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Eclipse auf dem Parkdeck

Die totale Mondfinsternis am 09. Januar 2001 in Köln-Gremberghoven

Erlebnisbericht


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Nachdem die totale Mondfinsternis vom 21. Januar 2000 an meinem Beobachtungsort Dreieich-Dreieichenhain vollständig hinter einer geschlossenen Wolkendecke verborgen blieb, bot sich mir nun im Industriegebiet von Köln-Gremberghoven eine weitere Chance, eine totale Mondfinsternis im Januar zu beobachten.

Am Dienstag, den 9. Januar 2001 war der Himmel von Köln-Gremberghoven tagsüber stark bewölkt. Nur wenige kleine Wolkenlöcher ließen eine kleine Hoffnung, den verfinsterten Mond am Abend zumindest für einen kurzen Moment zu sehen bzw. zu fotografieren. Tagsüber sah es im Süden, in der Gegend um Bonn herum, besser aus. Dort hielten sich größere Wolkenlöcher, die nur einige Grad über den Horizont reichten.

Mit Dunkelwerden änderte sich die Situation. Nun waren die Wolken direkt über dem Industriegebiet von Köln-Gremberghoven am dünnsten. Während der Dämmerung kam der noch volle Mond für ein paar Minuten zwischen den Wolken in einer orangefarbenen Tönung vor einem hellblauen Hintergrund hervor. Als es dann ganz dunkel war, so gegen 18:30 Uhr, wirkten die südöstlichen Mondgebiete von Wolken verdeckt. Doch Wolken zogen immer wieder vorbei und dieser Effekt blieb bestehen. Ich hätte nicht erwartet, dass die bereits begonnene Halbschattenfinsternis so deutlich zu sehen sein würde.

Kurz nach 19 Uhr ging ich aus dem Büro zum nahegelegenen Parkdeck, auf dessen oberster Etage mein Auto mitsamt der Beobachtungsinstrumente, geparkt war. Während ich die Instrumente aufbaute kam der Mond hervor, und die Minuten vergingen bis um 19:42 die erste partielle Phase begann. Die tieferen Wolken, die den Tag über dominiert hatten, waren nun deutlich weniger. Doch dahinter zeigte sich eine hohe Cirrus-Schicht, die aber noch recht dünn war.

Zum Einsatz kamen nun meine beiden Teleskope, ein 910mm Revue-Refraktor (D=60mm) auf einem Eschenholz-Stativ (für Foto-Aufnahmen mit einer Canon EOS500N) und ein Celestron C5 mit 1250mm Brennweite (D=125mm) zur Beobachtung, zur Fokalfotografie sowie zum Nachführen der Sony-Videokamera DCR-VX 700 mit 2x-Telekonverter.

Die erste partielle Phase fotografierte ich durch das Revue-Teleskop fokal bei 910mm, wobei die Kamera auf einem eigenen Stativ montiert war, mit dem Teleskop nur durch eine Pappröhre locker verbunden. Diese Konstruktion verwende ich schon lange. Sie hat den Vorteil, dass es durch den hochklappenden Spiegel der Kamera keine Verwacklung der Fokalaufnahme gibt. Allerdings ist das Fokussieren über die Justierung der Stativfüße bzw. die Position der Kamera äußerst mühsam und wird zur Herausforderung, wenn man zudem noch einen 2x-Telekonverter verwendet, um den Mond bildfüllend bei 1820mm Brennweite zu fotografieren. Er bleibt dann nur wenige Sekunden in Bild. Wenn diese Zeit nicht reicht, um die Fokussierung vorzunehmen, beginnt die Einstellung erneut.

Mondfinsternis 2001

Die erste partielle Phase

Um 20:04 Uhr aufgenommen mit einer Canon EOS500N fokal durch einen Revue-Refraktor (f=910mm, D=60mm), 1/30 Sekunde belichtet auf Fuji800 Negativfilm.

Mit zunehmender Verfinsterung des Mondes ließ ich eine Zeitaufnahme mitlaufen. Alle 30 Sekunden zeichnete meine Videokamera 0,2 Sekunden auf. Während der partiellen Phase verschwanden die leichten Cirruswolken nicht. Etwa 20 Minuten vor Totalität schob sich eine tiefere dichte Wolke vor den Mond. Ausgerechnet die längste Strecke durch die Wolke hatte sich vor den Mond geschoben. Einige Minuten vor Beginn der Totalität war der Mond wieder zu beobachten. Als der aber wieder erschien, war er weiterhin durch Cirren beeinträchtigt, aber schon deutlich im rotbräunlichen Licht der totalen Verfinsterung zu sehen. Der Beginn der Totalität um 20:49 Uhr war nicht zu beobachten, denn dieser lag wieder in einer weiteren, etwa fünfminütigen Wolkenpause.

Diese Finsternis wirkte bräunlicher und grauer, als die Mond-Totalitäten, die ich 1986, 1996 und 1997 beobachtet hatte. Die Verfärbung wirkte sogar etwas graublau an dem Rand, der zuletzt noch etwas Sonnenlicht abbekommen hatte.

