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Venus vor der Sonne - die seltenste Eclipse des Jahrhunderts!

Der Venustransit vom 08. Juni 2004 in Dreieich

Erlebnisbericht


Nach dem Mars-Jahr 2003 mit der Rekordannäherung des Mars am 27. August 2003 konnte das Jahr 2004 als ein Jahr der Venus bezeichnet werden. Nachdem sich im ersten Halbjahr 2004 der Mars am Abendhimmel immer weiter von der Erde entfernte und unscheinbarer wurde, kam die Venus der Erde immer mehr entgegen und zeigte sich in der selben Himmelsregion wie Mars in ihrem größten Glanz im April und Mai 2004. Am Abend des 20. Mai gesellte sich schmale Mondsichel hinzu. Für kurze Zeit war diese Konstellation in Dreieich zu sehen. Bald verschwand der noch nahe der Sonne stehende Mond hinter einer Wolkenbank im Nordwesten.

Venusfinsternis am 21. Mai 2004

Am Vormittag des folgenden Tages sollte der Mond die Venus verdecken. Doch am diesem 21. Mai 2004 zog von Norden eine Kaltfront über Dreieich hinweg. Doch dies nicht auf eine Art und Weise wie man es denken mag, mit einer breiten Regenfront oder Gewitterschauern, sondern mit etwa 1000m hoch liegenden Nebelwolken (der Feldberg im Taunus war eingehüllt), die von Nordnordost heranzogen, genauso wie der Wind am Boden. Über diesen Wolken, die oft Lücken für den Blick zur Sonne ließen, gab es weitere lockere Wolken, die von Südwesten herüberzogen. Gegen 12:45 Uhr bis etwa kurz vor 13 Uhr (gegen 13:10 MESZ sollte die Venus-Eclipse beginnen) zeigte sich ein wolkenfreier Bereich etwa 20 bis 30 Grad östlich der Sonne, genau dort, wo die eclipsifizierende Mondsichel stehen sollte. Es war jedoch so dunstig, dass das Streulicht der Sonne derart grell war, dass eine Beobachtung des Himmels wegen der starken Blendung kaum möglich war. Mit Sonnenbrille war das Streulicht erträglich. Es gelang mir trotzdem nicht, die Mondsichel am Taghimmel zu entdecken, auch nicht durch den Feldstecher. Dann zog es zu und ab etwa 13:15 MESZ blieb dann auch die Sonne hinter Wolken verschwunden und zeigte sich bis zum Ende der Venusbedeckung gegen 14:30 MESZ nicht mehr.

Wolkensituation vor Venusfinsternis

Wolkensituation vor der Venusfinsternis

in Dreieich-Dreieichenhain am 21. Mai 2004 um 12:44 MESZ

Nach Durchzug der Kaltfront war das Wetter am 22. Mai besser: Klarer blauer Himmel mit dicken Haufenwolken. Innerhalb von Minuten fand ich Mond und Venus spät vormittags am Taghimmel mit dem Feldstecher, dann beide auch mit dem bloßen Auge.

Der Höhepunkt der Venusbeobachtungen stand aber noch bevor: Die seltenste aller Sonnenfinsternisse, die Eclipsifizierung unseres Heimatsternes durch den inneren Nachbarplaneten Venus sollte sich am 08. Juni 2004 ereignen und in voller Länge von Mitteleuropa aus beobachtbar sein.

Venussichel am 05. Juni 2004

Am 05. Juni 2004, 2 1/2 Tage vor dem Ereignis, konnte ich die hauchdünne Venussichel mit den aufgrund der Lichtbeugung in der Venusatmosphäre übergreifenden Hörnen kurz nach Sonnenuntergang gegen 21:30 MESZ mit dem 8x30 Feldstecher entdecken und etwa 5 bis 10 Minuten lang beobachten. Plötzlich stand sie in ihrer außerirdischen Schönheit in einer ungeahnten Größe 2 bis 3 Grad über dem Horizont. Eine fremde Sichel über dem irdischen Horizont! Leider nur so kurz und schwer sichtbar, dass es für ein Foto oder eine Videoaufnahme nicht reichte. Im Teleskop (Celestron C5, f=1250mm, D=125mm) zeigte sie sich bei 250-facher Vergrößerung sehr verwaschen, schöner im Weitwinkelokular (30mm) oder im 8x30-Feldstecher.

