German  English

The Great American Eclipse - Schatten über Amerika

Erlebnisbericht von der Totalen Sonnenfinsternis am 21. August 2017 in den USA

 

Sonntag, 13. August 2017

Nach ein paar verregneten und kühlen Tagen hängen die Wolken über Dreieich noch tief, als es gegen 10 Uhr ein wenig aufklart und sie Sonne sich blicken lässt. Es ist ein ruhiger Sonntagmorgen, als die voll gepackten Koffer mit uns vor der Tür stehen und das Taxi um die Ecke biegt. Es bringt uns zum Frankfurter Flughafen, wo es auch recht ruhig weiter geht. Unsere zeitlichen Puffer benötigen wir nicht, und ermöglichen und aber ein entspanntes Reisen. Mit fast 1 1/2 Stunden haben wir viel Zeit bis zum Boarding, als wir bereits die Grenz- und Sicherheitskontrollen durchlaufen haben. Die automatische EU-Grenzkontrolle mit biometrischem Pass ist vor uns sogar völlig leer.

In der LH-Lounge ist gemütlich Zeit noch etwas zu Essen, zu trinken und diesen Bericht zu beginnen. Ein kleiner mitgebrachter Proviant ist bereits vor der Sicherheitskontrolle konsumiert. Der Blick auf das Flugfeld zeigt kurz nach 12 Uhr etwas höher gestiegene Wolken und klarere Sicht, der Donnersberg ist gut zu erkennen, doch die gestreiften Fenster des Flughafengebäudes würden kein schönes Foto erlauben.

Wir gehen zum Gate, warten noch etwas bis das Flugzeug einsteigebereit ist, und dann gehen wir an Bord einer Lufthansa 747. Die schon bei der Buchung im letzten Jahr ausgesuchten Plätze 1A und 1C ganz vorne bieten beste Aussichten. Noch vor dem Cockpit gelegen, das ein Stockwerk höher liegt, bieten sie sogar ein wenig Blick nach vorne. Business Class ist ein Luxus, der hier auch fotografisch zum Tragen kommt.

Cumuluswolken über dem Frankfurter Flughafen

Das Wetter hat sich weiter verbessert. Knallige Cumuluswolken an einem stechend blauen Himmel erstrahlen über dem Frankfurter Flughafen. Wir starten von Ost nach West, die Startbahn West zieht unter uns vorbei, erst in südlicher, dann in östlicher Richtung gelegen, denn die Route führt uns in einer Linkskurze kurz nach Süden, dann geht es in nordwestlicher Richtung direkt nach Denver, Colorado (USA). Noch ein Blick auf Groß-Gerau und die A67, dann tauchen wir in die Wolken ein. Knapp unter der Wolkendecke ein klarer weiter Blick bis über den Odenwald hinweg!

Startbahn West und Odenwald

Büttelborn, Weiterstadt, Darmstadt und die Autobahn A67

Wolkenlöcher beschehren uns unter anderem einen schönen Blick auf den Rheingau. Koblenz, Bonn und Köln sind nur teilweise zu sehen, da sich die Wolken dort vereinzelt über das Land legen, doch die Schlange des Rheins ist bis zu ihrer Mündung zu verfolgen, schließlich begleitet durch einen breiten Nordseestrand, bevor es auf das Meer hinaus geht. Auch ein Windpark in der Nordsee ist sichtbar. Die winzig klein erscheinenen Rädchen erzeugen auf der Wasseroberfläche offensichtlich markante Strömungsmuster, die im Licht der Sonne als lange Streifen gut sichtbar sind.

Der Rhein bei Bingen und das Rheingau

Rheinschleife südlich von Koblenz

Rheindelta und Nordseeküste

Windpark in der Nordsee

Schottland und Grönöland sind von reichlich Wolken verdeckt, doch an einigen Stellen ist die Küste sichtbar und im Gegenlicht der Sonne erstrahlen ihre Strukturen. Schmelzendes Eis und abtauende Gletscher, doch dann mächtiges Packeis hinter den Bergen. Das Weiß des Eises mischt sich mit dem Weiß der hohen Wolkenschleier in denen wir fliegen. Bald sind wir schon über dem Nordwesten von Kanada und nähern uns weiter dem Ziel mitten in Nordamerika.

Schmelzendes Eis an der Ostküste von Grönland

Anzeige im Flugzeug: Frankfurt - Denver

Nun halte ich eine Ruhephase und nach dem zweiten Essen, weniger als 1000 km vor Denver, gibt es Blicke auf Amerika. In der Ferne Gewittertürme, ansonsten die Luft recht klar, südlich des Badlands Nationalpark trüber, und in der Region von Denver Gewitterwolken. Der Pilot sagt Turbulenzen vor der Landung an. Anhand der angezeigten Flugroute ist anzunehmen, dass er Gewitter umfliegt, es gibt mehrere Kurven und dann einen spektakulären und einmaligen Blick auf die Skyline von Denver: Mächtige Gewitterwolken und Regenschauer über und um die Skyline herum. Wie eine ferne Burg auf einem fremden Planeten steht sie zwischen den Naturgewalten, rechts und links die dunkelgrauen Vorhänge der Niederschläge.

Region um den Badlands Nationalpark

Skyline von Denver unter Gewitterwolken

Flughafen von Denver unter Gewitterwolken

Kurz darauf sind wir gelandet, doch wir können nicht andocken, weil die Flughafenmitarbeiter wegen Blitzeinschlaggefahr abgezogen werden. Nach Aussage des Piloten haben wir auf der Landebahn gut runterkommen können, während eine andere Landebahn gesperrt wurde, nachdem ein Flugzeug durchstarten musste. Schließlich geht es aber doch weiter und wir setzen unsere Reise mit Einreise und Kofferabholen mit dem Shuttlebus zur Mietwagenstation fort. Es geht alles unerwartet schnell und problemlos. Auffällig hoch ist der Automatisierungsgrad, den wir 2012 noch nicht erlebt hatten. Die Einreiseerklärung inkl. Fingerabdruckscan und Foto geht über Automaten, genauso wie das Abholen des Mietwagens. Irgendwo füllen sich Datentöpfe...

Die Fahrt zu unserem Hotel "La Quinta", das wir bereits vor 5 Jahren hatten und das uns damals so gut gefallen hatte, geht dagegen rein nach Orientierung, sozusagen eine Sichtfahrt. Wir checken ein und bekommen ein Zimmer im Erdgeschoss ganz in der Nähe von Frühstücksraum und Rezeption.

Gutes WLAN auf dem Zimmer ermöglicht einen Blick auf Google Maps um den nächsten Supermarkt zu finden, da hat die Geduld und Zeit nicht gereicht, um an der Rezeption zu fragen, denn die Hoteldamen dort sind beschäftigt. Nach dem Einkaufen wird es dunkel und ich beende den langen Tag mit der Aktualisierung dieses Berichts.

 

Montag, 14. August 2017

Durch die Zeitverschiebung von 8 Stunden früh wach, fängt der Tag früh an, viel Zeit noch am Vormittag in der Gegend von Denver zu sein. Nach dem Frühstück ein kleiner Spaziergang um das Hotel, wie 2012 hinter dem Hotel der schöne Blick auf die Bergkette der Rocky Mountains. Ein klassischer Getränkewagen, ein Truck von Coca Cola Denver steht vor dem Hotel, irgendwie so wie man sich etwas typisch Amerikanisches vorstellt.

Truck von Coca Cola Denver

Über Google Maps habe ich noch einen Standort in der Nähe gefunden, an dem die Bergkette noch besser zu sehen und auch ein Blick auf die Skyline möglich sein sollte. Nach dem Auschecken geht es also zunächst zum Rocky Mountain Arsenal. Dort gibt es zahlreiche Aussichtspunkte. Die Sonne steht im Osten und erzeugt bereits sommerliche Hitze. Knackblauer Himmel und ein paar erste Quellwolken die sich über den Bergen bilden. Nach etwa einer halben Stunde geht es aber weiter.

Skyline von Denver (Colorado), im Hintergrund die Rocky Mountains

Unsere heutige erste Etappe führt uns zunächst aus Denver heraus über die Autobahn 76 Richtung Nordwesten bis Fort Morgan. Dort Mittagessen beim Burger King und Geld tanken beim Wal Mart ganz in der Nähe. Nun geht es weiter nach Norden durch die Prärie. Auf der Stecke zwei kleine Fotopausen in der Hitze. Die Straßen führen kilomerterlang geradeaus über Hügel hinweg. In der Ferne legen sich Fatamorganen über die Straßenoberfläche, sodass die Straße scheinbar im Himmel verschwindet.

Unterwegs in der Prärie

Straße durch die Prärie zwischen Fort Morgan und Kimball mit Fatamorganen

In Kimball halten wir für eine kurze Pause, ein kleiner Ort mit typischer Westernarchitektur. Ein schönes Bild an der Seitenwand eines Gebäudes findet meine Aufmerksamkeit, es ist außerordentlich gelungen.

Kimball (Nebraska)

In Kimball gibt es dann die ersten Regentropfen des Tages, vereinzelte Schauer haben sich über das Land gelegt. Etwa 20 Meilen vor Scottsbluff erscheint eine markante Landschaft: Eine Sandhügelkette mit vereinzelten Bäumen und zerklüfteten Abhängen und Formationen erscheint in der Sonne, der Vordergrund im Schatten der Wolken. Ein schönes Fotomotiv, aber wegen der autobahnähnlich ausgebauten Straße ist es keine gute Idee für ein Foto anzuhalten.

Schließlich liegt die Ebene mit den Orten Gering und Scottsbluff vor uns. Unser Ziel ist Gering, wo wir ohne Umwege unser Hotel "Monument Inn & Suites" erreichen. Gering liegt bereits in der Totalitätszone, an der Rezeption sind Eclipse-Artikel ausgelegt. Ob ich mir hier bereits ein Eclipse-T-Shirt kaufen soll? Im Laufe der nächsten Tage wird es sicher zahlreiche weitere solcher Angebote geben.

Gegen 17:30 Uhr geht ein starker Gewitterregen nieder, der geplante Spaziergang durch die Stadt fällt aus, dafür eine Impression vom Lauf des schnellen Wassers in den Straßen von Gering (Nebraska), aufgenommen vor dem Hotel.

Überschwemmung in Gering (Nebraska)


Dienstag, 15. August 2017

Am nächsten Morgen sind die Wassermassen verschwunden, die Sonne scheint. Wir sind wieder früh auf und genießen ein weiteres "Breakfast in America". TV is on: Trump zu Waffeln, Toast und Rührei, aber neben dem Fernseher Ostfenster, durch die das Licht der Sommersonne hereinkommt.

Wir checken dann aus und fahren zum nahe gelegenen Scottsbluff Monument, einer Formation aus Sandsteinbergen und einem Pass, von dem wir im Visitor Center lernen, dass hier im 19. Jahrhundert die Siedlertrecks nach Westen durchgezogen sind. Ein paar Wagen sind in der Nähe ausgestellt und eine Dame in einer der damaligen Zeit entsprechenden Kleidung erzählt uns unter welchen wiedrigen Umständen der Treck gen Westen zog: Die Menschen barfuß neben den Wagen her, in denen das Gepäck verstaut war. Im Haus besichtigen wir eine kleine Ausstellung, die gerade umgebaut wird, und einen Film der die Geschichte des Ortes erzählt.

