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Mitternachts Eclipse

Die partielle Sonnenfinsternis am 1. Juni 2011 auf dem Berg Levi in Finnland - Erlebnisbericht

Vorbericht weiter unten.

28. Mai 2011 - Ankunft in der Frische

Nach mehreren Monaten sehr trockener Zeit zu Hause in Deutschland erlebte ich heute seit langem mal richtig Regen, und zwar während der Landung im nordfinnischen Rovaniemi auf dem Weg zur Sonnenfinsternis in Lappland. Lockere Sommerliche Bewölkung herrschte über Deutschland, auch die Hauptstadt Berlin zeigte sich von oben zwischen den Schönwetterwolken. Richtung Ostsee wurde es zunehmend bewölkt, Finnland unter einer fast ganz geschlossenen Wolkendecke verborgen. Doch nach der Landung in Finnlands Hauptstadt Helskinki klarte es auf und das schöne Wetter kam sozusagen hinter uns her. Aber der Weiterflug brachte uns dann schließlich wieder unter die Wolken im Norden des Landes.

Vorbeiflug an Berlin (etwas rechts von der Mitte ist der Fernsehturm zu erkennen)

Abflug aus Helsinki

Das einzige Rollband am Flughafen von Rovaniemi war mit einer schönen Stofftierdekoration geschmückt, die Koffer so gut wie ohne Wartezeit da. Klein, beschaulich aber modern, und in frischer regennasser Luft präsentierte sich der Flughafen in Rovaniemi. Ein roter Golf unser Mietwagen und nach einen kurzem Einkauf in einem Kioski ging es auf die Landstraße nach Norden. Die Gesamtzahl der entgegenkommenden Autos in den ca. 2 1/2 Stunden Fahrt wäre zu Hause im Rhein Main Gebiet nach 2 1/2 Minuten bereits deutlich überschritten gewesen. 

Etwa auf halben Wege nach Levi, unserem Zielort, graste eine Rentierfamilie am Straßenrand und wechselte dann gemächlich die Straßenseite. Zeit und Gelegenheit erste lappländische Eindrücke fotografisch festzuhalten. Bis ein nachfolgendes Auto kam, schon lange vorher in der Ferne sichbar, hatte ich meine Fotosachen wieder eingepackt und die Rentiere waren wieder am weiterziehen.

Rentiere zwischen Rovaniemi und Kittilä

Bei Kittilä zeigte sich der Berg Levi das erste mal, der Gipfel in Wolken verhüllt, und tatsächlich auch noch einige Schneefelder! Wir checkten im Hotel (Sokos Hotel) ein gingen dann in einem Pub abendessen. Der moderne Skiort mit zahlreichen Hotels, sicher nicht einmal zehn Jahre alt, war weitgehend ausgestorben. Fast alle Häuser waren geschlossen, super frische Luft bei etwa 10 Grad Frische, außerhalb der Skisaison.

Der Berg Levi in Wolken

29. Mai 2011 - Erkundung des Levi Bergs

Am Morgen zeigte sich das erste Mal die Sonne über Levi (Bild rechts), doch den Tag prägte durchweg eine Wolkendecke mit ca. 800-1000 Meter Untergrenze. Nach dem Frühstück war das Ziel, die in Frage kommenden Standorte für die Sonnenfinsternis zu erkunden, zunächst die Prio-1-Destination, den Gipfel des Levi Bergs. Bis auf die letzten ca. 50 Meter führt eine Straße bis zum Sendemast, von da aus ist in etwa 15 Minuten Fußlaufentfernung der Gipfel zu erreichen. Ein Rundweg führt über die höchsten Stellen des Berges, mit Infotafeln über Himmelserscheinungen. Dass dieser Berg für die kommende Sonnenfinsternis bei entsprechendem Wetter einer der Plätze in der ersten Reihe werden könnte war dort natürlich nicht erwähnt. Es wehte ein kräftiger Südwind, bei angezeigten 6 Grad ziemlich kalt und der wäre eine deutliche Beeinträchtigung der Sonnenfinsternis-Beobachtung.