Bei weiterhin gutem Wetter war mein Beobachtungsversuch der Venus am 06. Juni 2004, 1 1/2 Tage vor dem Venustransit trotz mittelklarer Horizontsicht (etwas Dunst und sehr wenig Cirrenreste) hingegen nicht erfolgreich.

Vorbereitungen für den Venustransit

Am 07. Juni 2004 zeichnete sich immer mehr ab, einerseits am aktuellen Himmelsanblick, andererseits anhand der Wettervorhersagen und der aktuellen Satellitenbilder, dass das Wetter für eine Beobachtung des Venustransits in Dreieich hervorragend gut sein würde. In den Norden und Nordosten Deutschlands von Nordwesten hereinziehende Wolkenfelder sollten jedoch noch ein kleines Risiko darstellen, wie die Gefahr eventueller gegen Mittag aufkommender Quellbewölkung. Am Abend des 6. Juni rechnete ich bereits damit, zu Hause beobachten zu können (bei schlechtem Wetter hätte ein Ausweichen ähnlich wie zur Mondfinsternis am 04. Mai 2004 auf dem Programm gestanden).

Am Vormittag des 07. Juni bereitete ich mich nun auf eine Beobachtung in Dreieich-Dreieichenhain vor, genauer gesagt auf die Errichtung eines Venustransit-Camps in den Wiesen nördlich meines Gartens (im mittleren Bereich des Grundstücks nördlich der Knallerbsenhecke). Ich suchte einen Ort in der Wiese aus, am dem während des ca. 6-stündigen Transits ein durchgängiger Blick auf die Sonne möglich sein sollte. Ich mähte eine kreisrunde Fläche mit einem Durchmesser von etwa 5 Metern frei. Am Nachmittag die definitive Entscheidung für den Beobachtungsort Dreieich. Ich brachte meine Beobachtungsinstrumente schon einmal in das nahegelegene Haus meiner Eltern, um sie dort am nächsten Morgen in schnellem Zugriff zu haben. Noch schnell eine e-mail an meine Freunde und Bekannten im Rhein-Main-Gebiet, und einen (wohl bereits zu späten) Hinweis an die örtliche Presse. Ich malte Hinweisschilder, suchte Holzpfosten für deren Befestigung aus und rammte diese schon einmal in den Boden. Aus einer großen dunklen Plastikplane, die meine Mutter noch für mich fand, und einigen Bambusstäben baute ich ein Zelt, damit morgen das projizierte Bild der Venus vor der Sonne dort Platz finden können sollte.

Die Nacht vom 07. auf den 08. Juni war kurz. Gegen 4 Uhr am Morgen zeigt der Blick aus den Schlafzimmerfenstern einige Wolkenfelder, die im Nordosten vor dem Dämmerungshimmel stehen. Ein frühes Frühstück und die letzten Vorbereitungen. Gegen 05.20 Uhr geht die Sonne auf, die Wolkenfelder bleiben, erreichen aber nicht die Höhe von ca. 20 Grad, in der zwei Stunden später der Eintritt der Venus vor die Sonnenscheibe stattfinden sollte.

Zwischen halb 6 und 6 fahre ich mit dem Auto vom Süden in den Norden von Dreieichenhain und suche das Haus meiner Eltern auf. Mit der Schubkarre transportiere ich von dort das verpackte Eclipse-Equipment auf's Feld. Der Beobachtungsplatz liegt etwa 100 Meter nördlich des am Stadtrand gelegenen Hauses. Jetzt wird das kreisrund gemähte Venusfeld bestückt. Vor dem bereits gestern aufgebauten Venuszelt baue ich meine drei Teleskope auf, ein Celestron C5 (f=1250mm, D=125mm), ein Revue-Refraktor (f=910mm, D=60mm) und ein Sky-Watcher Refraktor (f=700mm, D=70mm). Das C5 stelle ich vor das Zelt, damit das Bild von diesem dort hinein projiziert werden kann.