Scottsbluff Monument mit Portal to the West Pass

Anschließend fahren wir die Straße auf die Berge, das ist im Preis von 5$ für den Eintritt enthalten. Und es hat sich gelohnt. Durch drei kleine Tunnel geht es hoch, und oben Spazierwege mit herrlichen Blicken über die Formationen unter uns, die Städte Gering und Scottsbluff sowie die weite Ebene, am Horizont ähnlich formierte Berge. Ein unglaublich langer Güterzug rollt durch Scottsbluff, er wirkt fast so lang wie die Stadt breit ist.

Da wir hier in der Totalitätszone sind, wäre hier oben ein möglicher Ausweichstandort für die Sonnenfinsternisbeobachtung, wenn es am geplanten Ort in Wyoming schlechtes Wetter geben sollte, allerdings davon mehrere Stunden Autofahrt entfernt.

Blick vom Scottsbluff Monument

Zu Mittag sind wir wieder in Gering, Einkaufen und Tanken, diesmal Benzin für das Auto. Dann noch Mittagessen in einem urigen Restaurant gegenüber des Hotels. Eine nette ältere Kellnerin freut sich über meinen Akzent und fragt welcher es denn sei - wir fühlen uns gut aufgehoben.

Große Portionen, aber es gibt Boxen in denen wir den Rest mitnehmen. Und auch durch das Einkäufen haben wir uns gut eingedeckt, denn nun geht es Richtung Norden, wo das Land weniger stark besiedelt ist. Für die nächsten Tage werden wir in einem Nationalpark sein. Doch zunächst geht es über Alliance, Hay Springs, und Gordon nach Batesland und Swett. Kurz hinter Alliance sehen wir und "Carhenge" an, ein aus alten Autos nachgebildetes Stonehenge. Erneut entscheide ich mich gegen den Kauf einees Eclipse-T-Shirts, denn in Carhange werde ich wahrscheinlich nicht die Sonnenfinsternis beobachten.

Carhenge bei Alliance (Nebraska)

Sonne über Carhenge

Bei der kleinen Siedlung Swett erleben wir Felder mit Millionen von Sonnenblumen, gelbe Blüten bis zum Horizont - ein gigantischer Anblick. Hinter Swett geht es durch Allen, wo die Straße durch eine große Baustelle läuft: Auf einmal nur noch Sandwege, gut dass wir ein SuV haben. Danach fahren wir lange durch einsame Gras- und Hügellandschaften, auf einer Schotterstraße Richtung Norden, Richtung Badlands Nationalpark. Schließlich erreichen wir diesen lange nach 18 Uhr und treffen an unserem heutigen Zielort, der Cedar Pass Lodge im Badlands Nationalpark ein. Die Erinnerung an 1977, als ich zuletzt diese Formationen sah, sagt mir dass wir jetzt von Süden kommen und nicht von Nordosten wie damals. Bald würden wir aber die Route von damals wieder treffen!

Sonnenblumenfeld bei Swett (South Dakota)

Wir beziehen eines der Blockhäuschen mit Blick auf die beigen spitzen Sandsteinberge. Im Süden und Osten sind dunkle Wolken aufgezogen. Wir essen auf Holzstühlen auf der kleinen Veranda des Hauses und ich beschließe den Tag mit Schreiben des Berichts für diesen Tag und Bearbeitung der heutigen Bilder.

 

Mittwoch, 16. August 2017

Nachts hat es geregnet und mit Hellwerden liegen noch tiefe dunkle Wolken im Osten. Es ist angenehm kühl und wir erleben den beginnenden Tag auf der kleinen Veranda am Haus. Dann denke ich wieder an meinen letzten Besuch des Parks am 18. August 1977 und recherchiere auf Google Maps: Ich sehe mir im Street-View diese Gegend hier genau an und finde auf Anhieb nur wenig entfernt von unserer Lodge den Ort, an dem wir auf der Fahrt von Omaha nach Rapid City hier angehalten hatten. Genau die Silhouette, die meine beiden mitgebrachten Fotos zeigen, finde ich bei Google wieder. Ich freue mich schon im "Jahrhundertzeiten"-Spiel die letzten Meter zu erreichen, um die genaue Aufnahmeposition zu finden. Ein Vergleich der Bilder müsste dann zeigen können, in welchem Umfang sich die Erosion in 40 Jahren auf die Landschaft ausgewirkt hat. Die Recherche zeigt auch, dass ich mich gestern geirrt hatte, und wir bereits die Strecke von damals erreicht haben, denn es gibt an dieser Stelle nur eine Straße (Nr. 240) durch den hier recht schmal verlaufenden Nationalpark.

Kurz nach 7 Uhr sind wir wieder bei der Rezeption im Souvenir-Shop, und bekommen es geregelt, dass wir unser Häuschen behalten können, denn wir haben 2 getrennte Reservierungen für 3 Tage (aufgrund der iterativen Planung der Reise im letzten Jahr). Ein Frühstück a la carte mit Badlands-Blick, und ein Gang durch den an den Frühstücksraum angrenzenden Souvenir-Shop, wir haben Zeit, die wir uns für diesen Ort genommen haben. Ich shoppe u.a. ein Badlands-T-Shirt, und damit geht es heute auf Tour. Nach dem Besuch des Visitor Center, zu Fuß über einen neuen Fußweg, ein schöner Film gibt uns einen guten Einstieg in die Besichtigung des Parks, fahren wir die Straße Richtung Westen und schon hinter dem ersten Berg halten wir an, um auszusteigen und die Formationen zu bewundern und zu fotografieren.

Am Settle Pass Parkplatz steigen wir wieder aus und gehen den Weg hinauf. Bereits unterhalb der halben Höhe ein herrlicher Blick in die bizarre Landschaft. Der Weg führt auf den Pass und einen westlich gelegenen Gipfel, doch das ist Gebirge in Miniatur: Pass und Gipfel sind in jeweils wenigen Minuten erreicht. Beim Abstieg entdecke ich einen Sonnenhalo auf einem Foto und mache dann Aufnahmen, um den Halo ganz zu erfassen.

Badlands Nationalpark: Region um den Settle Pass

Sonnenhalo am Settle Pass

Dann geht es die Straße weiter Richtung Westen, hindurch geschlängelt durch Berge von vielleicht 10 bis 30 Metern Höhe, die aber dann bergauf auf den Norbeck Pass führt. Dort wieder ein Parkplatz und ein kleiner Rundweg. Auf der anderen Straßenseite geht ein Wanderweg ab, dem wir eine Weile folgen und von wo wir die Bergkette von Norden bewundern können. Jede paar Meter ein fotowürdiger neuer bezaubernder Blick, hunderte Bilder sind schnell gemacht. Im Laufe des Tages mache ich mir sogar Gedanken über meine Speicherkapazität, denn auch zahlreiche HD Videos entstehen an diesem Tag.

Badlands Nationalpark: Region um den Norbeck Pass

Badlands Nationalpark: Schichten, Formationen und ein kleiner Canyon östlich vom Norbeck Pass

Am Nachmittag kommen wir dann wieder zu unserem Häuschen Nummer 125 in die Cedar Pass Lodge, und es gibt Essen auf der Veranda. Inzwischen scheint die Sonne tiefer und die Bergketten hinter dem Häuschen gegenüber sind mal in Sonne und mal von Schatten getaucht. Vor Sonnenuntergang gehen wir ein paar hundert Meter nach Westen, um zu sehen wo die Sonne untergehen wird. Inzwischen sind fast alle Wolken verschwunden und es verspricht einen schönen Sonnenuntergang zu geben.

Cedar Pass Lodge: das Häuschen gegenüber und Bergketten in Licht und Schatten

Blick auf die Cedar Pass Lodge bei schon tief stehender Sonne

Den erleben wir dann auch nach kurzer Autofahrt an der Einfahrt zum Cedar Pass Campingplatz. Von dort geht die Sonne genau in der Spitze eines Badlands-Berges unter. Ein wunderschöner Anblick, und eine kleine Generalprobe für die bevorstehende Sonnenfinsternis. Der Teleskopkoffer, im Kofferraum des Autos gut erreichbar, ist zügig ein- und ausgepackt. Einziges Thema ist die Kapazität der Speicherkarte für die EOS450D für eine Zeitrafferaufnahme, die vorzeitig abbricht, denn es sind noch zu viele Altbilder auf der SD-Karte gewesen. Gut, dass dies nicht während der Sonnenfinsternis passiert ist.

Sonnenuntergang im Badlands Nationalpark (400mm), letztes Bilder der Reihenaufnahme

Sonnenuntergang im Badlands Nationalpark (650mm)

Nach dem Abendessen auf dem Zimmer geht es dann unter die Sterne. Einen so dunklen Himmel bin ich gar nicht mehr gewohnt. Die Milchstraße strahlt über den ganzen Himmel, im Süden stehen Skorpion und Schütze über einem kleinen Doppelberg. Für die Fotografie stören immer wieder Autoscheinwerfer und ein Laserpointer, der hinter dem Berg, vermutlich auf dem Campingplatz, wohl für eine Sternenvorführung benutzt wird. Dann geht es rein, zur Abendtätigkeit der Dokumentation des Tages.

Badlands bei Nacht (mit einigen Sternen des Perseus)


Scorpius über Badlands

Milchstraße über den Badlands (den offensichtlichen Meteor hatte ich erst auf dem Foto gesehen)

 

Donnerstag, 17. August 2017

Der zweite ganze Tag im Badlands Nationalpark beginnt mit einem Blick auf die Mondsichel 4 Tage vor der Sonnenfinsternis, in der Morgendämmerung ist diese neben der Venus im Bereich der Wintersterne um Taurus und Gemini zu sehen.

Mond, Venus und einige Wintersterne in der Morgendämmerung über der Cedar Pass Lodge

Beim heutigen Frühstück wirkt das Panorama noch prächtiger, denn die Morgensonne erzeugt zahlreiche Schattenwürfe in den zerklüfteten Bergen.

Badlands in der Morgensonne

Heute geht es mit dem Auto nicht weit, ein wenig nach Norden zum Cliff Shelf Nature Trail und zum Cedar Pass, beides oberhalb der Cedar Pass Lodge gelegen. Dann biegen wir wir auf die Old Northeast Road ab, an der wir dann den Castle Trail ein wenig nach Osten laufen aber in der sengenden Mittagssonne nach einer Pause im Schatten eines kleinen Kliffs umkehren und in unser Häuschen zurückkehren. Der Zimmerservice war da und die Klimanalage ist an, erfrischend kühl.

Wolkenfelder über dem Cliff Shelf Nature Trail

Rehe am Cliff Shelf Nature Trail

Cedar Pass

Den Rest des Tages verbringen wir ruhig in der Lodge. Zwischenzeitlich kommt ein Sturm auf und ein kleiner Schauer geht nieder. Danach erstrahlen die Formationen im Osten vor dem Hintergrund der abziehenden Regenwolken: Welch ein Kontrast!  Am Abend essen wir je einen Badlands Buffalo Burger und sehen die Sonne in dunklen Schauerwolken verschwinden. Nach dem Essen gehen wir noch eine Runde durch die Lodge. Am Westhorizont orange Beleuchtung der Sonne die sich wieder dem Untergang zuneigt. Für weitere langbrennweitige Aufnahmen lohnt sich der Aufwand aber nicht, denn zahlreiche Wolken sind dort am Horizont unterwegs.