An einer still liegenden Bergstation war es jedoch fast windstill, ein raffinierter Bretterzaun schien es trotz Lücken zu schaffen, den Wind abzuhalten, anscheinend durch Verwirbelung. Nördlich neben der Bergstation scheint ein geeigneter Beobachungsplatz zu sein, freier Blick in Richtung Nordwest bis etwa Nord. Ob es für den letzten Kontakt ganz reichen wird müsste noch per Google vermessen werden, aber der Berg bietet rundum Aussicht, in Nordrichtung müsste der mathematische Horizont sogar über den sichtbaren Horizont liegen. Also neben der Refraktion ausreichend Puffer für die Sonnensichtbarkeit zu Finsternisende.

Horizont vom Levi Berg - die passende Kulisse für die Mitternachts-Eclipse

Im Nordwesten liegt der Pallas Berg (höchste Erhebung links der Bildmitte). Dieser könnte ein Ausweichplatz sein, sollten wolkenfreie Bereiche zu weit nordwestlich oder nödlich liegen. Also ging es jetzt in Richtung Pallas Berg. Zwischenstopp machten wir an einem See. Das Pallas Gebiet ist ein schönes Wandergebiet in dem wir zahlreiche Rentiere und einige mausähnliche Tiere beobachten konnten. Aber vermutlich kein geeigneter Ausweichort für die Sonnenfinsternis, da der Gipfel des Pallas erwandert werden müsste, was nach der Anfahrt zu viel Zeit in Anspruch nehmen würde und das Ergebnis (Wolkenfreiheit am NW-N Horizont oder nicht) erst am Ende des Aufstiegs klar würde.

Pallas mit dem Gipfel in Wolken

Rentiere am Pallas

Am Abend begann es zu regnen, doch die Wetterprognosen von meteoblue zeigen weiter für den Zeitraum der Sonnenfinsternis ein ausreichend großes wolkenfreies Gebiet über Nordnorwegen an. Es könnte dann knapp werden wenn die Wolken zu tief sind, sodass ein Ausweichen nach Norden nötig wäre.

30. Mai 2011 - Die Sonne kommt

Heute zeigte sich erstmals für uns die Sonne für längere Zeit über der Gegend. Welch einen Zauber die Landschaft bekommt, wenn die noch nassen Bäume und Böden das helle Licht der Sonne widergeben, die nach dem Regen von einem knackig blauen Himmel scheint. Noch am frühen Nachmittag das übliche Bild der ziehenden Wolken über dem Levisee. Hier haben wir eine Stelle gefunden mit Blick nach Norden, ein schöner Ort für einen Sonnenuntergang. Die Eclipse über einem See wäre auch ein schöner Anblick, doch dafür wird sie sicher zu tief stehen, denn die Bäume am anderen Ufer ragen bis etwa 1,5 bis 2 Grad in die Höhe.

Am späten Nachmittag machten wir spontan eine Fahrt über Kittilä in das Ylläs Gebiet. Auf dem Weg dorthin recht dünne Wälder, die den Blick auf die Berge erlaubten. Das zarte Grün der Birken im Licht der Sonne, die sich immer mehr gegenüber den Wolken durchsetzt, dazwischen die dunkleren Kiefern, und weite immer wieder Blicke in die Ferne. Viele schöne Fotomotive. Am Ylläas gibt es ein weiteres Skigebiet, der Berg von zahlreichen Pisten geprägt. Sogar unter einigen Bäumen waren Lampen montiert. Was ein Anblick es in der Polarnacht sein muss, wenn die Skigebiete in Betrieb sind und leuchtende Berge hunderte von Kilometern in das Land hineinstrahlen. Lästige Lichtverschmutzung oder der Eindruck vom Himmel gefallener Sterne?

Wildnis am Ylläs

Am Ylläs gab es Regeschauer, auch zwei Regenbögen gab es zu sehen, aber nicht so spektakulär. Am Abend sind wir wieder in Levi angekommen, die Sonne scheint, und ich wähle Rentier aus dem Menü in einem Restaurant mit Westfenstern. Blauer Himmel über Levi, doch es ist Zeit für etwas Ruhe und mein tägliches Internet Update. Wie schön, dass im Hotel das WLAN auf dem Zimmer funktioniert.

Sonnenschein in Levi

Jetzt gab es die Chance das erste Mal die Mitternachtssonne zu beobachten. Bereits vorher könnte es am Levisee einen schönen Sonnenuntergang geben, später die Mitternachtssonne auf dem Gipfel des Levibergs.

