German  English

Die Turmblick-Finsternis von Costa Rica

Die ringförmige Sonnenfinsternis am 14. Dezember 2001 in Nosara, Costa Rica

Erlebnisbericht

Nach der so erfolgreichen Beobachtung der totalen Sonnenfinsternis am 21. Juni in Simbabwe wünschte ich mir schon kurz nach der Rückkehr aus Afrika die zweite Sonnenfinsternis des Jahres 2001 am 14. Dezember in Costa Rica mitzuerleben.

Ich nahm ein verlockendes Angebot aus dem Internet war und schloss mich einer amerikanischen Reisegruppe an, unter ihnen Fred Espenak, der "König der Finsternisjäger", bzw. "Mr. Eclipse" persönlich. Fred Espenak arbeitet als Wissenschaftler bei der NASA und gibt für bevorstehende Finsternisse alle notwendigen Berechnungen heraus, die weltweit von Wissenschaftlern und anderen Interessierten genutzt werden, um z.B. ihre Reisen in die Finsternisgebiete zu planen.

Am 5. Dezember setzte ich mich in eine 747 nach Miami, Florida. Nach einer einwöchigen Rundreise mit einem Mietwagen durch den Süden von Florida verbrachte ich vier weitere Tage in Costa Rica, noch einmal 2 bis 3 Flugstunden südlich von Miami. Am 13. Dezember, dem Tag vor der Sonnenfinsternis, machten wir (die Reisegruppe) eine Bootstour auf dem Rio Bebedero flussaufwärts und konnten die blühende Pflanzen- und Tierwelt des Urwalds Mittelamerikas erleben. Leguane, Affen, Krokodile und eine Vielzahl verschiedener Vögel bekamen wir zu Gesicht und vor unsere Kameras.

Reiherschwarm

Reiherschwarm am Rio Bebedero
Leguan

Leguan am Rio Bebedero

Wir benötigten für die Fahrt von San Jose, der Hauptstadt von Costa Rica bis zu unserem Beobachtungsort an der Pazifikküste den ganzen Tag, die mehrstündige Bootsfahrt eingeschlossen. Unser Hotel in Nosara, inmitten wunderschöner tropischer Gärten gelegen und nur wenige hundert Meter vom Pazifik entfernt, erreichten wir erst am späten Abend. Über den Palmen strahlten die Planeten Jupiter und Saturn, begleitet durch die Sterne des Winterhimmels und den Meteoritenschauer der Geminiden, dessen Exemplare in etwa die Helligkeit der beiden Planeten erreichten, durchschnittlich so etwa einer innerhalb weniger Minuten.Am nächsten Morgen, nach einem Bad im Pazifik am beeindruckend schönen, weitgehend naturbelassenen Strand von Nosara, nahm ich an einem Meeting der Gruppe in der Lobby des Hotels teil. Fred Espenak gab noch einige Informationen zur bevorstehenden ringförmigen Sonnenfinsternis, und für die Auswahl der besten Beobachtungsorte. Die komplette Gruppe beschloss, anstelle der Beobachtung am Strand sich Fred Espenak anzuschließen, der einer Einladung einer einheimischen Astronomengruppe folgte, von einem etwa ein bis zwei Kilometer nördlich gelegenen Turm zu beobachten.

Den Turm erreichten wir am späten Vormittag. Dieser gehörte zu einem Hotelkomplex, der sich gerade in Renovierung befand und bot auf mehreren Stockwerken einen ungestörten Blick in alle Richtungen. Ich positionierte mich, nur einige Meter von Fred Espenak entfernt, auf der zweiten Etage. Der herrliche Rundblick über die Küste und das Meer war fantastisch.

Hotelturm von Nosara

Der Beobachtungsort: Hotelturm von Nosara
Fernsehteam

Fernsehteam vor der Küste bei Nosara während der Sonnenfinsternis

Nach dem Aufbau der Beobachtungsinstrumente musste immer wieder eine kurze Regenpause eingelegt werden. Da ich keine parallaktische Montierung verwendete, die neu ausgerichtet hätte werden müssen, konnte ich recht schnell immer wieder meine Ausrüstung zur überdachten Mitte des Turms bringen.Am Nachmittag wurde es voller. Der Rest der Gruppe war inzwischen eingetroffen (die Leute ohne aufwändige Beobachtungsausrüstung). Zudem nutzten auch unsere Gastgeber diesen Ort zur Beobachtung, sowie einige Reporter von Zeitungen und Fernsehen aus Costa Rica. Von einem benachbarten Dach des Gebäudes wurde teilweise live übertragen und natürlich fehlten die Interviews mit "Mr. Eclipse" nicht.