Das gemähte Feld, die Sonne darstellend, und eine zwischen zwei Stöcken gespannte alte Schnur zeigen den Weg der Venus vor der Sonne auf. Ein kleiner Blumeneimer steht am Ostrand meiner Sonne bereit, die Position der Venus markieren zu können. Gegen 06:10 MESZ ist meine Videokamera einsatzbereit und ich beginne mit den ersten Aufnahmen, die den Aufbau des Venuscamps zeigen. Eine Stunde später ist der Aufbau beendet, alle Instrumente einsatzbereit.

Venuscamp

Venuscamp im Feld in Dreieich-Dreieichenhain am 08. Juni 2004

Es wird spannend. Gelassener als vor einer Sonnen-Totalität sehe ich den Beobachtungen entgegen. Es steht ja mehr Zeit zur Verfügung. 07:16 MESZ bis 07:19 MESZ. Mein Blick durch das C5 bei ca. 80-facher Vergrößerung (30mm-Okular und 2xTele-Konverter, durch Kamerasucher) wandert über den Sonnenrand. Bei dieser Vergrößerung muss ich dabei den Bildausschnitt entsprechend ständig nachstellen. Da ist sie! Rechts oben zeigt sich um 07:20 MESZ eine winzige Delle, die Venus kommt!

Beobachtung des Venustransits in Dreieich erfolgreich!

Durch den Sucher der Canon EOS500N-Kamera, die hinter dem 30mm-Okular mit 2xTele-Konverter am Celestron C5 montiert ist, und durch den Sky-Watcher-Refraktor mit 5mm-Okular sehe ich die Venus vor die Sonne wandern. Die Venus ist schon deutlich als Delle erkennbar. Ich wage es und gehe zwischenzeitlich mit dem C5 (und der Kamera) noch näher ran, wechsle das Okular auf 12,5mm.

Eintritt der Venus

Eintritt der Venus vor die Sonne

am 08. Juni 2004 um 07:29:18 MESZ, aufgenommen in Dreieich-Dreieichenhain mit einer Canon EOS500N und Celestron C5 Teleskop (D=125mm, f=1250mm) mit 12,5mm Okular und 2xTele-Konverter, mit Baaderfolie (D=3.8), ca. 1/3 Sekunde belichtet (mit sog. Hutmethode) auf Fuji200 Negativfilm.

Durch eine Aufhellung im südlichen Schnittpunkt von Venus und Sonne wirkt die Venus plastisch. Dies ist vermutlich ein durch die Optik hervorgerufener Reflex, der durch die lange Belichtungszeit sichtbar wird. Zusätzlich wirkt die komplette Venus etwas heller als der Himmelshintergrund. Hierfür könnte eventuell ein Hauch Venusatmosphäre im nordöstlichen Bereich eine zweite Ursache sein.

Eintritt der Venus

Eintritt der Venus vor die Sonne

am 08. Juni 2004 um 07:29:47 MESZ, aufgenommen in Dreieich-Dreieichenhain mit einer Canon EOS500N und Celestron C5 Teleskop (D=125mm, f=1250mm) mit 12,5mm Okular und 2xTele-Konverter mit Baaderfolie (D=3.8), ca. 1/30 Sekunde belichtet (mit sog. Hutmethode) auf Fuji200 Negativfilm.

Dieses kürzer belichtetete Bild zeigt keinerlei Anzeichen von Atmosphärenbogen oder anderer Phänomene.

Die auf die Sonne ausgerichtete Videokamera Sony DCR-VX700E mit 2x-Telekonverter läuft. Nach ca. 20 Minuten wird es richtig spannend. Jetzt steht die Venus mit etwa 1 1/2 Radien in der Sonne. Die Rundung geht nach außen wieder zu und scheint sich außerhalb der Sonne zu vereinigen. Ist das wirklich so? Es scheint, als ob ein winzig schmaler Bogen die fehlende Rundung entlang läuft. Sehe ich das Licht der Sonne, dass durch die Venusatmosphäre von hinten durch diese gebrochen wird? Weiter bewegt sich die Venus in die Sonne herein. Ich mache Bilder durch das C5.