Die Sonne scheint auf die Formation im Osten der Cedar Pass Lodge

 

Freitag, 18. August 2017

Der Morgen über dem Badlands Nationalpark beginnt mit einem Blick zum Mond (3 Tage vor der sonnenfinsternis) und einem Sonnenaufgang, der von cer Cedar Pass Lodge aus zum Teil hinter einer nahe gelegenen Bergkette stattfindet. Am Ostrand der Lodge liegt der Horizont tiefer und die aufgehende Sonne kommt genau auf einer Bergspitze hoch, wenn man sich nur richtig platziert. Bei den großen Parallaxen ist es kein Problem, in wenigen Metern Entfernung den gewünschten Blick hereinzubekommen.


Mondsichel am 18.08.2017 - drei Tage vor der Sonnenfinsternis

Zur Zeit des Sonnenaufgangs sind die Kaninchen aktiv, Vögel und eine kleine Herde Rehe sind in der Nähe der Lodge unterwegs. Ich wechsle den Standort und bekomme noch die Sonne genau auf die Spitze eines östlich gelgegenen Berge hin. Nach diesem morgendlichen Natur- und Sonnenkick gehen wir zum Frühstück. Packen ist angesagt, es ist unser letzter Tag im Badlands Nationalpark. Wir checken aus.

Kaninchen in der Cedar Pass Lodge

Reh in der Nähe der Cedar Pass Lodge

Sonnenaufgang an der Cedar Pass Lodge

Heute am 18. August 2017 und morgen am 19. August 2017 geht die Fahrt zeitweise auf dem Weg, den ich mit meinen Eltern und Geschwistern am 18. August 1977 und am 19. August 1977 zurück gelegt hatte. Damals sind wir in einer Woche von Chicago nach Aspen (Colorado) gefahren. Am 18. August 1977 ging es von Sioux Falls über die Badlands und die Stadt Wall nach Rapid City. Am 19. August 1977 dann weiter über Mount Rushmore nach Cheyenne. 5 Fotos, die auf dieser Route entstanden sind, hatte ich im vorfeld der jetzigen Reise vom Negativ digialisiert und habe sie nun als 10x15 Abzüge dabei, um mit deren Hilfe jeweils die geneuen Aufnahmeorte wieder einzunehmen und den gleichen Blick auf den Tag genau 40 Jahre später wieder einzufangen. Das "Jahrhundertzeiten"-Spiel geht heute mit 2 Badlands-Fotos los! Wir fahren zum Doors und Windows-Trail. Der kleine Windows Trail ist schnell gegangen, den Weg zum nahen Doors Trail gehen wir an einem Parkplatz entlang, den Parkplatz, den meine beiden Bilder von 1977 zeigen. Das Bergpanorama im Westen verschiebt sich immer weiter in die Zielkonfiguration, die erste Peilung sorgt für den übereinstimmenden Horizont. Doch wir müssen noch ein paar Meter höher. Plötzlich wird mir klar, wo das Foto entstanden ist: Etwa 30 bis 50 Meter abseits vom Parkplatz ist eine keine Anhöhe, als Vosprung zu einer Bergkette mit einem kleinen Joch. Da muss das Bild gemacht worden sein. Wir gehen den Weg dorthin, und genau da peile ich zwei Berge an, einer auf dem rechten und einer auf dem linken Foto: Alles passt, nur die Silouetten in der Nähe nicht. Aufgrund der großen Parallaxe wird hier die Erosion von 40 Jahren signifikant sichtbar: Von den am Horizont liegenden Bergen ist heute mehr zu sehen, denn die Berge im Vordergrund sind schmäler geworden! Ich schätze die Abnahme auf 30 cm bis zu einem Meter. Eine genauere Auswertung der Fotos könnte eine bessere Abschätzung geben. Aber auf jeden Falls ist das Ergebnis spannend, und das Gefühl unwirklich bis beeindruckend, genau den ort gefunden zu haben und wie sich das 40-jährige Jubiläum sich an diesem Tag sich in diesen Stunden durch diese Gegend zieht. Wir hatten damals nicht so viel Zeit, die Badlands waren nur ein Abstecher von der Route, den meine Mutter in ihren Planung aufgenommen hatte. In meinem Tagebuch bezeichnete ich damals die Badlands bereits als "Badlands Nationalpark", obwohl sie damals ein National Monument waren. Das schien mir damals irgendwie nicht passend. 1978 wurden die Badlands dann wirklich zum Nationalpark.


In den Badlands am Door Trail: 1977 und 2017 am 18. August

Wir gehen noch den Door Trail in die zerklüftete Landschaft au die andere Seite der Bergkette. Dann geht es mit dem Auto weiter: Wir schwenken auf die Jubiläumsroute ein und fahren wieder über den Cedar Pass die Straße 240 Richtung Westen, kommen an den Orten vorbei, die wir in den lezten Tagen besucht hatten und fahren weiter. An einigen Aussichtspunkten steigen wir aus. Fotostopps trotz Mittagshitze. Beim hoch gelegenen Pinnacle View erspähe ich die Bisonherden. 1977 bekam ich sie nicht zu sehen, auch wenn sie damals bei mir noch unter der Bezeichnung Büffel liefen. Auf einer weiter Richtung Westen verlaufenden Schotterstraße kommen wir schließlich in die Nähe der Büffel. Mit dem Teleobjektiv bekomme ich sie aufs Bild. Einige Leute gehen näher heran, bleiben aber alle in guter Entfernung. Respekt vor der Kraft und möglichen Unberechenbarkeit der Tiere ist angesagt.

Dort auch das Gebeit einer "Prairie Dog City". Zahlreiche Bauten dieser Tiere liegen rechts und links der Straße. Problemlos lassen sich ihre Bewohner aus dem Auto fotografisch festhalten. Dann geht es raus aus dem Park in Richtung Norden. Nach Ausgang des Parks geht die straße wieder in einen asphaltierten Zustand über. Wir fahren in Richtung der Stadt Wall, die nach der Formation der Badlands benennt ist, die sich wie eien Wand durch die Landschaft zieht.


Badlands in der Nähe des Pinnacle Viewpoint

Bisonherde



Präriehunde

In Wall steht das nächste Jubiläums-Treffen an. Das dritte Foto zeigt den "Wall Drug Store", auf den damals bereits Schilder an der Autobahn bald hinter Chicago hinwiesen, vielleicht 1000 Meilen von Wall entfernt. Durch die zahlreich wiederholten Schilder auf unserer Route damals hatte und diese Werbung erobert und wir musstren doch sehen was so besonderes an diestem Store ist wenn so viele Schilder uin so großer Entfernung auf ihn hinweisen. Ich erinnere, dass wir dann in dem Store standen, und es dort gar nichts besonderes gab. Die Art und Weise wie er beorben wurde und wie er sich darstellte was das Besondere. Bei meinen Recherchen zu diese Reise hatte ich Ende 2015 oder Anfang 2016 über das Interneht herausgefunden, dass es diesen Wall Drug Store noch gibt, und somit ihn auf die Route für diese 2017er Reise genommen - Wie hat es sich verändert, im Vergleich zu seinem Aussehen 1977 auf dem Foto?

Das Geschäftsmodell hat sich offensichtlich als erfolgreich erwiesen: Nagelneu herausgeputzt glänzt der Wall Drug Store und nahe ihm andere Geschäfte mit "Wall" Logo in dem keinen Ort, der fast aus dieser glänzenden Einkaufsstraße und ein paar Nachbarhäusern besteht. Der Aufnahmeort des Fotos ist anhand der Perspektive schnell gefunden, und die Situation "40 Jahre danach" fotografisch dokumentiert. Glänzende Motorräder und ein Cadillac stehen da herum. Ist dies der "amerikanische Traum"? Nun aber müssen wir hereingehen in das Geschäft: Es tut sich eine Welt von zahlreichen Minigeschäften auf, ein überdachter Western-Basar. Aber Lebensmittel für unsere weitere Verpflegung unterewgs finden wir hier nicht. Dafür für jeden ein Eis für über 4 Dollar - riesig und lecker. Das ist einfach "Fun", igendwie gar nicht sinnvoll, außer dass man sein Vergnügen hat.

"Wall has it all!"


Back to Wall Drug Store after 40 Years: 1977 & 2017 August 18th.

Getankt und gegessen hatten wir schon bevor wir zum Drug Store gefahren sind, das wichtige war fast alles erledigt. Nun noch zum Post Office die Postkarten eingeworfen, aber der Schalter war geschlossen, keine Gelegenheit nach Eclipse-Briefmarken zu fragen. Nun noch der Priviant im kleinen Wall Food Center aufgefüllt, und es geht wieder "on the road". Von der Autobahn aus noch einen Blick auf Rodeoanlage, Sportstadion und Flugplatz von Wall: Das Geschäftsmodell darf wohl - zumindest in finanzieller Hinsicht - als mehr als erfolgreich bewertet werden. 1977 hieß es "Ice Water free", heute steht am Ortseingang "Wall has it all"!

Wir bewegen uns auf der 1977er Route (Interstate 90) in Richtung Rapid City. Kurz vor Rapid City fahren wir ab weiter Richtung Black Hills, wo wir in Keystone nahe Mount Rushmore in die K Bas S Lodge einchecken: Bestes Zimmer mit Blick auf die Präsidenenköpfe. Nach dem Duschen noch in der Abenddämmerung eine kleine Runde über das Gelände dieser hochwerigen Anlage, Abendessen und dann wieder die tägliche Dokumentationsarbeit, die heute sehr üppig ausfällt (nicht nur wegen des umfangreichen Tages sondern auch wegen einer technischen Schwäche der Texteditierung über Internet, die eine manuelle Neuerstellung eines großen Teil des Berichts nötig macht).


K Bar S Lodge Keystone in der Abenddämmerung

 

Samstag, 19. August 2017

Schon am Morgen strahlen die Präsidenten im Berg Mount Rushmore in unser Zimmer hinein, daneben bewegt sich die amerikanische Fahne leicht im Wind. Nach der für mich recht kurzen Nacht gibt es ein Frühstück im nagelneuen modernen und lichtdurchfluteten Pavillon im Gebäude gegenüber, mit Blick in die Bäume der Black Hills.

Blick auf Mount Rushmore

Der zweite Tag auf der Jubiläumsroute liefert uns wieder Programmpunkte von 1977. Der Tag steht ganz im Zeichen der United States of America. Nach dem Auschecken zwar noch ein kleiner Spaziergang auf dem Weg hinter der Lodge in Richtung Mount Rushmore, doch dann rein in die Toursistenstadt Keystone. Ein Laden oder Hotel im Westernstil neben dem anderen, aber das Post Office hat nach 10 Uhr schon geschlossen, wie gestern in Wall auch hier keine Chance auf Eclipse-Briefmarken, aus dem gleichen Grund. Unser erstes Ziel ist aber das National Presidential Wax Museum, ein Waxfigurenkabinett amerikanischer Präsidenten. Und Donald Trump ist auch schon fertig. Direkt neben ihm läuft ein Video wie die Figuren hergestellt werden, das geht offensichtlich schneller als er bereits im Amt ist. Die Ergebnisse sind nicht so echt wie man es sich vorgestellt hätte. Viele wirken auch kleiner als erwartet, vielleicht ist das sogar realistisch? Unrealistisch aber, das überprüfen zu können: Ein Treffen mit den Herren ist dann doch eher unwahrscheinlich. Die Dame am Eingang bittet um einen Eintrag im Gästebuch, und ich vermerke dort auch meinen ersten Besuch genau 40 Jahre zuvor.