15:11 Uhr (UTC-6h), erster Kontakt, und ein weitgehend wolkenverhangener Himmel. Von den Bergen her zogen jedoch einige größere Wolkenlöcher raus aufs Meer, in die Richtung, in der die Sonne stand. Nach etwa 20 Minuten war es soweit. Die verfinsterte Sonne kam nach und nach aus den Wolken heraus. Glasklares Blau des Himmels boten die Wolkenlöcher, und genauso klar die Haufenwolken und der Blick auf die partielle Sonnenfinsternis.Deutlich war zu erkennen, dass der Mond, der sich in die Sonne gelegt hatte, kleiner als die Sonne selbst war und sie nicht komplett bedecken würde.Nun kamen mein neuer Sky Watcher Refraktor (f=700mm, D=70mm) in Kombination mit einer fokal montierten Olympus OM1 Kamera sowie meine Canon EOS500N Kamera mit diversen Objektiven zum Einsatz. Wegen der Wolken fotografierte ich unter Beachtung höchster Vorsicht zum Teil ohne Filter.

partielle Sonnenfinsternis

15:38 - partielle Sonnenfinsternis

Aufgenommen mit einer Olympus OM1 hinter einem Sky Watcher Refraktor (D=70mm, f=700mm) 1/1000s belichtet auf Fuji100 Negativfilm.

partielle Sonnenfinsternis

15:45 - partielle Sonnenfinsternis

Aufgenommen mit einer Canon EOS500N und 75-300 Canon Telezoom mit 2xTele-Converter bei 600mm, automatisch belichtet auf Fuji100 Negativfilm.

Leider zogen nach 10 bis 12 Minuten wieder Wolken vom Land nach. Von Süden bewegte sich eine Regenfront in Richtung des Horizonts unterhalb der Sonne.

Nur gegen 16:00 Uhr zeigte sich die Sonne für einige Sekunden in einem winzigen Wolkenloch noch einmal. Dies konnte ich nur mit meiner Sony Videokamera DCR-VX700E mit 2-fach Telekonverter (entspricht 840mm Kleinbildbrennweite) festhalten. Auch vorher konnte ich Videoaufnahmen von der Sonnenfinsternis bei gleicher Brennweite machen.

Nach 16 Uhr wurde uns kein weiterer Blick auf die Schönheit der Eclipse erlaubt, denn nun schlossen sich die Wolkenlöcher bevor sie die Sonne erreichten, bzw. zogen sie an ihr vorbei. Es wurde dunkler und kühler. Zwischen dem zweiten und dem dritten Kontakt (16:30-16:34), also während der Ringförmigkeit, war es deutlich dunkler, jedoch waren noch Sonnenstrahlen durch entfernte Wolkenlöcher sichtbar.

Horizont bei Ringförmigkeit

16:34 - Horizont während der Ringförmigkeit

Aufgenommen mit einer Canon EOS500N und Canon 24-85mm Objektiv bei 24mm, 1/30s belichtet bei f3.5 auf Fuji100 Negativfilm.

Dann wurde es wieder heller. Größere Wolkenlöcher über der Küste zeigten den Blick auf von der Sonne angestrahlte Wolken über uns. Sie verfärbten sich von weiß in rosarot, und die noch partiell verfinsterte Sonne ging für uns nicht sichtbar hinter den Wolken unter. Trotz der vielen Wolken war es wunderschön. Die Sonnenfinsternis erschien nur kurz, aber in der Schönheit dieses mittelamerikanischen Landes.

Der Abbau der Beobachtungsinstrumente dauerte noch bis in die Dunkelheit.Nach der Rückfahrt nach San Jose am 15. verließ die Gruppe, jeder mit individuellem Flug, am 16. Dezember wieder Costa Rica. Bevor ich nach Hause zurückkehrte verbrachte ich noch einen schönen sonnigen Vormittag in Miami Beach, um dann rechtzeitig vor Weihnachten wieder in die Dunkelheit des deutschen Dezembers einzutauchen.

Stephan Heinsius, geschrieben während des Rückflugs von Miami nach Frankfurt am 17.12.2001, Erfassung auf dem PC am 18.12.2001, Korrekturen und Konvertierung in HTML am 20.12.2001, Hinzufügen der Bilder am 22.01.2002.
 

Gestaltung und Inhalt: Stephan Heinsius, D-63303 Dreieich, ©SH 2001 - all rights reserved


 

Impressum | Keimeno CMS