Leviberg im Sonnenlicht

Das Wetter hatte sich beruhigt, doch am Nord- und Nordwesthorizont hielten sich hartnäckig dichte Wolken bis etwa 5 Grad Höhe. Eine Finternisbeobachtung unter diesen Bedingungen wäre gescheitert. Dennoch eine beeindruckende Stimmung des kühlen Lichts und der Ruhe am mitternächtlichen Südufer des Levisees.

Weidekätzchen am Levisee im Schimmer der Mitternachtssonne

Anstatt auf den Gipfel ging es jetzt zurück ins Hotel, denn meine Erwartungen die Sonne von da aus zu sehen waren gleich Null. Obwohl es nur etwa 10 Grad waren, waren Stechmücken unterwegs und die hatten es geschafft ihr lästiges Tun durch zwei Schichten von Kleindung hinduch zu vollbringen. Also für die nächste Nacht den Moskitoschutzanzug einplanen.

31. Mai 2011 - Sonne pur über Lappland

Der Vormittag über Levi präsentierte sich mit einem blauen Himmel vom Feinsten. Das nutzten wir aus um zwei Seen (Munasee und Rautussee) nördlich von Levi anzusteuern. Dabei überquerten wir den Fluss Ounas. Ein naturbelassener breiter Strom, tiefblau, im Gegenlicht reflektierte sich das Sonnenlicht beim Blick von der Straßenbrücke in Köngäs (übernächstes Bild).

Kaakkurisee nördlich von Levi

Der Fluss Ounas nördlich von Levi

Gegen Mittag gab es einige thermikbedingte Schönwetterwolken. Am Munasee war sehr schön der perspektivische Effekt sichtbar, den die Wolken eine Horizontfinsternis erschwert sichtbar werden lassen. Weil man mit zunehmender Nähe zum Horizont immer mehr seitlich auf die Wolken sieht, verdecken diese sich immer mehr, sodass wenige Wolken ausreichen, um eine Sonnenfinsternis wie die morgige zu verdecken. Gut dass es diese thermikbedingten Wolken bei einer horizontnahen Sonne kaum geben sollte und diese keine Gefahr für die anstehende Sonnenfinsternisbeobachtung sein sollten.

Wolken am Horizont am Munasee verdecken sich

Am Nachmittag fuhren wir wieder auf den Levi Berg. Ich erkundete die Gegend nachdem ich per Google Maps die Azimute der Sonnenfinsternis in der Landschaft einigermaßen verankern konnte. Die untenstehende Simulation zeigt das Ergebnis meiner Berechnungen bzw. Schätzungen. Wie hoch wohl die Refraktion sein wird?

Die Wetteraussichten für die Finsternisnacht haben sich weiter zum Positiven entwickelt, das prognostizierte großflächige Wolkenloch reicht nun bis zur norwegischen Bergkette an der Küste, sodass nur bei sehr hohen Wolken eine Beeinträchtigung zu erwarten sein könnte.

Simulation der Sonnenfinsternis für den Leviberg

Von Südwesten zog ein Wolkengebiet auf, es herrschte starker Südwestwind. Mehrere Standorte am Berg kommen für die Sonnenfinsternisbeobachtung in Frage. Vermutlich wird wesentlich sein, aus welcher Richtung der Wind weht und in welcher Stärke. Die heute erlebte Windstärke würde die Beobachtung beeinträchtigen, aber ich habe verschiedene windarme Stellen auf dem Berg ausfindig gemacht, es sieht also insgesamt für die Sonnenfinsternisbeobachtung recht gut aus. Nun zog es (wie vorhergesagt) zu, Zeit zurück zum Hotel zu fahren, online zu gehen und später abend zu essen. Die Mitternachtssonnenbeobachtung ließ ich wegen des Regens am Abend ausfallen.