National Presidential Wax Museum in Keystone

Dann geht es weiter nach Mount Rushmore, dem Berg, in dem vier Präsidentenköpfe eingeschlagen wurden. Die Anlage ist anders als 1977, Gebäude und Zugang inkl. Parkmöglichkeiten sind anders gebaut. Wir werden in ein 4-stöckiges Parkhaus gewunken, und gehen dann Treppen noch. Wegen der baulichen Veränderungen lassen sich die Bilder von 1977 nicht exakt nachfotografieren, aber die Präsidentenköpfe wirken absolut unverändert. Es ist recht voll. Dort entstehen permanent Fotos, man hat den Eindruck, dass kaum jemand ohne ein eigenes Foto herausgeht. Hier nun auf dieser Reise ein letztes Mal ein Vergleich mit einem Bild von 1977, das Jahrhundertzeitenspiel der Jubiläumstour geht zu Ende.

Ein dritter Bildvergleich: 19.08.1977 und 19.08.2017 am Mount Rushmore

Nach dem Mittagessen in Mount Rushmore geht es dann noch einmal wie damals weiter zum Crazy Horse Monument. Von dort habe ich kein 1977-Foto, erinnere aber, dass das unfertige Monument ein über Jahrzehente dauerndes Projekt ist. Im letzten Jahr bei meinen Internet-Recherchen für diese Reise erfuhr ich, dass es auch jetzt noch nicht fertig ist. Der Kopf von Crazy Horse ist aber schon im Berg zu sehen. Wir sehen uns den Film über das Projekt an, und das ist auch schon er Höhepunkt des Besuchs: Ein beeindruckendes Längstzeitprojekt, das seit 1948 läuft und über Generationen geht. Ein Projektendedatum konnte ich nicht finden, aber eine Zeichnung, wie der fertig modellierte Berg inkl. der Gebäude davor einmal aussehen soll. Der Indianerhäuptling Crazy Horse auf seinem Pferd zeigt mit augestrecktem Finger auf das Land seines Stammes. Auch falls ich in 40 Jahren noch einmal kommen würde (wenn das dann überhaupt noch möglich ist), ich weiß nicht, ob das Monument dann fertig wäre.

Crazy Horse Monument

Gegen 16 Uhr fahren wir weiter in Richtung Westen, über Newcastle nach Wright in Wyoming. Auf dieser Strecke verlassen wir die Jubiläumsroute (die über Cheyenne nach Denver und Aspen führt), und kommen durch einsame weite Prärie. Auf etwa 100km Strecke sehen wir vielleicht mal so 10 andere Autos. Einige Meilen vor Wright kommen wir an Kohleminen vorbei. Hier werden gigantische Güterzüge aus Türmen heraus beladen.

Straße von Newcastle nach Wright durch die Prärie von Wyoming

Kohlenzüge in Wyoming

In Wright checken wir im Wright Hotel ein. Die Sonne geht in Richtung Untergang, doch Cirrenfelder und Dunst lassen eine Beobachtung uninteressant werden. Abendessen auf dem Zimmer und dann wieder die tägliche Berichterstattung.

Sonntag, 20. August 2017

Vor Sonnenaufgang ist der Mond einen Tag vor der Sonnenfinsternis vom Hotelzimmerfenster aus nicht zu sehen, obwohl freier Blick zum Horizont in östlicher Richtung ist, allerdings Dunst und Cirren, die wohl die schmale Sichel verdecken Nach dem Frühstück geht es dann gleich auf die Straße Richtung Casper,eine bunte Lnadschaft aus Präriegras und türkisfarbenen Pflanzen oder kleien Büschen darin.

Zwischen Wright und Casper

In Casper finden wir das La Quinta Hotel gleich, brauchen aber einige Minuten, um die richtige Einfahrt in den Parkplatz zu finden. Dort treffen wir uns mit einigen Eclipse-Chasern, die meisten aus Amerika. Dieses Treffen wurde von Sheridan Willams aus Großbritannien über die Solar Eclipse Mailing Liste organisert. Es geht um Scouting Erfahrungen für mögliche Beobachtungsorte und die aktuellen Entwicklungen der Wetterberichte. Eine dünne Cirrenfront, die die Sonne nicht abdecken würde zieht von Nordwesten nach Südosten, und wäre während der Sonnenfinsternis irgendwo zwischen Jackson und Casper, je nachdem wie schnell sie zieht. Aus der Gruppe kenne ich Mike Simmons und Robert Slobins von Panama 2005 und China 2008 bzw, China 2009. Wir tauschen uns aus vor allem über das Wetter und die möglichen Beobachtungsote. Es ist schon immer wieder faszinierend in einem fremden Land zu reisen und dann plötzlich Leute zu tefffen, mit denen man sich zum gleichen Thema verabreden kann, um erst dann mit ihnen in persönlichen Kotakt zu kommen. Nachdem die Themen in der Runde besprochen sind gibt es noch den Vorschlag für ein Gruppenbild, der aber außer von mir anscheinend von niemandem wahrgenommen wird. Ich uterbreche Sheridan Williams bei einem gespräch und frage ihn, ob er das Anliegen in der Gruppe ankündigen könnte. Er setzt sich gegen die individuellen gespräche durch und die Gruppe findet sich zum Foto zusammen. Nach etwa einer Stunde löst sich die Versammlung

Welcome Eclipse Chasers am Eingang des La Quinta Hotels in Casper

Einkaufen, Tanken, Mittagessen bei Mac Donald's und dann geht es Scouten in Richtung Riverton. Die Straße 26 füht entlang der Zentrallinie in Richtung Riverton. Das Scouten beginnt hinter dem Ort Powder River. Wir fahren nach Süden auf die Schotterstraße 212. Nach etwa 5 Minuten Fahrt gibt es vor einem Viehgate eine Abzweigung auf einer Anhöhe, weniger als einen Kilometer von der Zenrallinie entfernt. Dort halten wir neben Leuten die sich dort zum Campen mit ihrem Fahrzeug niedergelassen haben. Sofort entwickelt sich ein freundliches, gar herzliches, Gespräch über den Standort und sie Sonnenfinsternis. Bis auf den herrannahenden Mondschatten, der hinter einer etwa 5 Grad hohen Anhöhe hereinziehen würde, gibt es sonst gute Sicht, insbesondere nach Süden und Westen. Ein sehr guter Standort, und mit den netten Leuten hier zu beobachten würde mir auch gefallen. Ich übergebe einen Eclipseland Karte. Die Suche geht weiter, dieser Ort ist noch mindestens 2 Stunden Fahrtzeit von Riverton entfernt.

Südwestlich von Powder River an der Road 212

Die Fahrt geht weiter durch ein hügeliger werdendes Gebiet, landschaftlich sehr reizvoll, Berge in der Ferne. Doch wir kommen recht weit nach Süden, wo schon wieder sicher 10 Sekunden Totalität verloren gehen würden. Ein laut Google Maps landschftlich viel versprechenden Gebiet erweist sich als recht flach und langweilig. Wir erreichen schließlich die asphaltierte Straße 136 und biegen dort nach einer Weile wieder ab, um die Castle Garden Raod Richtung Moneta zu nehmen. Dort geht es rehts in die Castle Gardens. Am Eingang dieses mit kleinen Felsformationen bestückten Gebets werden wir eingewiesen und erhalten die Informaion dass auf der 5 Meilen lange Straße bereits ca. 500 bsi 00 Autos platziert sind, mit Leuten die dort übre Nacht campen. Ich entscheide mich dafr dennoch hereinzufahren, die Menge verteit sich ja vielleicht. Wir fahren sdie Straße bis auf einer Anöhe, nicht bis um Ende. Es ist eine schöne Gegend, es ist mir aber zu voll, vor allem, wenn es morgens hier hereingehen würde und es einen Stau gäbe würde. Wir fahren wieder heraus und weiter die Castle Garden Road Richtung Moneta. Dieses Gebiete hatte ich mir schon zu Hause auf Google Maps angesehen. Wir kommen auf eine Anhöhe, bei der links ein Bereich von Auswaschungen vorhanden ist, wie kleine Badlands, und auch ein kleiner See: Hier finden wir in einem kleinen nach Westen abzweigenden Weg eine Stelle mit Blick auf die Auswaschungen. Und dazu teilweise Horizontblick nach Südosten und Südwesten. Dieser Platz ist noch schöner als bei Powder River, denn das Gebiet der Auswaschungen ist sehr vielfältig, und weite Horizontsicht gibt es auch. Auch hier nette Leute. Ein campenden Paar erzählt von schönen Sonnenungergängen und der Mlchstraße am Abend, sie haben bereits hier übernachtet. Auch hier wieder ein sehr nettes herzliches Gespräch. Sie würden uns sogar einen Platz für das Auto freihalten. Einige weitere Autos kommen. Ich sage mit hoher Sicherheit zu und überreiche eine Eclipseland Karte, hier soll unser Beobachtungsort für die totale Sonnenfinsternis am 21. August 2017 sein.

Rinderherde an der Road 212

Konvektionswolken mit einem kleinen Regenschauer in der Ferne

Castle Gardens

Auswaschungen westlich der Castle Garden Road

Nun geht es direkt und ohne weiteren Stopp über Moneta, ein paar wenige Häuser, die wir nach ca. 15 Minuten erreichen, und Shoshoni nach Riverton. Dort noch einmal getankt und dann in unser Motel Super 8 eingecheckt. Die Dame des Motels hat uns schon erwartet, sie hatte mit Dirk Ewers gesprochen, der mit seiner Gruppe im Partner-Motel Motel6 untergekommen ist. Es gibt keinen Handyempfang. Daher fahre ich später zum Motel 6 und treffe dort schließlich Dirk und seine Gruppe. Ich gebe meine Scouting-Info weiter und erfahre, dass es eine veränderte Wettersituation gibt: In Caspar habe es geregnet. Die konvektiven Wolken haben wir auch gesehen, aber sie hielten sich deutlich im Süden der Zentrallinie auf, ihre nördliche Grenze verlief in etwa parallel zur Zentrallinie, aber südlich genug, dass sie in diesem Ausmaß für eine Beobachtung südlich von Moneta oder Powder River wohl nicht gefährlich werden würden.

Riverton ist voll, man hat den Eindruck die Hotels und Motels platzen as allen Nähten. Nach dem Essen auf dem Motelzimmer schreibe ich diesen Text offline, das Internet über WLAN ist hier nicht so stabil, und ich möchte nicht riskieren, dass wieder ein Teil meines Berichtes verloren geht und wieder hergestellt werden muss.
 

Montag, 21. August 2017

Heute ist Sonnenfinsternis, ich wache vor dem Handywecker bereits gegen 5 Uhr auf. Am Morgendämmerungshimmel sind im Nordwesten die erwarteten Wolken aufgezogen, allerdings dichter und tiefer als die angekündigten Cirren. Ich checke Satellitenbilder im Internet, die Bewölkung sieht locker aus, doch einzelne Cirren könnten zu dick werden.