Wann hat die Sonne die Venus vollständig aufgenommen? Es ist sichtbar: sie ist wohl drin, oder ist sie denn immer noch nicht ganz drin? Da ist der Tropfen! Die Ränder verschmieren rundlich, aber nur sehr sehr wenig. Schon scheint es sich so zu verschmieren, dass ein sehr flacher elliptischer dunkler Bereich zwischen Sonnen- und Venusrand steht. Schwer zu erkennen. Doch, jetzt löst sie sich, genau um 07:39:48 MESZ, und steht von nun an voll in der Sonne. Da ist nun definitiv Licht der Sonnenscheibe zwischen Sonne und Venus. Der schwarze Ball hebt sich vom ebenso schwarzen Rand der Sonne ab und beginnt seinen selbständigen Lauf durch die 30 Mal größere Sonnenscheibe.

Eintritt 07:20:43

07:20:43

Eintritt 07:22:52

07:22:52

Eintritt 07:33:01

07:33:01

Eintritt 07:35:41

07:35:41

Eintritt 07:37:56

07:37:56

Eintritt 07:38:46

07:38:46

Eintritt 07:39:48

07:39:48

Eintritt 07:39:58

07:39:58

Eintritt 07:40:08

07:40:08

Eintritt 07:40:46

07:40:46

Eintritt der Venus vor die Sonne

Alle Zeiten in MESZ. Bilder aufgenommen in Dreieich-Dreieichenhain mit einer Canon EOS500N und Celestron C5 Teleskop (D=125mm, f=1250mm) mit 30mm Okular und 2xTele-Konverter mit Baaderfolie (D=3.8), 1/500, 1/350 und 1/250 Sekunde belichtet auf Fuji200 Negativfilm.

Gegen 07:30 Uhr kommen die ersten Besucher. Meine Freundin Renate bringt Getränke mit und macht Bilder vom Venus-Camp und seinen Benutzern. Doch die ersten, die gekommen sind müssen heute arbeiten und das Camp bald wieder verlassen. Meine Eltern, Nachbarn und Spaziergänger kommen, letztere mit und ohne Hunde. Alle sind meine Gäste auf dem Venusfeld und probieren den Blick durch Sofi-Brille, Teleskop und Feldstecher. Die Sonne steigt höher, es wird wärmer und meine fotografischen Aktivitäten sind so weit fortgeschritten, dass ich das C5 für die Projektion freigebe: Sonne und Venus im Großformat, auf eine helle 80x100 Pappe im Zelt projiziert, ein gigantischer Anblick!

Beobachtung des Venustransits

Beobachtung des Venustransits

Venustransit

Venustransit - Venus vor der Sonne!

am 08. Juni 2004 um 08:33 MESZ, aufgenommen in Dreieich-Dreieichenhain mit einer Canon EOS500N und Celestron C5 Teleskop (D=125mm, f=1250mm) mit 30mm Okular mit Baaderfolie (D=3.8), 1/350 Sekunde belichtet auf Fuji200 Negativfilm.

Projektion des Venustransits

Eclipse-Equipment in Aktion: Projektion des Venustransits in das Zelt

Hin und wieder bin ich alleine, aber immer wieder kommen Leute vorbei und werfen interessierte Blicke zur Sonne und zur Venus. Ich erzähle von der Sonne, der Erde und der Venus, den historischen Beobachtungen und den wissenschaftlichen Aspekten des Transits. Gegen 10:20 Uhr muss ich für etwa 10 Minuten meinen Service einstellen, um meine Konzentration und Aktivitäten auf Aufnahmen des Maximums um 10:22:30 MESZ zu fokussieren.

Venustransitmaximum

10:22:30 MESZ: Maximum des Venustransits - Venus steht der Sonnenmitte am Nächsten.

Aufgenommen in Dreieich-Dreieichenhain mit einer Canon EOS500N und 2xTele-Konverter hinter einem Revue-Refraktor (D=60mm, f=910mm) mit Baaderfolie (D=3.8), 1/500 Sekunde belichtet auf Fuji200 Negativfilm.

Es wird immer wärmer. Hitze kommt auf. Man sitzt nun bevorzugt in dem kleinen schattigen Bereich, den der kleine Birnenbaum im Süden der gemähten Sonnenscheibe bietet. Ich untersuche die Schatten der Blätter, bzw. die Löcher zwischen ihnen. Während einer partiellen Sonnenfinsternis formen sich diese Löcher zu Sonnensicheln. Doch heute suche ich vergeblich die Venus in den Rundungen der Sonne, die diese Löcher in sich tragen.

