07.2001.
Beobachtungsinstrumente Links der Revue-Refraktor auf einem Eschenholzstativ, dahinter die Canon EOS500N auf separatem Stativ, rechts die Videokamera Sony DCR-VX700E |
Mond in Harare am 22. Juni 2001 Aufgenommen mit Canon EOS500N und Canon Tele-Zoom 75-300mm bei 200mm und f4.5, 2 Sekunden belichtet auf Fuji200 Negativfilm |
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