Kurz vor 6 Uhr geht die Sonne auf, ab 6 Uhr gibt es Frühstück, wir sind dabei. In Deutschland kaum vorstellbar kommt man hier zwanglos mit netten Leuten ins Gespräch, wie heute mit einem Ehepaar, das an dem einen Frühstückstisch im Eingangsbereich erzählt, in Kalifornien Teleskopführungen zu machen. Vor 7 Uhr sind wir wieder auf dem Zimmer, letzte Vorbereitungen. Dann geht es los mit dem Auto, in Richtung des geplanten Beobachtungsortes südlich der Zentrallinie auf der Castle Gardens Road südlich von Moneta. Die Straße ist frei. Nach der Abfahrt Moneta steige ich aus und inspiziere noch einmal den Himmel. Trotz aufgezogener vereinzelter Cirren, die nach Westen und Norden hin dichter werden, entscheide ich mich für den geplanten Beobachtungsort und gegen die Alternative südwestlich von Powder River, denn der Zug der Wolken hängt von der Windrichtung und Geschwindigkeit dort oben ab, und eine kleine Änderung daran kann bedeuten, dass die Wolken bis Casper gehen oder bei Riverton bleiben. Dann lieber den Ort in der Nähe, und der ist ja auch noch südlicher gelegen als Moneta, wo weniger Wolken unterwegs sind.

Super8 Motel in Riverton

Wolkensituation über Moneta

Staubsituation auf der Schotterstraße zwischen Moneta und Castle Gardens (Castle Gardens Road)

Am Zielort angekommen, ist das nette Camperpaar von gestern wie erwartet immer noch vor Ort. Wir parken direkt neben ihnen und sie geben erst einmal einen Kaffee aus. Im Inneren des Campingwagens ist es gemütlich, wir bekommen die Ausrüstung gezeigt: fließendes Wasser, Betten und Kühlschrank, Solarzellen auf dem Dach, das wie ein Zelt aufgestellt ist, aber auf dem Anhänger vielleicht einen halben Meter über dem Erdboden seinen Fußboden hat.

Ich gehe dann in Richtung der Erosionen und Bodenformationen, und finde dort schließlich einen schönen Beobachtungsort, mit Blick nach Südosten und Südwesten, im Süden eine schöne buckelige Formation. Im Vordergrund ein sehr heller weißbeiger Boden, von Wasser ausgewaschen, eine wunderschöne Miniaturlandschaft, idealer Vordergrund für die Sonnenfinsternis in Weitwinkelaufnahme. Mir wird beim Tragen geholfen. auf einem kleinen Buckel baue ich meine 3 Stative auf, es ist gerade genug Platz dafür. Noch ist viel Zeit bis zum ersten Kontakt um 10:20 Uhr und ich gehe zu dem Campingwagen zurück. Im Auto finde ich noch meine ActionCam und das Gorillapodstativ dafür, das ich schon fast im Hotelzimmer vergessen wähnte. Dann geht es zurück zum Beobachtungsort in etwa 200 Metern Entfernung. Da ist dann auch bald der erste Kontakt, und die Aufnahme der ersten partiellen Phase bei 650mm beginnt.

10:22 MDT: Die Sonnenfinsternis hat begonnen

Mehrfach justiere und prüfe ich den Fokus anhand der gemachten Bilder. Anfangs ist das noch sehr schwierig, denn die Sonne ist sehr hell und das Display kaum zu erkennen. Nur mit einem Pullover zur Abdeckung ist an eine Fokussierung über das Display zu denken. Im Verlauf der partiellen Phase wird es aber problemlos möglich auch ohne Lichtschutz das Display zu erkennnen. Der Fokus ist knackig scharf, das kontrolliere ich gleich anhand der aufgenommenen Bilder der partiellen Phase. Eine markante Gruppe von Sonnenflecken werden nach und nach vom Mond bedeckt. Dann mache ich mich an den Scopos ED-APO 66/400 Refraktor und fokussiere. Ich lege einen Sonnenfilter auf. Hier soll die EOS450D fokal zur automatisierten Reihenfotografie zum Einsatz kommen.

10:57 MDT: Fleckenbedeckung

11:18 MDT: Erste partielle Phase über der Miniaturlandschaft

11:21 MDT: Landschaft während der ersten partiellen Phase

11:22 MDT: Die Eclipse geht voran, Einrichtung des Scopos 66/400 Refraktors

Die partielle Phase schreitet voran. Ich fotografiere die trockene Miniaturlandschaft mit ihren Auswaschungen, Berg- nud Tal-Formationen, Buckeln und Rissen, verlasse dazu auch meinen kleien Gipfel. Nun geht es immer mehr in Richtung Totalität, von Hitze keine Spur mehr. Es ist angenehm, kein Wind, der Himmel fahl. Ich geher zu meiner GoPro HERO3+ Black Edition ActionCam und nehme die Jacke weg, die ich als Schutz über die bereits zuvor auf einem Gorillapod aufgebaute ActionCam gelegt hatte. Nun starte ich das GoPro Video. Diesmal verwende ich dafür das GoPro ProTune Format, um ähnlich wie bei einer RAW-Datei Nachbearbeitungsmöglichkeiten in Kontrast und Dynamik ausnutzen zu können (dazu werde ich mir noch eine Software installieren müssen, weiß also dass ich auf die Bilder noch bis zu Hause warten muss). Dann gehe ich wieder auf meinen kleinen Gipfel und widme mich dem herrannahmenden Schatten. Im Westen ist das fahle Grau schon unverkennbar, noch ein paar Weitwinkelaufnahmen gemacht, bevor ich die Canon EOS600 auf ihre endgültige Position fokal hinter das Walimex 650-1300 bei 650 und f8 bringe. Auch starte ich den Timer für die Aufnahmesequenz der Canon EOS450D hinter dem Scopos APO-ED 66/400 Refraktor im 2-Sekunden-Takt. Die Sonnensichel ist schmal geworden, knackige Schatten beherrschen meine Arbeitsumgebung.

11:34 MDT: Das Licht wird fahl, 6 Minuten vor Totalität macht sich der Mondschatten im Westen bemerkbar

11:35 MDT: Sonnensichel 5 Minuten vor Totalität

Nun wird es spannend, die Sichel verkürzt sich. Ich starte die EOS600D im HD-Videomodus und greife zum Feldstecher, denn den hatte ich zwar schon oft zur Eclipse mitgenommen, aber dann immer nicht benutzt. Jetzt bin ich im Glauben, dass meine beiden Canon Kameras und die GoPro im Arbeitsmodus sind und ich mich der Beobachtung widmen kann.

Es ist soweit. Das letzte Licht der Sonne ist schwach genug für eine Beobachtung mit dem TS Adventure 10x42 Feldstecher. Die kleine Lichtwurst zerbricht, Perlenschnur und der dunkel Mond wird vor der Korona sichtbar, wie ein schwarzer Apfel. Das letzte Licht der Sonne streut sich im Cirrenfled rundherum, doch die Korona gewinnt oberhand und steht um den schwarzen Mond. Der ist nicht tiefschwarz, die Cirren geben dem Geschehen eine seidenartige Note. Ich setze den Feldstecher ab und sehe mit dem bloßen Auge: Nun sehe ich das zarte, leicht ins Türkis gehende Blau am Himmel rund herum. Die Korona scheint wie ein Schmetterling, dessen Flügel sich im Seidensamt des Himmels verlieren. Es wirkt alles relativ hell. Auch im Feldstecher sehe ich keine Protuberanzen, die verlieren sich im Hell der Korona und der Cirren.

Ich kontrolliere meinen Video in der Canon EOS650D und sehe Schwarz auf dem Display. Nein! Der Filter ist noch drauf. Der muss so schnell wie möglich weg! Mehrere Sekunden vergehen, bis ich die Tesafilmstreifen entfernt habe und den Filter herunterbekomme. Jetzt zeigt sich im Display fast nur Korona, also noch weiter unterbelichten, und dann passt das Bild. Jetzt mache ich mich an eine Aufnahme mit einer Sony DSC-HX90, die mit einer Schiene auf dem gleichen Stativ montiert eine Aufnahme des Himmels um die Korona herum ermölichen soll. Die Kamera hat sich inzwischen automatisch abgeschaltet. Bis sie eingeschaltet und 2 Fotos gemacht sind vergehen weitere Sekunden. Dann schalte ich das Video an der Canon EOS600 auf Fotomodus um, bekomme verschiende Belichtungszeiten, die ich auf dem Display nicht sehen kann, merke aber, dass sich das Rädchen der Kamera nicht weiter drehen lässt, ich also bei 1/4000 angekommen bin. Also wieder in die andere Richtung, und immer 2 mal gedrückt, denn die Spiegelvorauslösung ist wie geplant aktiv, damit die Aufnahmen ab ca. 1/100s nicht verwackeln.

11:41 MDT: Korona 2017

11:42 MDT: Protuberanzen 2017 (Ausschnitt)

11:42 MDT: Protuberanzen 2017 (Vollbild)

11:42 MDT: Totale Sonnenfinsternis 2017

Einmal geht mein Blick nach Süden, ich sehe die Dämmerungsfarben südwestlich von mir. Samtenes Oragange-Beige dominiert den Himmel am Horizont, begrenzt von der Buckel-Landschaft, die vor mir im Süden etwas über den Horizont ragt. Da wird es aber schon wieder recht hell. Ich fotografiere weiter bei 650mm und wechsle nicht wie geplant schon jetzt auf Weitwinkel. Erst als ich merke, dass das Licht rechts oben am Sonnenrand wieder hervorkommt und starke Streuungen durch die Cirren aufweist, nehme ich die Kamera ab, das bereit liegende 10-20mm Sigma Weitwinkelobjektiv auf, und die Kamera mit Objektiv nun auf das bereit stehene Stativ. Als ich das erste Bild mache, bemerke ich einen Halo rechts der Sonne und stelle Hochkant ein, um den Halo ganz auf das Bild zu bekommen. Inzwischen sind aber die wesentlichen Sekunden vergangen, die es noch ermöglicht hätten, im abziehenden Mondschatten die Dämmerungsfarben zu erwischen. Der Mondschatten zieht weiter, ich kann ihn nicht festhalten, da hilft es auch nicht, dass ich weiter und weiter den Auslöser betätige.

11:43 MDT: Chromosphäre und Korona Sekunden vor dem dritten Kontakt

11:43 MDT: Abziehender Modschatten (links) und Halo

11:43 MDT: Halo nach dem drittten Kontakt

11:36-11:40-11:44 MDT: Während der Totalität war der Halo verschwunden (Aufnahmen mit einer Sony DSC-HX90, nachträglich per Photoshop kontrastverstärkt)

Jetzt kontrolliere ich meine Canon EOS450D mit der Reihenaufnahme und stelle mit Erschrecken fest, dass der Filter immer noch locker vor dem Objektiv hängt. So ein Ärger, die Reihenaufnahme hätte so schön sein können. Ich brauche einige Zeit um mich zu beruhigen, nach fast 20 Jahren Erfahrung mit der Fotogafie von totalen Sonnenfinsternissen passiert mir doch noch dieser "Anfängerfehler"! Das regelmäßige Klicken des Auslösers und der visuelle Eindruck der Cirrenstrukturen um die schrumpfende Sonnensichel herum vermittelte mir den Eindruck, alles sei in Ordnung und liefe planmäßig. Dir kurz vor Totalität einsetzende Emotionalität zieht zu viel Hirnkraft, sodass die Kontrollfunktion zu stark nachgelassen hat. Fast wäre es mir ja ins Bewußtsein kommen können, nachdem ich an der Canon EOS600D gemerkt hatte den Filter zu entfernen, doch dieser Filter war ja nur leicht aufgesetzt. Das hat aber gereicht alle Bilder während der Totalität schwarz werden zu lassen.