1. Juni 2011 und 2. Juni 2011- Zwei Sonnenfinsternistage mit Mitternachts-Eclipse

Auch noch Regen am frühen Morgen des 1. Juni, doch gegen 9 Uhr kommt die Sonne zum Frühstück zwischen den Wolken heraus. Statt von Süden ziehen die Wolken jetzt von Westen heran. Die Wettervorhersagen haben sich wieder verschlechtert in dem Sinne, dass das wolkenfreie Gebiet kleiner wäre und ein Gebiet mit hohen, teils auch tieferen Wolken während der Sonnenfinsternis in die gewünschte Blickrichtung einwandern könnte. Aber auch so weit nördlich zieht, dass es sich mit den Wolken an der norwegischen Küste vereinen würde, ein Ausweichen in Richtung Pallas oder weiter Richtung Norwegen keinen Vorteil verschaffen würde.

Es wird wirklich schwierig, denn für die Horizont Eclipse müssen die wolkenfreien Stellen zig Kilometer in Nord-Süd Richtung groß sein, hohe Anforderungen an die an sich weiter recht gute Wettervorhersage.

Am frühen Nachmittag kam die Sonne endgültig raus. Einige thermikbedingte Wolken sowie einige wenige Cirren zierten den blauen Himmel. Wir machten noch einen Ausflug an einen See östlich von Kittilä. Die Gegend ist oft unerschlossen, Sumpfgebiete gehen in Seen und Wälder über. Ein Zugang zum See ist oft nur da möglich wo es Häuser gibt.Wir fanden an dem See eine Stelle mit Blick auf den Leviberg.

Blick in den Wald ca. 40 km östlich von Kittilä

Gegen 18 Uhr Abendessen und anschließend ins Hotel. An der Rezeption fragte ich nach einer Funkuhr, um meine Kamerazeit genau zu justieren, doch die war leider nicht aufzutreiben. Das muss dann nachträglich über Extrapolation in die Vergangenheit gemacht werden. Dann ging es nochmal auf das Hotelzimmer. Auf dem Chat von Stefan Krause habe ich mich kurz gemeldet. Er ist in Island, und da sehen die Wetterbedingungen schlecht aus, er meldet Regen an seinem Standort. Für Levi sieht die aktuelle Situation sehr gut aus, doch noch sind es 5 Stunden bis Finsternisbeginn und die Horizontnähe verlangt viel freien Blick.

Kirche von Levi gegen 19:00 Uhr

22 Uhr (Ortszeit Levi): Es ist keine Wolke am Himmel über Levi zu erkennen, der Nordwesthang des Berg liegt im Sonnenschein. Wir verlassen das Hotel und begeben uns auf die Höhen des Levibergs. Auf dem Weg dorthin halten wir am Immelsee, die Sonne strahlt uns durch Birken hindurch zweifach entgegen, die Spiegelung im Wasser ist fast so hell wie die Sonne selbst, die bereits nur noch wenige Grad über dem Horizont steht.

Oben auf dem Berg gibt es Gewissheit: Der Horizont nach Norden und Nordwesten ist fast ganz wolkenfrei, nur wenige dünne Cirren und ein kleines Wolkenfeld zieren den Himmel, beides keine Gefahr für die bevorstehende Sonnenfinsternisbeobachtung. Ich entscheide in der Nähe des Parkplatzes zu beobachten. Dort gibt es auch ein Geröllfeld mit ein paar vereinzelten Bäumchen, die einen schönen Vordergrund für die Sonnensichel abgeben könnten, insbesondere ein Baum mit sichelförmiger Spitze könnte ein interessanter Vordergrund für eine Teleaufnahme sein.

Doppelte Sonne am Immelsee

Sonnenschein auf dem Leviberg

Doppelte Sonne über Lappland

Auch andere Beobachter kommen den Berg hoch gefahren. Kontakte ergeben sich aber kaum. Ich baue meine beiden Stative auf und merke bald, dass immer mehr Stechmücken auftauchen. Die hätte ich auf dem Berg nicht erwartet, dennoch meinen für Südakrika 2002 angeschafften Moskitoschutzanzug dabei und diesen nun angezogen.

23:41 Ortszeit: Der erste Kontakt tritt pünktlich am rechten Sonnenrand ein, erstaunlich schnell wandert der Mond von rechts in die Sonne hinein. Aufnahmen mache ich mit der Canon EOS450D Digitalkamera durch das Walimexzoom bei 650mm. Auch meine alte Canon EOD500N Analogkamera kommt mit Fuji400 zum Einsatz. Film wird immer noch mit Überbelichtugnsituationen besser fertig als die Digitalkameras.