Jetzt kommen meine Gäste auch mit Kameras. Ein Junge aus der Nachbarschaft hat eine Digitalkamera dabei. Ihm gelingen gute Aufnahmen des Venustransits, direkt hinter den Okularen meiner Teleskope aufgenommen. Diese Optik ist so klein, dass sie der menschlichen Pupille mehr ähnelt als das Objektiv meiner Videokamera. Per Video gelingt es mir, die Venus nur mit einem kleinen Bereich Sonne um sie herum aufzunehmen. Der Rest des Bildes bleibt abgeschattet.

12:45 MESZ ist vorbei. Die Uhr nähert sich der "13". Die Projektion kann ich nicht wieder herstellen, eine späte Besucherin kann noch gerade durch den Sky-Watcher sehen. Ich bin jetzt schon in Aktion, um den Austritt aufzunehmen. Ich zweifle noch: Wieder wie den Eintritt durch das C5 (möglicherweise kann ich dem Belichtungsmesser trotz Spot-Messung nicht trauen und habe die Bilder unterbelichtet), oder fokal durch den Revue-Refraktor mit 2x-Telekonverter. Ich entscheide mich wegen der aufgekommenen leichten Windböen für Letzteres. Doch bei über 60 Grad Sonnenhöhe muss ich im Liegen die Bilder machen, da die Kamera so tief unter dem Teleskop stehen muss.

13:03 MESZ - Der Austritt beginnt. Ich nehme mit der Videokamera durch das C5 auf und fotografiere durch den Revue-Refraktor. Die Sonne ist am Kulminieren und wandert fast nur noch seitlich nach Westen weg. Das macht mir erhebliche Probleme bei der Neujustierung und -fokussierung, die wegen der fast bildfüllenden Sonnenaufnahmen innerhalb von etwa 20 Sekunden immer wieder angepasst werden muss. Die seitliche Bewegung erfordert eine Versetzung des Stativs, die auf dem unebenen Boden mit den pieksigen Grasstoppeln äußerst schwierig ist, zumal dies wegen der tiefen Kameraposition im Liegen durchzuführen ist. Wertvolle Minuten vergehen, ohne ein Bild machen zu können.

Venustransit Austritt

Das Tropfenphänomen

Diese beiden Bilder wurden im Abstand von etwa einer Minute beim Austritt der Venus aus der Sonnenscheibe mit einer Canon EOS500N und Canon 2xTele-Konverter hinter einem Revue-Refraktor (f=910mm, D=60mm) mit Baaderfolie (D=3.8) bei 1820mm aufgenommen. Auf dem zuerst aufgenommenen oberen Bild ist deutlich das Tropfenphänomen zu erkennen. Im Gegensatz zur unteren Aufnahme war die Austrittsstelle nicht genau fokussiert (Mittelpunkt des Negativs nicht in der optischen Achse, zusätzlich Negativebene wohl nicht senkrecht zur optischen Achse). Das untere Bild ist im Austrittsbereich sehr viel schärfer. Hier grenzt sich die Venus deutlicher vom Sonnenrand ab. Ein Tropfenphänomen ist nicht erkennbar.Diese Beobachtung legt grob nahe, dass das Tropfenphänomen aufgrund optischer Mängel zustande kommt, mindestens aber durch diese verstärkt wird. Da zwischen den Aufnahmezeitpunkten einige Minuten liegen, kann aber auch die Positionsverschiebung der Venus den Effekt beeinflusst haben.

Venustransit Austritt

Austritt der Venus aus der Sonne

Alle Zeiten sind in MESZ angegeben. Die Bilder wurden in Dreieich-Dreieichenhain mit einer Canon EOS500N Spiegelreflex-Kamera und 2xTele-Konverter hinter einem Revue-Refraktor (D=60mm, f=910mm) mit Baaderfolie (D=3.8) aufgenommen, 1/500, 1/1000 und 1/1000 Sekunde belichtet auf Fuji200 Negativfilm.

Diese Aufnahmen sind gut fokussiert. Ein Tropfenphänomen ist kaum auszumachen. Die unterschiedlichen Farben kommen durch die verschiedenen Belichtungszeiten zu Stande. Bei kurzer Belichtung von 1/1000 Sekunde entsteht eine Färbung der Sonnenscheibe durch die Filterfolie.