Es steht wieder eine Sonnensichel da oben. Es ist nun Zeit, meine GoPro Aufnahme zu beenden. Ich gehe meinen Gipfel herunter zur Kamera. Diese Aufnahme scheint geglückt zu sein, doch das werde ich ja erst zu Hause kontrollieren können.

12:36 MDT: Zweite Partielle Phase

12:39 MDT: Landschaft während der zweiten partiellen Phase

Erfahrungsgemäß ist die zweite partielle Phase nicht mehr so interessatn wie die erste. Ich mache hin und wieder Aufnahmen der zunehmenden Sichel bei 650mm, und baue alle anderen Instrumente ab. Die Wärme nimmt zu, und da ich Hitze erwarte verstaue ich möglicht viel schon in meinem Teleskopkoffer. Nach dem vierten Kontakt noch ein Bild der ganzen Sonne und dann packe ich auch das Walimex ein. Inzwischen hat sich das nette Camperpaar von uns verabschiedet, sie kamen extra zu uns herunter. Sie haben heute noch einen langen Weg nach Denver vor sich. Als wir zum Auto gehen ist fast niemand mehr da. Nur noch wenige Autos sind in der Gegend zu sehen. Oben am Auto angekommen gibt es erst einmal mobiles Mittagessen im Auto, mit Blick auf unseren Beobachtungsort der totalen Sonnenfinsternis vom 21. August 2017.

13:13 MDT: Der vierte Kontakt ist vorüber, die Sonne ist wieder ganz

13:34 MDT: Nach Abbau der Beobachtungsinstrumnete geht es zurück zum Auto

Mittagspause im Auto: Blick auf den Beobachtungsort

Auf dem Rückweg nach Riverton gibt es zunächt freie Fahrt, Viele haben die Region bereits verlassen, doch vor Shoshoni stehen wir etwa eine Stunde im Stau. Dort wird der Verkehr manuell geregelt, und dabei anscheinend aus allen Richtungen gleich viele Fahrzeuge durchgelassen, obwohl es aus unserer Richtung viel mehr Verkehr gibt.

Eclipse Traffic vor Shoshoni

In Riverton gehen wir erst einmal ein Eclipse-T-Shirt suchen. Das Wyoming Eclipse T-Shirt, "politisch unkorrekt" mit dem Bild einer tief partiellen Phase einer Ringförmgen, gefällt mir, doch in XL gab es kein Exemplar mehr. Nach genauer Prüfung geht 2XL auch noch, also habe ich nun mein Eclipse-T-Shirt! Wir treffen Alexander Birkner und Wolfgang Ott, die aus gleichem Grund hier sind. Alexander ist glücklich über seinen Eclipse-Erfolg. Für 19 Uhr verabreden wir uns zum Essen mit der Gruppe im Cowboy Cafe, in dem sie gestern auch schon waren.

Einkaufsgegend in Riverton

Eclipse T-Shirts für Saros 145: 2017 Wyoming - 1999 Weil der Stadt

In der Zwischenzeit gibt es aber noch ein Eis beim Mac Donald's nebenan, bevor wir zu unserem Motel fahren. Die Dame des Motels konnte die Eclipse in Riverton sehen, die Wolken blieben weit genug weg.

Riverton in der Nähe des Cowboy Cafe

Zu um 19 Uhr fahren wir zum Cowboy Cafe, treffen dort die Gruppe aber nicht an. Zu Fuß zum Motel6, wo sie untergebracht sind, doch dort finden wir sie auch nicht, totz Nachfrage an der Rezeption. Also müssten sie doch am Cowboy Cafe sein, vielleicht gibt es einen Raum, den wir übersehen hatten? Und dem war tatsächlich so, sie waren in einem separaten Raum untergebracht, den ich dann doch entdecke. Wegen des fehlenden Handyempfangs konnte ich Dirks SMS nicht bekommen. Warum konnte er sie senden? Offensichtlich hat Vodafone, anders als die Telekom,  hier kein Roaming-Partnernetz.

Es ist eine nette Runde. Dabei sind unter anderem Dirk Ewers, Alexander Birkner und Wolfgang Ott, Hildegard Werth (die 2013 für das ZDF beim Eclipse-Flug von Bermuda mit an Bord war) und Johann Spuling, mit seiner Frau. Er war mit Dirk und mir im Januar 2011 zur partiellen Sonnenfinsternis auf dem Feldberg im Schwarzwald. Natürlich geht es auch um die nächste Totale Sonnenfinsternis, die am 2. Juli 2019 in Argentinien und Chile stattfindet. Mit einem Flug nach Buenos Aires wäre man schon in der Totalitätszone.

Nach einigen Gruppenfotos verlassen wir das Lokal, als es draußen schon dunkel ist und das letzte Licht der Dämmerung am Horizont steht. Auf dem Zimmer nutze ich die nächsten Stunden, um meine Bilder zu sichten und erste Bilder und Infos in das Internet und die Solar Eclipse Mailing List zu geben, und um zu sehen wie es bei Anderen gelaufen ist.

Dienstag, 22. August 2017

Nach dem Ausschlafen und Frühstück im Motel checken wir aus, die Koffer tragen wir über eine Treppe am anderen Ende des Gebäudes herunter und erreichen dort gleich unser Auto auf dem Parkplatz. Nach dem Einkaufen geht es zur Post. Ob sie offen sind und ob es noch Eclipse-Briefmarken gibt? Das Ziegelsteingebäude erinnert an Westernzeiten, es ist reger Betrieb, aber ohne Wartezeit. Und tatsächlich: Es gibt noch Eclipse-Briefmarken und dann halte ich einen 16er-Bogen in der Hand! Dort wo ich sie berühre scheint der Mond in der Sonne. Die Marken sind wärmesensitiv und zeigen den Mond in Wärme und Schwarz in Kälte. Die Korona drum herum ist immer zu sehen. Schöne Sache! Die Deutsche Post hat es 1999 leider versäumt für die Saros 145 Eclipse Briefmarken herauszugeben. Umso besser hat es jetzt die amerikanische Post gemacht, auf Grundlage eines Sonnenfinsternisbildes von "Mr. Eclipse", Fred Espenak.

Eclipse Stamps vor dem Post Office in Riverton

Nun haben wir alles in Riverton erledigt und fahren die Straße 26 weiter nach Westen in Richtung des Grand Teton Nationalparks. In Crowheart tanken wir, Google Maps hatte dort eine Tankstelle angezeigt, die wir dort auch finden. Modern: Klein aber fein, und außer dem Dinosaurier, der zur Tankstelle gehört sonst eigentlich nichts Auffälliges drum herum. Man hat den Eindruck, der Ort besteht nur aus der Tankstelle. Zuvor kommen wir an einer "Eclipse" auf Strohballen vorbei. Da nicht richtig gesehen drehen wir extra am nächsten Rastplatz um, um sie zu fotografieren. Im nächsten Ort Dubois werden wir an Wall oder Keystone erinnert: Vieles neu, touristisch orientiert, Westernstil. Der Wind River, an dem wir lange entlang fahren, liegt in immer schöneren Landschaften mit Bergen und Kliffen rundherum in vielen Farbtönen und Geometrien.

 

Eclipse an einer Farm zwischen Riverton und Crowheart

Tankstelle in Crowheart

Zwischen Crowheart und Dubois

Weiter nach Westen werden die Berge immer höher. Ja, es ist tatsächlich Schnee, der oben liegt. Es ist auch nicht mehr so heiß wie an den Tagen vor der Sonnenfinsternis. Die Landschaft hat sich allmählich verändert, wir kommen ins Gebirge. Bäume säumen die Berge, leider eine Menge abgebrannt, aber man hat den Eindruck die Natur erholt sich davon, neues Grün steht um das kahle Holz herum.

Mittags nutzen wir den Picknickplatz am Wind River Lake, in Dubois waren wir schon in einem Lokal, aber ges gab Wartezeit bis ein Tisch frei wäre, da sind wir nach ein paar Minuten wieder weggefahren. Das war eine richtige Entscheidung, denn an dem kleinen See ist es wunderschön. Die Sonne scheint, es ist Natur und Wildnis, ein Schild "Be Bear Aware" weist auf die Möglichkeit der Begegnung mit Bären hin. Nach unserer Pause erreichen wir unerwarteterweise kurz darauf die Kontinentalwasserscheide, und es geht wieder bergab. An einem Aussichtspunkt blicken wir erstmals auf die imposante Bergkette der Teton Berge.

Wind River Lake

Hinweisschild auf Bären

Blick auf die Teton Berge

Dann geht es in den Grand Teton Nationalpark, wir finden unsere Unterkunft für die kommenden Tage am Ostufer des Jackson Lake. Wir checken in die Signal Mountain Lodge ein, werden dabei zu Bären gebrieft, die man hier ggf. treffen könnte und bestücken unser Zimmer 159 in einem Vierfachhaus (zwei Zimmer oben, zwei unten). Die Sonne strahlt über dem See und dem Bergpanorama der Teton Berge von einem strahlend blauen Himmel in die etwas dunstige Luft.

Den Rest des Tages lassen wir es ruhig angehen, aber die tiefer kommende Sonne bereitet zahlreiche Fotomotive am Ufer des Jackson Lake, direkt vor unserer Unterkunft. Ich starte eine Reihenaufnahme über ca. 2,5 Stunden um den Sonnenuntergang herum.  Die Canon EOS450D habe ich dazu auf einem Gorillapod Stativ an dem Geländer vor unserer Unterkunft montiert.

Unsere Unterkunft in der Signal Mountain Lodge (Appartment-Zimmer unten links)

Sonne über dem Jackson Lake

Lichtspiele mit der Sonne am Ufer des Jackson Lake

Den Sonnenuntergang sehen wir von unserem Zimmer aus zum Abendessen mit zwei amerikanischen Sofibrillen (Filter in oragenen Tönen), die Teil des Welcome Package des Super8 Motel in Riverton waren. Die Sonne geht langsam an der Nordflanke eines Berges unter, ein paar Minuten haben wir sozusagen eine zweite Eclipse und genießen diese direkt von unserem Appartment-Zimmer aus.

In der Dämmerung entdecke ich nach einer kurzen Stellarium Recherche tatsächlich die junge 33 Stunden alte Mondsichel. Sie steht genau so, dass sie in einem Tal zwischen den Bergen untergeht, genau im tiefsten Punkt an diesem prächtigen Westhorizont.

Mond über dem Grand Teton Nationalpark am 22. August 2017 (einen Tag nach der Sonnenfinsternis)

 

Mittwoch, 23. August 2017

Heute ist ein Tag zur Entspannung angesagt. Wir frühstücken spät (bis 11 Uhr ist das möglich) und verbringen den Vormittag in und an unserem Zimmer mit dem herrlichen Blick. Zunächst scheint noch die Sonne, dann ziehen immer mehr Wolken auf, sodass wir entscheiden, auch am Nachmittag am Zimmer zu bleiben. Es ziehen Gewitter und Schauer auf, ein starker Wind bläst vom See auf uns zu. Abends gehen wir in das "Peaks" Restaurant, gehobene Klasse, sehr gute Küche, ich entscheide mich für eine Idaho Trout (Forelle) mit köstlichem Kartoffelpüree. Auf dem Zimmer zurück widme ich mich meinen Bildern und dem Reisebericht. Wegen der vielen Erlebnisse rund um die Sonnenfinsternis bin ich ein paar Tage in Rückstand geraten (aber das war bei anderen Sonnenfinsternis-Reisen auch schon so).