Erster Kontakt auf dem Leviberg um 23:41 Osteuropäischer Sommerzeit

Sonnenfinsternisbeobachtung im Moskito Schutzanzug

Sonnensichel über Lappland 0:22 Uhr Ortszeit (Komposit aus 3 Aufnahmen)

Durch die Sofi-Brille ist deutlich der rechts oben liegende Mond zu sehen. Immer wieder Aufnahmen durch das Walimex und mit verschiedenen Objektiven. Die Sonne ist nur noch etwa 1 bis 1 1/2 Grad über dem Horizont und so hell, dass Fotos zusammen mit dem Horizont immer zu einer massiven Überbelichtung der Sonne führen, auch mit Reflexen im 75-300mm Zoom, onsbedondere mit Tele-Konverter habe ich zu kämpfen. Die Bedingungen sind fast zu perfekt. Doch mit fotgrafischem Baader Filter (D=3,8) gelingen Bilder bei abnahmenden Belichtungszeiten (zunächst bei 1/500s, apäter bis zu 1/30s). Wie gut dass es windstill ist. Der enorme Wind der letzten Tage hätte das Fotografieren enorm erschwert.

Ich gehe auf das Geröllfeld nordwestlich des Parkplatzes und mache erste Aufnahmen der kleinen Bäumchen vor der Sonnenfinsternis. Doch diese ist so hell, dass die Aufnahmen entweder die Bäume nicht zeigen oder die Sonne so überbelichtet ist, dass die Umrisse der Sonne verschwimmen. Auf dem Parkplatz sind inwischen ca. 15 Beobachter mit Autos gekommen. Eine Hotelangestellte ist dabei, an der Rezeption hatte ich von der Sonnenfinsternis erzählt und dass der Leviberg dafür einer der besten Beobachtungsort der Welt ist.

Zum Maximum der Finsternis meinte ich zu erkennen, dass es deutlich dunker wurde. Später bestätigte sich das für mich, weil es nach Ende der Finsternis bei gleichem Sonnenstand von ca. einem Grad meinerm Eindruck nach heller war.

Sonnenfinsternis um 00:25 Uhr Ortszeit bei 1000mm Brennweite

Sonnenfinsternis um 00:32 Uhr Ortszeit bei 1000mm Brennweite

Sonnenfinsternis um 00:41 Uhr Ortszeit bei 1000mm Brennweite

Auf den Aufnahmen der Sonnenfinsternis um das Maxumum herum ist bei 1000mm Brennweite ein grüner Saum am Mondrand zu erkennen (hatte ich erst nach der Sonnenfinsternis auf den Fotos endeckt). Bei einem Sonnenauf- oder -untergang wandert die Sonne nach oben oder unten und durchläuft dabei die Luftschicht, die das Licht so anders bricht, dass es den grünen Blitz gibt. Doch während der Mitternachtssonne wandert die Sonne nach rechts und statt des Blitzes bleibt ein mehr oder weniger kontinuierlicher Saum.

Sonnenfinsternis am Horizont - Leichte weiße hohe Schleierwolken sind am Himmel sichtbar

Sonnensichel über Lappland 0:36 Uhr Ortszeit (Komposit aus 2 Aufnahmen)

Inzwischen steht die Sonne weniger als ein Grad über dem Horizont und ist dadurch etwas schwächer, Aufnahmen der Sonnensichel über dem Horizont und hinter den Bäumchen werden möglich. Nun ist die Sichel in die gleiche Richtung geöffnet wie der Baum mit der sichelförmigen Spitze. Das Maximum ist bereits vorüber, die ersten Autos fahren den Berg wieder herunter.

Der Leviberg im Licht der partiellen Sonnenfinsternis

Die Sonnenfinsternis am Nordhorizont über Lappland

"Eclipse Trees" - Die Sichelsonne hinter dem Baum mit der sichelförmigen Spitze

Der Mond verlässt die Sonne weiter und wandert mehr und mehr nach links heraus, während ich zahlreiche Fotos der Bäumchen vor der Sonnensichel mache. Nun ist die Sonne auch bei 650mm zusammen mit dem Horizont abbildbar. Laut dem Google Maps Tool von Xavier Jubier sollte die Sonne nun (ohne Refkation) bei ca. 0,1 Grad auf dem Horizont stehen. Doch wie viel höher würde sie wegen der Refraktion stehen?