Venustransit Austritt

13:09

Venustransit Austritt

13:12

Venustransit Austritt

13:19

Durch das C5 sehe ich ansatzweise Verschwimmungen in Richtung Tropfenphänomen. Einen Lichtbogen kann ich wegen der Aktivitäten an der Fotokamera nicht erkennen. Die beste Phase dafür vergeht während der Kamerapositionierungen. Im schließlich scharfen Bild im Sucher kann ich keine Venusatmosphäre sehen. Die Venus ist jetzt halb aus der Sonne heraus. Sehe ich da doch zwei aus der Sonne herausragende Achtelbögen? Nein, ich halte es für eine Täuschung, kann so ein Phänomen nicht bestätigen. Durch den Sucher verfolge ich den vierten Kontakt und kann die Venus um 13:20 MESZ nicht mehr erkennen. Die Sonne ist wieder vollständig.

Teleskope und Sonne

Blick zur Sonne

Die Venus hat die Sonne verlassen. Die Teleskope sind noch ausgerichtet.

Venuscamp

Venuscamp nach Ende des Transits

Der Venustransit ist zu Ende. Der Eimer stellt die Venus dar, die gemähte Fläche die Sonne, die Schnur zwischen den Stöcken die Bahn der Venus vor der Sonne.

Um halb 2 war alles vorbei. Ich machte erst einmal Pause und begann dann nach einer Weile alles in den Garten meiner Eltern zu bringen. Den weiteren Nachmittag verbrachte ich damit, die Sachen gründlich zu entstauben. Massenweise Pollen hatten sich abgesetzt. Zeitweise waren ganze Pollenwolken durch den Westwind direkt aus der westlich gelegenen großen Wiese zum Beobachtungsplatz herüber gekommen.

100% der Zeit absolut wolkenfrei.

Die heutigen Beobachtungen waren trotz der Probleme bei den Aufnahmen des Austritts ein voller Erfolg. Kein einziges Mal kam eine Wolke an Sonne und Venus heran: 100% Sichtbarkeit zwischen 1. und 4. Kontakt für den Venustransit am 08. Juni 2004 in Dreieich!

Fazit

Fazit meiner Beobachtungen: Tröpfchenphänomen und ggf. Atmosphärenbogen habe ich ansatzweise gesehen, jedoch an der Wahrnehmungsgrenze. Während des Transits stand die Venus kreisrund fast plastisch vor der Sonne. Ob der Rand der Venus weniger scharf als der des Merkurs während des Merkurtransits am 07. Mai 2003 war, kann ich nicht sagen. Zeitweise wirkte die Oberfläche der Venus leicht granular, ähnlich der der Sonne, jedoch schwarz statt weiß, wahrscheinlich ein Zeichen der Luftunruhe in der Erdatmosphäre oder eine Täuschung. Im Schattenwurf der Blätter der Bäume war die Venus nicht erkennbar. Die Venus vor der Sonne war durch die Sofi-Brille unverkennbar deutlich zu sehen (Merkur konnte ich am 07. Mai 2003 mit der Sofi-Brille nicht sehen).

Daten

Folgende Kontaktzeiten stellte ich subjektiv fest:

1. Kontakt: 07:20:31 MESZ (Venus erstmals vor der Sonne gesehen)

2. Kontakt: 07:39:48 MESZ (Venus als vollständig vor der Sonne erkannt)

3. Kontakt: 13:03:42 MESZ (Venus als nicht mehr vollständig vor der Sonne erkannt)

4. Kontakt: 13:23:05 MESZ (Venus zuletzt vor der Sonne gesehen, nicht mehr gesehen um 13:23:21 MESZ)

Geographische Koordinaten des Beobachtungsplatzes (anhand topographischer Karte 1:25000 ermittelt):

50° 00' 39'' Nord

08° 42' 50'' Ost

175m üNN

Stephan Heinsius, Dreieich, 06. bis 09. Juni 2004, Bestimmung der geographischen Koordinaten und Auswertung der Videoaufnahmen zur Ermittlung der erkannten Kontaktzeiten am 10. Juni 2004, Ergänzung um Bilder vom 11. Juni bis 13. Juli 2004.
 

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