Gewitter und Schauer ziehen über den Teton Bergen und dem Jackson Lake auf

Als es dunkel geworden ist, haben sich die Wolken verzogen und die Milchstraße steht über den Teton Bergen. Das Zentrum unserer Galaxie geht gerade hinter den Bergen unter. Erst mit ISO 6400 kommt es fotografisch bei 30 Sekunden Belichtungszeit zur Geltung. Leider ist das Rauschen im Bild dann schon deutlich sichtbar.

Michstraße über den Teton Bergen (Canon EOS600, Sigma 10mm-20mm bei 10mm, 30s, f3,5, ISO6400)

 

Donnerstag, 24. August 2017

In der Nacht werde ich zweimal wach und nutze das für Sternebeobachtung, einmal gegen 3 Uhr und einmal gegen 5 Uhr zum Beginn der Morgendämmerung. Der große Wagen steht tief am Nordhorizont, das Sternbild Stier steht über den Nachbarhäusern der Lodge, die Andromeda Galaxie direkt im Zenit über mir. Richtig dunkler hHimmel lässt die Sterne so unheimlich schön leuchten, und in einer viel größeren Zahl. Bevor ich mich wieder hinlege starte ich eine weitere Aufnahmesequenz der Canon EOS450D mit Sigma 10-20mm Objektiv (wieder mit Gorillapod am Geländer) mit einem Bild pro Minute und einem weiteren 4GB Chip. Diese läuft noch lange nach Sonnenaufgang als ich wieder wach bin. Kurz vor dem Frühstück ist der Chip voll und ich bringe die Kamera hinein.

Taurus über der Signal Mountain Lodge (Canon EOS600D, Sigma 10mm-20mm bei 10mm, 30s, f3,5, ISO1600)

Andromeda Galaxie (Canon EOS600D, Canon 50mm, 10s, f1,8, ISO6400)

Milchstraße in der beginnenden Morgendämmerung über den Teton Bergen (Canon EOS600D, Sigma 10mm-20mm bei 12mm, 20s, f3,5, ISO3200)

Nach dem Frühstück fahren wir durch den Nationalpark und entscheiden uns für eine südliche Route (morgen geht es dann die nördliche Route Richtung Yellowstone Nationalpark). Zunächst fahren wir auf den nahe gelegenen Gipfel des Signal Mountain. Ganz ober ist ein Parkplatz. Der Blick geht über die weite Ebene des Snake River und die umliegenden Berge von Nord über Ost nach Süd. An einer weiteren Stelle etwas weiter unten gibt es dann auch einen Blick auf die Teton Berge, und ganz weit unten einen Teich mit Seerosen und zahlreichen Libellen, die alleine oder zu zweit im Gras ummherfliegen.

Blick vom Signal Mountain in die Ebene des Snake Rivers

Libellen unterhalb des Signal Mountain

Für unser heutiges Picknick entscheiden wir uns für einen Ort unterhalb der Teton Berge. Hier gibt es einige Seen, aber auch Wolken, die sich um die Berge herum immer wieder bilden. Wir machen eine kleine Wanderung an den mit einem Fluss verbundenen Seen. Das Gebiet ist recht gut besucht,die Rehe die wir sehen sind an die enschen gewöhnt und lassen sich problemlos fotografieren.

Reh im Grand Teton Nationalpark

Unterhalb der Teton Berge

Danach geht es mit dem Auto am Alice Lake vorbei wieder zurück zur Lodge, wo wir wohl so gegen 17 Uhr ankommen. Wir ruhen uns kurz aus. Dann unter die Dusche und Abendessen, wieder im Peaks Restaurant. Der Mond ist heute wegen hinter den Teton Bergen aufziehender Wolken nicht mehr zu sehen, wie er hinter den bergen untergeht. Ich stelle heute meinen Bericht vom Eclipsetag schließlich fertig.


Freitag, 25. August 2017

Vor dem Frühstück packen wir schon die meisten Sachen zusammen, denn heute geht es in den nächsten Nationalpark, den benachbarten Yellowstone. Die Route führt uns nach Norden. Wir halten noch einmal an zwei Aussichtspunkten, es hat sich aber örtlich Regen ausgebreitet, der die Sicht auf die Berge trübt. Weiter im Norden, in einem kleinen Gebiet zwischen Yellowstone und Grand Teton Nationalparks namens "John D. Rockefeller Jr. Memorial Parkway" halten wir in einem Bereich abgebrannter Bäume. Nach der nachwachsenden Vegetation zu urteilen, muss der Brand vielleicht ein Jahr her sein. Bunte Blüten diverser Blumen haben sich unter den verkohlten Baumstämmen ausgebreitet. Ein eindrucksvolles kontrastreiches Bild, das auch Sterben und neues Leben in der Natur aufzeigt.

Dann geht es durch das Südgate des Yellowstone Nationalparks weiter, immer wieder verbrannte Bereiche, die wieder ergrünt sind. Teilweise auch mal ein Gebeit, wo vielleicht 20 Jahre alte Jungbäume stehen, und nur noch vereinzelt ausgeblichene Stämme vermutlich auch ausgebrannter Altbäume. Das immer mal wieder auftauchende Feuer ist hier Teil des Ökosystems.

Blumen blühen unter verbrannten Bäumen

An einem Wasserfall in der Nähe der Straße namans Lewis Falls ist auf einmal so viel Verkehr wie in einer Großstadt, man kommt kaum über die Straße, und dann ist es plötzlich Ganz leer. Grund ist eine Baustelle, die hier manuell verkehrsgereget wird. Zwei Männer mit einem Stop-Schild lassen uns anhalten und lange warten. Wir sind dann das erst Fahrzeug in einer geführten Kolonne. Die einspurige Verkehrsführung wegen einer Baustelle am Lewis Lake wird so abgewickelt.

Kolonnenfahrt an einer Baustelle vorbei im Yellowstone Nationalpark

Wir fahren weiter zur Grant Village Picknic Area. Hier ist es sogar etwas frisch im Schatten der Pinienbäume. Nach dem Picknick finden wir auf der anderen Seite des von Bäumen umgebenen Parkplatzes einen Weg zum nahe gelegenen Yellowstone Lake. Wir gehen herunter und es öffnet sich ein atemberaubender Blick auf einen grauen Strand, der an einer Flussmündung in eine Sandbank übergeht und auf dem ein lebendiger und ein toter Baum steht, daneben ein Baumstamm. Der Blick geht kilomerterweit über den stillen See, am gegenüberliegenden Ufer ein Wald der teils abgebrannt scheint, weiter am Horizont Berge, die ganz weit weg in das Blau des Himmels übergehen. Fast unwirklich diese Ruhe, diese Farben und der Himmel. Über der anderen Seeseite Regenwolken, an diesem Ufer scheint die Sonne durch leichte Cirren. Das Sonnenlicht reicht aus den dunklen Boden zu wärmen. Ich ziehe Schuhe und Strüpfe aus, genieße einen Gang durch das Wasser an dem flachen Ufer, und lasse meine GoPro HERO 3+ Black Edition ActionCam zu Wasser. Dann noch auf dem Baumstamm sitzen bis die Füße trocken sind.

Yellowstone Lake

Yellowstone Lake und Berge in der Ferne

Unsere Fahrt geht dann weiter Richtung Old Faithful Geysir. Eine hohe Kapazität an Parkplätzen und Zufahrtsstraßen, die bei weitem nicht ausgelastet ist. Dennoch versammln sich immer mehr Leute um den Geysir herum. Ich erfahre, dass der nächste Ausbruch zu um 18:04 Uhr vorhergesagt ist, mit 10 Minuten Varianz. Tatsächlich geht es ein paar Minuten vorher los. Zunächst beherrschen noch Wolken und ein sehr leichter Schauer die Szene, dann kommt die Sonne heraus, und als der Ausbruch stattfindet herrscht knallblauer Himmel. Die Sonnenstrahlen lassen das austretende Wasser des Geysirs in hellem Glanz erstrahlen. Das Spektakel dauert vielleicht so lange wie die Totalität der Sonnenfinsternis. Dann verlassen die meisten Leute den Platz. Wir gehen auf Empfehlung eines neben uns platzierten Fotografen noch weiter auf dem Gelände herum, denn es gibt zahlreiche andere Geysire und heiße Quellen, deren Dampf im Licht der tief stehenden Sonne zahlreiche Foto- und Videomöglichkeiten erzeugen. Eine Rangerin erzählt von dem Ausbruch des größten Geysiers der Welt in etwa 15 Laufminuten vor 20 Uhr. Das ist uns aber zu spät, denn wir wollen heute abend noch unser Hotel in West Yellowstone erreichen.

Ausbruch des Old Faithful Geysir (Nahaufnahme)

Ausbruch des Old Faithful Geysir mit der tief stehenden Sonne

Abziehender Regenschauer über dem Old Faithful Geysirfeld

Rabe auf dem Old Faithful Gelände

Zu Sonnenuntergang sind wir schließlich da. Auf der Strecke gab es zuvor ein paar kleine tierbedingte Verkehrsstockungen. In West Yellowstone checken wir im Kelly Inn ein, ganz in der Nähe des Parkausgangs. Auch hier kein Handyempfang, das WLAN funktioniert aber gut. In der Abenddämmerung gehen wir zu Fuß in das benachbarte Mac Donald's zum Abendesssen.
 

Samstag, 26. August 2017

Der heutige Tag steht ganz im Zeichen des Yellowstone Nationalparks. Nach dem Frühstück noch kurz Tanken und Einkaufen, dann geht es gut gerüstet in den Park, zunächst die Route die wir gestern gekommen sind. An einem Picknick-Platz (am Fountain Flat Drive) sind ein paar Adler zu sehen, die in der Nähe eines Flusses offensichtlich auf Beute aus sind. Die bekomme ich mit dem Teleobjektiv gut rein.

Raubvögel (Adler?) an einem Fluss am Fountain Flat Drive

Dann nutzen wir erneute einen Abstecher in eine Seitenstraße. Die Firehole Lake Drive präsentiert uns mehrere Geysire, den Fountain Geyser erleben wir bei einem Ausbruch.

Geysir / heiße Quelle am Firehole Lake Drive

Die nächste Station ist Grand Prismatic Spring. Um bereits auf den Parkplatz zu kommen, muss man sich im Stau einreihen. Die farbenprächtigen heißen Quellen wollen wir aber sehen und nehmen die Wartezeit von vielleicht 20 Minuten in Kauf. Auf den Bretterstegen um die heißen Quellen herum ist es allerdings recht voll. Mit Geduld geht das, und auch das Fotografieren ist möglich, immer darauf bedacht, dass nichts vom Brettersteg herunterfällt, da der Boden darunter labil ist und ein Betreten nicht in Frage käme. Im Gegenlicht kommt der Dampf aus den topfförmigen Wassergebieten dramatisch zur Geltung. Die Bodenfärbungen in hellblau-türkis bis gelbbraun-orange sind beeindruckend.