Sonnenfinsternis über dem Horizont um 01:08 Uhr Ortszeit

Nach dieser Aufnahme müssten es etwa 0,6 bis 0,7 Grad sein, der mathematische Horizont dürfte etwas oberhalb des tatsächlichen Horizonts liegen. Gegen 01.19 ist der Mond nicht mehr auf den Fotos zu erkennen, er entschwindet in den luftbedingten Unregelmäßigkeiten des Sonnenrandes. Nun scheint vom Azimut 0, genau aus der Nordrichtung die Mitternachtssonne die der Mond soeben freigegeben hat. Ich packe meine Ausrüstung zusammen und begebe mich auf den Gipfel um dort den im Süden beginnenden Erdschatten zu beobachten. 

Die wieder volle Mitternachtssonne

Der Schatten des Levibergs reicht über den Flughafen von Kittilä hinweg bis über den Horizont

Der Berg wirft seinen Schatten über den Flughafen von Kittilä hinweg bis über den Horizont, mit ihm beginnt die Nacht auf diesem Planeten. Irgendwie fühle ich mich auf dem Gipfel der Welt zu stehen, mein eigener Schatten geht ein in den Schatten des Berges, dessen Schatten in den der ganzen Erde übergeht und sich im Weltraum verliert. Bereits am 15. Juni 2011 wird dieser den Mond treffen und eine totale Mondfinsternis verursachen, für die ich die Wasserkuppe in der Rhön als Beobachtungsort bereits ausgesucht habe.

Auf dem Gipfel des Levibergs mit der Mitternachtssonne

Doch nun verlasse ich den Gipfel und es geht über ein Schneefeld zurück zum Auto und wieder nach Levi in das Sokos Hotel, wo ich an der Rezeption von diesem großartigen Sonnenfinsterniserfolg erzählen kann.

Schneefeld auf dem Leviberg im Schein der Mitternachtssonne

Auf dem Zimmer sitze ich noch etwa bis 5 Uhr am PC und stelle die ersten Infos und Bilder in das Internet. Andere Beobachter melden erfolgreiche Beobachtungen aus Island, Norwegen und Ostlappland. Nur in Tromsö war die Sonnenfinsternis wohl auch ohne Wolkenunterbrechung sichtbar.

Nach kurzem Schlaf geht es zum Frühstück. Im weiteren Verlauf des Tages bearbeite ich Bilder, stelle sie online und schreibe meinen Bericht weiter, unterbrochen durch einen Spaziergang am Nachmittag durch das inzwischen wieder unter vielen Wolken liegende Wintersportörtchen Levi.

3. Juni 2011 und 4. Juni 2011 - Reise zurück nach Hause

In zwei Tagen ging es nun wieder zurück nach Hause in Richtung Süden, aber nicht ohne noch ein paar schöne Impressionen von Finnland dabei mitgenommen zu haben. Gegen Mittag waren wir ein drittes Mal am Levisee, dann ging es über Hossa (auf der Nordostseite des Levibergs) weiter Richtung Kittilä. An einer Baustelle war die Straße gesperrt und die Umleitung ging über eine Schotterstraße. Dort wurde einfach ein Haus auf der Straße abgestellt, eine eventuelle unerlaubte Durchfahrt somit klar erschwert.

Auf dem Weg zwischen Kittilä und Rovaniemi machten wir noch Pause an einem kleinen naturbelassenen Rastplatz am Ounas-Fluss mit schönem Blick auf den Fluss mit Stromschnellen. Vor Rückgabe des Mietwagens tankten wir bei Rovaniemi in der Nähe des Flughafens.

Gegenüber der Tankstelle entdeckten wir ein Christmas House. Wir hatten noch etwas Zeit und sahen uns das mal an. Und tatsächlich gab es dort auch einen Weihnachtsmann und Weihanchtsbäume im Juni zu sehen. Nicht passend zur Jahreszeit gab es eine Menge Wintersachen zu kaufen. Da waren doch ein paar schöne und nützliche Sachen für uns dabei, und der Anbieter hat wieder etwas Umsatz gemacht!