Nun entschloss ich mich für einige Fokalaufnahmen durch das C5, denn ohne Nachführung gab es trotz 800-ASA-Film keine Chance für ein Bild der Totalität durch den Refraktor,  zumal die Wolken den Mond sicher um einige Blenden zusätzlich schwächten. Da ich das C5-Teleskop zuvor zur Beobachtung benutzt hatte, musste ich nun durch die neu montierte Fotokamera fokussieren. Wegen des schwachen Lichts war das sehr schwierig. Ich machte dann eine 20-Sekunden-Aufnahme bei 1250mm fokal. Der Mond wurde immer schwächer. Die Cirren verdichteten sich. Die Verdichtung der Wolken schwankte, sodass noch einige Aufnahmen möglich waren. Dann verschwand der Mond gegen 21:20 Uhr hinter den dichter gewordenen Cirruswolken. Damit schien die Mondfinsternis für mich beendet. Tagsüber sah es noch viel schlechter aus. So war ich doch zufrieden, den Mond doch recht lange gesehen haben zu können.

Totalität

Totalität

Um 21:02 Uhr aufgenommen mit einer Canon EOS500N fokal durch ein Celestron C5-Teleskop (f=1250mm, D=125mm), 20 Sekunden belichtet auf Fuji800 Negativfilm.

Mondfinsternis über dem Parkdeck

Mondfinsternis über dem Parkdeck

Um 21:05 Uhr aufgenommen mit einer Canon EOS500N und 24-85mm Canon Zoom bei 24mm, 20 Sekunden belichtet bei f5,6 auf Fuji800 Negativfilm.

Doch gegen 21:45 Uhr war wieder ein leichter Schimmer der Totalität zu erkennen. Der Übergang in die partielle Phase um 21:51 war schon wieder deutlicher zu sehen. Jetzt zeigte sich die zunehmende Kraft des Sonnenlichts, das wieder auf den Mond fiel. Ähnlich dem Diamantringeffekt bei einer Sonnenfinsternis leuchtete ein schmaler Rand des Mondes durch die Cirruswolken, die so dicht ja gar nicht waren, nur für den schwachen Mond in seiner Totalität waren sie zu stark. Mit zunehmendem Licht auf dem Mond nahm die Dichte der Wolken auch immer mehr ab. Ich machte Fotos der zweiten partiellen Phase durch das C5 und anschließend einige 1820mm-Aufnahmen durch den Refraktor auf die oben beschriebene Art und Weise.

Jupiter und Saturn westlich des Mondes waren nun wieder deutlich sichtbar. Mit Ende der partiellen Finsternis um 22:59 wurde man noch mit einem prächtigen Halo belohnt. Der Halo war so groß, er wirkte wie ein Riesenplanet, der am Himmel stand, und mit seinem Durchmesser von ca. 45 Grad übermächtig. Er sah fast wie eine Scheibe aus, denn das Innere des Halos wirkte eher bräunlich, im Gegensatz zur eher bläulich-milchigen Himmelsumgebung.

Austritt aus dem Erdschatten

Austritt aus dem Erdschatten

Um 22:02 Uhr aufgenommen mit einer Canon EOS500N fokal durch ein Celestron C5-Teleskop (f=1250mm, D=125mm), 2 Sekunden belichtet auf Fuji800 Negativfilm.

Halbschattenfinsternis

Halbschattenfinsternis

Um 23:01 Uhr aufgenommen mit einer Canon EOS500N fokal durch ein Revue-Refraktor (f=910mm, D=60mm), 1/6 Sekunde belichtet auf Fuji800 Negativfilm.

Halo

Halo

Um 23:10 Uhr aufgenommen mit einer Canon EOS500N und 24-85mm Canon Zoom bei 24mm, 8 Sekunden belichtet bei f4 auf Fuji800 Negativfilm.

Vollmond

Vollmond einige Minuten vor Ende der Halbschattenfinsternis

Um 23:48 Uhr aufgenommen mit einer Canon EOS500N fokal durch einen Revue-Refraktor (f=910mm, D=60mm) mit 2x-Telekonverter, 1/60 Sekunde belichtet auf Fuji800 Negativfilm.

Etwa eine Stunde später, zum Ende der wiederum deutlich sichtbaren Halbschattenfinsternis, war der Mond dann fast ganz frei von Störungen durch Wolken. Auch der Halo war verschwunden. Sterne waren zu sehen, wie zum Beispiel der Orion, und es wurde helle Vollmondnacht. Gegen 0:30 hatte ich wieder alle Sachen gepackt, und verließ in meinem Auto das Parkdeck, das mir mit dieser Finsternis einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat.

Stephan Heinsius.

Dreieich, 12. Januar 2001.

Nachtrag vom 03. Februar 2001:

Wegen der Wolkensituation am 09. Januar sind viele meiner Bilder unterbelichtet. Die hier gezeigten Bilder sind jedoch korrekt belichtet, aber die am längsten belichteten, die ich am 09. Januar gemacht habe. Für einen klaren Himmel werden die angegebenen Belichtungszeiten vermutlich teilweise erheblich zu lang sein.

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