Grand Prismatic Spring: Turquoise Pool

Grand Prismatic Spring im Gegenlicht

Grand Prismatic Spring: Excelsior Geyser Crater

Nun haben wir aber genug Geysire gesehen und entscheiden uns nicht noch einmal zu Old Faithful abzubiegen, um zu warten bis der angeblich größte Geysir der Welt ausbricht. Stattdessen geht es weiter in Richtung Yellowstone Lake. Wir fahren am Nordostufer entlang. An einem Picknickplatz Am Nordufer des West Thumb (westlicher Teil des Yellowstone Lake) sehen wir uns um. Auf der anderen Seite der Straße hat es vielleicht vor 2 oder 3 Jahren gebrannt. Junge Bäumchen sind in der kahlen Stummelwüste zu erkennen, wie sie aus dem Boden emporkommen. Beim Blick auf den See und die Sonne darüber entdecke ich einen weißen Schmetterling. Bei einem der nächsten Picknickplätze machen wir dann aber Picknick, und genießen den Blick auf den See, ein abgelegener Ort, der erst über eine Seitenstraße zugänglich ist. Nach dem Essen gehe ich an den etwwa 10 bis 20 Meter tiefer gelegenen grauen Strand und mache Aufnahmen mit meiner ActionCam und der Canon EOS600D. De Strand ragt mit einer Spitze in den See, von da aus gibt es eien überraschend schönen Blick auf einem kleinen See im Strand, in dem Vögel schwimmen, ich erkenne sie nicht, es scheint so eine Art Mischung aus Enten Gänsen und Schwänen. Diese in dem kleinen See vor dem Hintergrund des großen Sees und den Bergen am Horizont, ein fantastisches Bild.

Weißer Schmetterling am Yellowstone Lake

Yellowstone Lake

Sonne über dem Yellowstone Lake

Wasservögel vor dem Yellowstone Lake

Weiter geht es nach Norden. Am Mud Volcano machen wir Station, ein brodelnder Schlammtopf. Daneben eine Höhle, aus der Wasser und Dampf heraussprudelt (Dragon Mouth Spring), und etwas weiter unten flaches bitzendendes Wasser.

Dragon Mouth Spring

Mud Volcano

Auf der weiteren Fahrt gibt es zwei Staus. Beim ersten stellt sich heraus, dass ein Bison die Straße benutzt. Schließlich geht es weiter, und wir sehen den Bison auf der Gegenfahrbahn uns entgegenkommen, in langsamen gemächlichem Gang. Und die Autos folgen ihm. Auch so kann ein Stau entstehen.

Stauverursacher im Yellowstone Nationalpark

Der nächste Stau ist ebenfalls durch Bisons verursacht. Eine Herde kreuzt die Straße, wir sind vielleicht 100 Meter dahinter. Als wir die Strecke passeiren sind die Bisons nicht mehr an der Starße, die Herde steht oberhalb auf einem Hang. Und dann sehen wir weitere Herden, u.a. vor dem Hintergrund des Yellowstone River und Bergen am Horizont. Bei der tiefstehenden Sonne ein beindruckendes Bild. Danach gibt es noch eine Herde nah an der Straße, auf der linken Seite im Gegenlicht. Einige Leute sind ausgestiegen und sind beachtlich nah an den Tieren, obwohl es im Park immer wieder Warnhinweise bezüglich der Gefährlichkeit dieser gehörnten Riesen gibt.

Bisons am Yellowstone River

An den Upper Yellowstone Falls halten wir und sehen uns den Wasserfall des Yellowstone Rivers an. Mit unglaublicher Geschwindingkeit schießt das Wasser durch eine Schlucht, bevor es in die Tiefe stürzt. Die Sonne ist am untergehen.

Upper Yellowstone Falls

Bei unserer weiteren Fahrt, nun Richtung Westen, nach West Yellowstone setzt die Dämmerung ein, es gibt es paar Gelegenheiten für Mondfotos aus freier Hand.

Mond über dem Yellowstone Nationalpark

Im Dunkeln kommen wir in unserem Hotelzimmer an und picknicken dort noch einmal, bevor unser Yellowstone Tag zu Ende geht.
 

Sonntag, 27. August 2017

Die letzte Etappe unserer Reise führt uns noch einmal in den Yellowstone Nationalpark, von dort dann zu unserer letzten Übernachtungsstation in Bozeman, nördlich des Parks, denn hier ist der Bozeman Yellowstone International Airport, den wir für die Nach-Hause-Reise nutzen. Nach dem Frühstück und Auschecken im Kelly Inn in West-Yellowstone fahren wir also noch einmal in den Park, und zwar auf der uns inzwischen bekannten Route bis zu den Geysiren in der Region des Old Faithful. Wir nehmen die Routen und Besichtigungsmöglichkeiten, die wir an den beiden Tagen zuvor verpasst oder aus Zeitgründen nicht mehr geschafft haben, und erleben zwei von dreien davon, und zwar die Fahrt über die Firehole Canyon Road. Der Fluss läuft am Rande der tief und steil abfallenden Caldera des Riesenvulkans entlang und bietet einen Wasserfall.

Firehole Canyon

Die zweite Aktion ist ein Spaziergang von einem Parkplatz südlich der Grand Prismatic Springs. Ohne Stau finden wir trotz vieler Autos noch einen Parkplatz und laufen ca. 20 Minuten durch ein Flusstal zu einem höher gelegenen Aussichtspunkt, von dem aus wir den Blick auf die größte der Grand Prismatic Springs haben. Der Gang durch die Mittagshitze hat sich gelohnt. Als bunter See liegt die vulkanische Quelle uns zu Füßen, und klein und zierlich sieht man die Holzstege mit den Menschen dazwischen liegen. Der Dampf ist kaum sichtbar, der kommt erst beim horizontalen Blick aus der Ferne zur Geltung. Mit dem Teleobjektiv vom Wanderweg aus scheinen die Menschen sich mit dem Dampf zu verbinden.

Grand Prismatic Springs

Die dritte Option lassen wir weg: die zeitliche Varianz eines Ausbruchs des angeblich größten Geysirs der Welt ist zu unklar, es ist heiß und und wir haben nur 4 bis 5 Stunden Zeit neben reiner Fahrtzeit, denn wir wollen nicht später als 19 oder 20 Uhr in unserem Hotel in Bozeman heute abend ankommen.

Es geht also wieder zurück bis zur Madison Junction und von da aus weiter nach Norden. Am Roaring Mountain machen wir kurz Station, unser Mittgs-Picknick machen wir am Sheepeater Cliff, einer Basaltformation in der Nähe eines Flusses. Wir sitzen eine Weile an einem kleinen Weg mit Blick auf den Fluss und freuen uns über die gelungene Reise und die vielen Eindrücke.

 

Fluss am Sheepeater Cliff

Bevor wir den Park verlassen fahren wir die Upper Terrasse Loop Drive und parken an den Terrassen, um sie uns von den weit verzweigten Laufstegen aus anzusehen. Dies ist ein weiteres Highlight des Parks, Ablagerungen vielfältiger Art in Farben und Formen, terrassenartig gestaffelt, teilweise tropfsteinförmig und brillant in der Sonne glänzend.

 

Mammoth Terrassen

Das ganze oberhalb eines Tals im Norden von uns. Vor dem Verlassen des Parks essen wir noch Eis in Mammoth, aus dem Shop besorge ich mir ein T-Shirt und ein Sweatshirt mit einem Yellowstone Design. Dann ist es soweit und wir verlassen den Park am Nordausgang, zuvor noch einige letzte fotografische Blicke vom letzten Haltepunkt vor dem Gate. Wir fahren die Straße 89 nach Livingston und von da aus die 90 nach Bozeman. Es geht die ganze Strecke bergab. Hinter uns lassen wir Berge, die mich an die Alpen am Bodensee erinnern, denn auch hier geht es nach Norden und wir lassen die Berge im Süden durch ein breiter werdendes Tal zurück. Erstanulich abwechslungsreich und schön die Formen und der Baumbewuchs der bergigen nud hügeligen Landschaft. Alles sehr trocken, es wirkt teilweise fast schon wie Wüste.

Gegen 19:30 Uhr erreichen wir unser Hotel, das La Quinta in Bozeman. Mit unserem Abendessen auf dem Zimmer gehen unsere Nahrungsmittelvorräte planmäßig gegen Null, und wir verstauen unsere Sachen bereits flugfertig in die verschiedenen Koffer und Taschen. Und dazwischen noch diese Zeilen am Laptop geschrieben.

 

Montag, 28. August 2017 und Dienstag, 29. August 2017

Nach frühem Aufstehen um 5:30 Uhr (auch schon mal wieder an die neue Zeitzone gewöhnen) Frühstück und Zimmer aufräumen gibt es noch beim Blick aus dem Fenster einen schönen Sonnenaufgang über Bozeman, Montana. Dann geht es zum nur wenige Kilometer entfernten Flughafen (gerade eine Autobahnausfahrt weiter westlich).

Sonnenaufgang über Bozeman (Montana)

Wir geben den Mietwagen ab, checken ein, warten auf unseren Flug. Nach etwa 1 1/2 Stunden geht es durch die Security und schließlich besteigen wir einen kleinen Regionaljet von United Airlines, der uns nach Denver fliegt. Wir überfliegen ein Teil der Gebiete, durch die wir in den letzten zwei Wochen gefahren sind. Ich erkenne Riverton am Ocean Lake, rund um wüstenartige Gebiete. Dann geht es über diverse Rocky Mountain Bergzüge wieder runter nach Denver, Anflug von Süden. Zuvor ist noch die Skyline im Dunst zu sehen und der Ort in der Nähe eines Stadions, von dem wir an unserem ersten Tag die Skyline von Denver gesehen haben.

Riverton

Unseren mehrstündigen Aufenthalt am Flughafen Denver verbringen wir in der United Lounge, dort auch Gelegenheit weitere Fotos zu bearbeiten, online zu stellen und meinen Bericht zu aktualisieren.

Dann geht es schließlich mit einer Lufthansa 747 zurück nach Frankfurt. Während der Nacht in hohen nördlichen Breiten sind Polarlichter zu sehen, die ich mit Hilfe meines Saugnapfstativs durch Befestigung der Kamera am Flugzeugfenster festhalten kann. Bis zu 4 Sekunden Belichtungszeit sind möglich, ohne flugbedingte Verwackler zu bekommen. Allerdings ist es dabei schwierig das Restlicht aus der Kabine vollständig abzuschirmen.

 

Sonnenuntergang zwischen Cirren

Polarlichter auf dem Flug von Denver nach Frankfurt

Später taucht die Venus auf, bereits einige Grad unter dem mathematischen Horizont sichtbar. Nach ein paar Stunden Schlaf findet dann schließlich die Landung am späten Vormittag bei bestem Sonnenwetter über Deutschland statt, der Anflug geht über das Rheingau und südlich von Mainz entlang.

Mainz

Gegen Mittag sind wir schließlich gut wieder zu Hause angekommen. Für die Fahrt vom Flughafen war ein etwas größeres Taxi nötig, wegen der vier Gepäckstücke plus Handgepäck. Und zu Hause das gleiche Wetter wie wir es an den meisten Tagen in den letzten zwei Wochen erlebt haben: Sonnig und mittags sommerliche 30 und mehr Grad warm.

Stephan Heinsius, im August 2017.

Impressum | Keimeno CMS