Die neuen Kleidungsstücke gingen noch gerade in unser Gepäck hinein. Am frühen Abend ging es mit dem Flugzeug nach Helsinki, dort mit dem Bus vom Flughafen zum Bahnhof. Die Tourist-Info am Flughafen gab nützliche Hilfe. Dort konnten wir gleich 24h-Fahrkarten für Bus und Straßenbahnen kaufen.

In der Stadt war schießlich das zweite Sokos Hotel das wir aufsuchten das richtige. Es gibt davon mehrere in Helsinki, auch in der Nähe des Bahnhofs. Nach dem Check-In und einem Besuch beim McDonald's gegenüber gingen wir bis nach Mitternacht durch die Stadt im Dämmerlicht. Am Hafen gab es ein Oldtimer Treffen und vom Park im Süden der Stadt hatten wir einen schönen Blick auf das Meer, die vorgelagerten Inseln und den Erdschatten darüber.

Dom von Helsinki in der Mitternachtsdämmerung

Leuchtturm in Helsinki

Am nächsten Tag checkten wir gleich nach dem Frühstück aus und gingen dann wieder in die Stadt, wieder unter einem wolkenlosen Himmel. Wir fuhren mit der Straßenbahn 3T eine Rundtour durch die Stadt (wurde uns vorab von einer Freundin empfohlen), anschließend am Hafen entlang über die orthodoxe Kirche am Dom vorbei zurück zum Hotel, wo wir unser zwischengelagertes Gepäck abholten.

Doch nicht ohne vorher nochmal beim McDonald's zu pausieren. Wieder mit dem Bus ging es zurück zum Flughafen, diesmal durch ein großes modernes anscheinend komplett neues Wohngebiet. Die unerwartete Fülle vor dem Check-In am Flughafen ließ unsere Zeit knapp werden, doch wir erreichten unser Flugzeug rechtzeitig und landeten am Abend im gewittrigen feuchtwarem Frankfurt. Anders als von Reisen so oft erlebt war das feuchtwarme Klima nun nicht am Reiseziel sondern zu Hause, gar nicht mehr die frische klare Luft aus Finnland.

Stephan Heinsius.

Die partielle Sonnenfinsternis am 1. Juni 2011 auf dem Berg Levi in Finnland - Vorbericht

Die zweite partielle Sonnenfinsternis des Jahres kann am 1. Juni 2011 in den nördlichsten Regionen von Nordeuropa bei gutem Wetter während der "Nacht" beobachtet werden. Mitternachtssonne und Sonnenfinsternis in einem - in Lappland wird die Sonne ihren tiefsten Punkt im Norden mit Ende der Finsternis erreicht haben, nachdem sie in voller Länge nah am Horizont eine ganz besondere Himmels-Show präsentiert haben sollte.

Eclipseland experiences unternimmt hierzu eine Expedition in den finnischen Teil Lapplands. Das Himmelsereginis soll vom Berg Levi beobachtet und aufgenomen werden. Im Fall von schwierigen Wetterbedingungen wird ggf. kurzfristig auf einen anderen Standort ausgewichen. Ab dem 29. Mai haben wir vor, hier einen fortlaufenden Erlebnisbericht zu präsentieren. Erste Bilder der Sonnenfinsternis werden für den 2. Juni erwartet.

Da die Sonne zur Zeit der Finsternis sehr tief steht ist ein freier Blick nach Nordwesten und Norden erforderlich. Die Sonne wird sich während der kompletten Finsternisdauer nur wenige Grad über dem Horizont befinden. Natürlich ein besonderes Risiko, was die Verdeckung des Himmelsschauspiels durch Wolken angeht, aber die Horizont-Eclipse ist eine ganz besondere astronomische Konstellation, wie sie nur in den Polargebieten möglich ist.

Die Zeiten für Levi (Osteuropäische Sommerzeit), gerechnet mit dem Google Earth Tool von Xavier Jubier:

23:41 Beginn der Sonnenfinsternis, Sonnenhöhe 1,7 Grad
00:30 Maximale Verfinsterung (48,5% Abdeckung) Sonnenhöhe: 0,3 Grad
01:19 Ende der Finsternis, Sonnenhöhe: 0,0 Grad

Bedingt durch die Refraktion der Atmosphäre wird mit um etwa 1 Grad höheren Sonnenständen gerechnet.

Stephan Heinsius.
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