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Polarlichter 2003

Herrliche Polarlichter über Dreieichenhain

Nordlichter am 30. Oktober 2003 über Dreieich-Dreieichenhain - Erlebnisbericht


Bereits für die Nacht vom 29. auf den 30. Oktober 2003 waren nach Ausbruch einer großen Sonneneruption starke Polarlichter vorhergesagt worden. Doch der Himmel über dem Rhein-Main-Gebiet blieb leider bewölkt. Ärgerlich, wo doch gerade die Nacht vorher noch klar gewesen war.

Auch am Abend des 30. Oktober war es bewölkt. Gegen 20:30 Uhr MEZ zeigte sich die Wolkendecke aber so licht, dass kleine dunkle Flecken darin waren, die sich tatsächlich als Wolkenlöcher entpuppten. Hin und wieder zeigten sich Sterne darin. Auch der Mars war auf diese Weise kurz zu sehen. Die Wolkenlöcher waren jedoch nur wenige Grad groß. Das Wenig Himmel um die Sterne herum erschien dunkel, keine Spur einer Färbung durch ein Polarlicht erkennbar.

Was zeigte sich da nun am südlichen Horizont, einige Grad über dem Wald von Dreieichenhain? Ein langer dunkler Bereich bis zum Horizont. Der Lichterschein von Darmstadt war durch diesen vom Horizont getrennt. Von der Form her sah der dunkle Bereich eher aus wie tiefe Wolken, doch diese müssten näher als Darmstadt sein, um den Lichterschein abzudecken. Wären sie weiter weg, müssten sie auch von dem Lichterschein erfasst sein.

Der Blick mit dem Feldstecher schaffte Klarheit: In den dunklen Bereichen, die sich südlich und südöstlich am Horizont erstreckten waren Sterne zu sehen, nur wenige Grad über dem Wald, bis zu ca. 10 Grad über dem mathematischen Horizont. Die Wolken zogen von Südwest heran: Noch zuvor kaum zu erwarten, gab es nun die Aussicht auf ein großflächiges Wolkenloch!

Noch war der Himmel hell erfüllt vom orangebraunen Licht der umliegenden Städte. Im Westen Richtung Wiesbaden wurde das Licht des Flughafens an tiefen dichten Wolken zurückgeworfen. Über Frankfurt lagen eher langgezogene Wolkenbänke, teils hell, teils dunkel. In diesen dunklen Bereichen zeigte sich weder mit dem bloßen Auge noch mit dem Feldstecher irgendein Stern.

So gegen 21:15 MEZ war es soweit. Der Himmel wurde von Süden her wolkenfrei. Das Sommerdreieck war zu sehen: Wega - Deneb - Atair, und weiter im Süden Mars.

Der Himmel wurde dunkler, denn es gab keine Reflektionsmöglichkeit für das Licht mehr an Wolken. Gegen 21:45 MEZ waren die Wolken am nördlichen Horizont über Frankfurt verschwunden. Der Himmel wirkte nicht richtig dunkel. Es schienen auch nicht so viele Sterne zu sehen zu sein, obwohl es klar war. Ein leichter dunkelroter Hauch könnte erkennbar gewesen sein, doch den hielt ich nicht für eine Erscheinung von Polarlichtern, sondern eher für eine künstliche Aufhellung. Dort wo im Norden die Wolken verschwunden waren stand nun der große Wagen über Frankfurt.

Diese Ecke ist wegen der Stadt immer heller als zum Beispiel im Südosten über dem Odenwald. Und nun wurde ein Hauch immer mehr zur Gewissheit: Ein hellblauer Bogen hatte sich zwischen die Skyline und den großen Wagen gelegt und reichte auch weiter in Richtung Nordosten über Offenbach und Heusenstamm. Fleißig zog ein Flugzeug nach dem anderen seinen Weg durch die darunter verlaufende Einflugschneise zur Landung auf dem Flughafen.

Ich machte erste Bilder. Da taten sich aus dem Nichts mehrere mächtige weiße Säulen hervor, die sich auf den Bogen setzten und sich fast bis in den Zenit hinein aufbauten. Der Bogen wurde breiter höher und heller. Plötzlich fiel mir auf, dass er durch eine dunkle Linie durchschnitten war. Genaueres Hinsehen zeigte, dass es ein Kondensstreifen war, der dunkel vor dem geisterhaften Lichterwerk des Polarlichtes lag.

Im Nordosten hatte sich eine rotviolette Wand aufgebaut, die sich bis zum gerade über dem Wald bei Götzenhain stehenden Saturn im Sternbild Zwillinge erstreckte. Saturn in Schwarzviolett! Im Westen hatte sich ein roter Vorhang über dem Flughafen gebildet, und sich gegenüber dessen Vorfeldbeleuchtung durchgesetzt. Die roten Polarlichter bewegten sich langsam über Dreieich hinweg nach Süden. Sie erreichten den Zenit, wo sie aber nicht so stark waren. Zwischen den rotvioletten Lichtern gesellten sich blaugrüne über Frankfurt hinzu.

Polarlichter 2003

Polarlichter über Dreieich-Dreieichenhain

am 30. Oktober 2003 22:09 MEZ, aufgenommen in Dreieich-Dreieichenhain (50°N) mit einer Canon EOS500N und Canon 24-85mm-Weitwinkelzoom bei 24mm und f3,5, 15 Sekunden belichtet auf Fuji400 Negativfilm. In der linken Bildmitte befindet sich die Formation des großen Wagens.

Polarlichter 2003

Polarlichter über Dreieich-Dreieichenhain

am 30. Oktober 2003, 22:20 MEZ, aufgenommen in Dreieich-Dreieichenhain (50°N) mit einer Canon EOS500N und Canon 24-85mm-Weitwinkelzoom bei 24mm und f3,5, 20 Sekunden belichtet auf Fuji400 Negativfilm. Leuchtspuren von Flugzeugen heben sich hell, ein Kondensstreifen (in der Bildmitte) dunkel vor dem Polarlicht-Hintergund ab.

Meine Dachgeschosswohnung wurde von herrlichen Polarlichtern umkrönt, der Blick nach allen Seiten aus den Fenstern zeigte ihre geisterhaften Schemen und Farben. Und ein Bild nach dem anderen belichtete ich mit meiner Canon EOS500N Kamera. Tiefe Gardinen zogen sich nun über Frankfurt zu, bis tief an den Horizont heran. Und dann gingen sie, so unscheinbar und leise wie sie gekommen waren, wieder im dunklen Hintergrund des Himmels verloren und verblassten unmerklich. Gegen 22:45 MEZ waren sie einfach nicht mehr da.

Etwa eine halbe Stunde um Mitternacht herum zeige sich wieder der hellblaue Schein am Nordhorizont und das rote Nordlicht im Nordosten. Doch inzwischen hatten sich von Südwesten Cirrusschichten herangeschoben, die nur noch im Nordosten ein Rest des Polarlichts erkennen ließen. Welch ein Glück mir diesen herrlichen Anblick brachte, zwischen den Regenfronten der zahlreichen Tiefdruckgebiete die sich ringsherum tummelten!

Stephan Heinsius, Dreieich, 31. Oktober 2003, Ergänzung um Bilder am 09. November 2003.


Polarlichter 1989


Nordlichter1989

Nordlichter über dem Rhein-Main-Gebiet

am 17. November 1989, aufgenommen in Dreieich-Dreieichenhain (50°N) mit einer Olympus OM2 und 24mm-Objektiv auf Fuji100 Negativfilm.

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